Im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum der Semmelweis Universität werden jedes Jahr im Durchschnitt etwa fünfzig Herztransplantationen durchgeführt. Bislang mussten sich die Transplantationspatienten im ersten Jahr nach der Operation jeden Monat einer Herzmuskelbiopsie unterziehen, um eine mögliche Abstoßung des neuen Organs zu überprüfen. Mit dem neuen molekularen Labortest, der vor fast einem Jahr in die klinische Praxis eingeführt wurde, können Anzeichen für eine Schädigung der Herzmuskelzellen mit einem einzigen Röhrchen Blut nachgewiesen werden, ohne das invasive Verfahren durchführen zu müssen. Mit dem Labortest, der am Institut für Pathologie und experimentelle Krebsforschung der Universität eingeführt wurde, sind bisher einhundertfünfzig Bluttests statt Herzmuskelbiopsien durchgeführt worden.
Bei einer Herztransplantation ist es besonders wichtig, die Funktion des neuen Organs während des ersten Jahres genau zu überwachen. Das Immunsystem erkennt das transplantierte Organ als Fremdkörper, so dass sich im Herzen eine Entzündung, die sogenannte Abstoßung, entwickeln kann, die durch medikamentöse Therapie mit dem Ziel, die Abwehrkräfte des Immunsystems zu schwächen, verhindert wird. Da die Abstoßung ab einem bestimmten Punkt zu irreversiblen Schäden führen kann, ist es sehr wichtig, den Zustand des Patienten kontinuierlich zu überwachen“ – erklärt Dr. Balázs Sax, Assistenzprofessor im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum und Leiter des kardiologischen Teams, das sich um die Herztransplantationspatienten kümmert.
Nach dem bisherigen Protokoll wurde über einen venösen Zugang (Halsvene) 12-Mal im ersten Jahr nach der Transplantation eine Biopsie des Herzmuskels entnommen. Die daraus gewonnene Probe wurde dann einer histologischen Untersuchung unterzogen, um Rückschlüsse auf den Abstoßungsprozess zu ziehen.
Dieser invasive und unangenehme Test wurde durch einen neuen molekularpathologischen Labortest ersetzt, der in der Abteilung für molekulare Diagnostik des Instituts für Pathologie und experimentelle Krebsforschung eingeführt wurde und der für die Patienten wesentlich weniger belastend ist und wozu ein einziges Röhrchen Blut nötig ist
– erklärt Dr. Tímea Teszák, Kardiologin im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum, die eine wichtige Rolle bei der Einführung der Methode in Ungarn gespielt hat.
„Bei diesem innovativen neuen Verfahren, das in Mittel- und Osteuropa nur an der Semmelweis Universität zur Verfügung steht, testen wir die DNA-Menge im Blut des Patienten, die von dem transplantierten Spenderorgan stammt. Wenn das neue Organ gut funktioniert und der Abstoßungsprozess noch nicht eingesetzt hat, ist die Menge der vom Spender stammenden DNA-Molekülen, die im Blut zirkuliert, gering. All dies können wir mit einem hochempfindlichen Test auf der Grundlage der neuen Generation von Sequenzierungstests aus dem Blut von Transplantationspatienten feststellen“ – sagte Dr. Csaba Bödör.
Der Professor des Instituts für Pathologie und experimentelle Krebsforschung der Semmelweis Universität wies darauf hin, dass diese Blutproben bisher nur zu hohen Kosten und mit langen Vorlaufzeiten an amerikanische oder westeuropäische Servicelabors zur Analyse geschickt werden konnten. Mit der im Molekulardiagnostiklabor des Instituts für Pathologie und experimentelle Krebsforschung – mit Unterstützung der GeneTiCA GmbH – installierten Ausrüstung kann die Analyse der im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum entnommenen Blutproben jedoch vor Ort in 3-4 Tagen durchgeführt werden“ – fügte der Professor hinzu.
Die molekularen Analysen werden derzeit von der ungarischen Krankenkasse nach dem Prinzip der Einzelfallgerechtigkeit bezuschusst. In Zukunft können die neu eingeführten molekularen Tests je nach Kapazität auch bei Patienten eingesetzt werden, bei denen eine Lungen- oder Nierentransplantation durchgeführt wurde.
Orsolya Dávid
Photo: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák