Forscher der Semmelweis Universität wenden eine Methode an, die bereits in der Krebstherapie eingesetzt wird, aber in der Zahnmedizin völlig neu ist, um Parodontalerkrankungen zu bekämpfen. Im Gegensatz zu früheren Methoden zielt die Therapie nicht auf Bakterien ab, sondern verlässt sich auf die körpereigene Immunantwort, um die Entzündung zu beseitigen.
Die Entzündung des Zahnfleischs und des Zahnhalteapparats, die vor allem durch schlechte Mundhygiene verursacht wird, betrifft weltweit 20-50 Prozent der Weltbevölkerung. Deshalb wurden neben den traditionellen Methoden wie Zahnsteinentfernung, chirurgische Eingriffe, nach alternativen Methoden von den Zahnärzten der Semmelweis Universität gesucht.
Im Gegensatz zu früheren Praktiken gingen wir das Problem nicht vom Standpunkt des Erregers aus an, sondern nutzen wir die Zellen des körpereigenen Immunsystems, um die bestehende Entzündungskrankheit zu behandeln
– sagt Dr. Zoltán Géczi, Assistenzprofessor an der Abteilung für Prothetik der Semmelweis Universität und Erstautor der Studie, in der die neue Methode beschrieben wird.
Die Forscher zielen auf eine Gruppe weißer Blutkörperchen, die sogenannten Makrophagen, ab, von denen eine Art für die Linderung von Entzündungssymptomen verantwortlich ist, während die andere sie verstärkt. Ziel ist es, letztere zu inaktivieren und ihre Umwandlung in entzündungshemmende Makrophagen zu fördern, indem ein Folsäure-Silber-Komplex eingesetzt wird, der gezielt auf die entzündeten Zellen wirkt.
Folsäure ist für die Zellteilung verantwortlich, während Silber, das für seine bakterientötenden und antiviralen Eigenschaften bekannt ist, mit Folsäure verbunden wird, um Makrophagen abzutöten. Dies ist notwendig, weil der Körper über mehrere Barrieren verfügt, um Organe, Zellen usw. vor schädlichen Substanzen zu schützen. Die gleiche Barriere verhindert jedoch auch den Eintritt des Wirkstoffs, der zur Bekämpfung von Krankheitserregern und Entzündungen benötigt wird. Deshalb wird er als „trojanisches Pferd“ getarnt, um in die Makrophagen zu gelangen.
Folsäure ist ein wichtiger Bestandteil des zellulären Stoffwechsels, kann aber vom Körper nicht selbst hergestellt werden und muss daher von außen zugeführt werden. Erleichtert wird die Aufnahme durch Folsäurerezeptoren auf der Zelloberfläche, von denen es in Entzündungsgebieten deutlich mehr gibt als in gesunden Zellen, was für eine gezielte Therapie von besonderem Vorteil ist.
Eine weitere wichtige Voraussetzung für das Eindringen in die Zelle ist, dass die Stoffe klein genug sind. Daher verwendeten die Ärzte Silber und Folsäure im Nanometerbereich (1 Millionstel Millimeter), da sie in einer größeren Größe nicht in die Zelle eindringen können. In der Zelle angekommen, zerfällt der Komplex und das Silber zerstört die Makrophagen, die die Entzündung aufrechterhalten, wodurch die Entzündungssymptome zurückgehen.
In der Praxis würde der oben beschriebene Wirkmechanismus lokal in der Mundhöhle ablaufen. Das „verpackte“ Medikament könnte von Zahnärzten der Semmelweis Universität oral an die entzündeten Stellen verabreicht werden.
Die Laborversuche laufen bereits; wenn das Produkt fertig ist, wird es – in Form von Mundwasser oder Gel – lokal in der Mundhöhle angewendet werden, um die Zahnsteinentfernung und die chirurgische Behandlung zu ergänzen“
– sagt Dr. Zoltán Géczi.
Abhängig von den Test- und Zulassungsverfahren könnte dies in etwa 2-3 Jahren der Fall sein.
Zsófia Végh
Photo: Semmelweis Universität – Bálint Barta, Illustration: iStock
Übersetzung: Judit Szlovák