Sport, Kunst, öffentliches Leben, Wirtschaft und Beruf – wie in den vergangenen Jahren bot die Semmelweis-Sommeruniversität auch dieses Jahr eine breite Palette an Aktivitäten – betonte Dr. Péter Hermann, Vizerektor für Bildung, der gemeinsam mit dem anderen Organisator der Veranstaltung, Dr. Tamás Hegedüs, Alumni-Direktor, die Studierenden im Zentrum für Vorklinik begrüßte. Für das zweitägige Programm, für das pro Tag ein Kreditpunkt vergeben wurde, haben sich insgesamt 1.800 Studierende registriert, 1.200 ungarische und 600 internationale Studenten.
Offenheit ist die Kernbotschaft der Sommeruniversität, die zum fünften Mal veranstaltet wurde und im Rahmen des 250. Jubiläums der Gründung der Universität stattfand – sagte Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität. Als Semmelweiser Bürger wollen wir nicht nur die Besten in der Medizin und im Gesundheitswesen werden, sondern auch offen für die ganze Welt und füreinander sein. „Kontinuierliche Entwicklung ist wichtig, und einer der Hauptfaktoren dafür ist das Zusammensein, das Kennenlernen der Ideen der anderen. Auf diese Weise wird die Semmelweis-Familie gestärkt“, betonte der Rektor. Wie er sagte, hält er es für wichtig, dass sich die Studierenden während der beiden Tage der Sommeruniversität mit ihren Dozenten und der Universitätsleitung informell treffen können, bevor das Semester beginnt. So erhalten sie Einblicke in die Zukunftspläne der Universität und erfahren, wie sie sich als Studierende in die Verwirklichung der Ziele der Universität einsetzen und die Semmelweis-Gemeinschaft weiter gestalten und bereichern können.
„Es ist ein tolles Gefühl, heute in Ungarn zu studieren, und durch den Modellwechsel im Hochschulwesen kann die ungarische Kreativität und das Wissen, das wir haben, noch mehr entfaltet werden“ – sagte Balázs Hankó, Staatssekretär für das Hochschulwesen, der nach der Begrüßungsrede den ersten Vortrag des Tages hielt. Er erinnerte daran, dass die vier Schlüsselwörter des Modellwechsels Autonomie, Wettbewerbsfähigkeit, Flexibilität und Berechenbarkeit lauten und dass die eingeschlagene Richtung stimmt, wie die verbesserten Ergebnisse in den Weltranglisten, die hervorragenden wissenschaftlichen Veröffentlichungen und die steigende Zahl der Patente zeigen. Auch die Studierenden werden von den Veränderungen profitieren, da ein größerer Schwerpunkt auf Bereiche wie verstärkte Betreuung, Verringerung der Studienabbruchquote, universitäres Talentmanagement, Sportleben und Internationalisierung gelegt wird. „Die Semmelweis Universität ist ein hervorragender Umsetzer dieser neuen Struktur- und Modelländerung und ist im Bereich der Hochschulbildung in Ungarn international führend“ – sagte er.
Anschließend führten der Rektor und der stellvertretende Rektor ein Gespräch mit dem Staatssekretär. Dabei ging es auch um die Änderung des ungarischen Zulassungssystems, das den Universitäten ab dem nächsten Jahr noch mehr Freiheit bei der Organisation der Zulassungen einräumt, einschließlich der Frage, warum sie zusätzliche institutionelle Punkte vergeben können, und ob sie mündliche Gespräche führen oder Eignungstests durchführen.
Im nächsten Block stellten sich die Leiter der Universität den Studierenden im Rahmen des Programms „Haben Sie einen Kaffee mit den Universitätsleitern“ vor. Zunächst stellte Dr. Béla Merkely die Universität vor und wies darauf hin, dass 35 Prozent der 16.000 Studierenden in der fremdsprachigen Ausbildung eingeschrieben sind und sie kommen aus 110 Ländern der Welt. Die Universität hat sechs Fakultäten, der Unterricht findet in drei Sprachen auf sechs internationalen Campus statt, und die Doktorandenschule hat 13 Abteilungen. Von den mehr als 11 000 Mitarbeitern sind über 4 500 Ärzte und medizinische Fachkräfte, die in fünf klinischen Blöcken in 40 klinischen Einheiten arbeiten und fast zweieinhalb Millionen Fälle pro Jahr behandeln. Mehr als 1 400 Forschungslehrer arbeiten an der Universität, wo mehr als 300 Forschungsgruppen, 1 006 Doktoranden und 51 MD-PhDI-Studenten tätig sind. 150 Forschungsstipendien stehen zur Verfügung und die Universität verfasst jährlich mehr als 1 500 Veröffentlichungen. Der Rektor sprach auch über das umfangreiche Alumni-Netzwerk der Universität, das sich auf 79 Länder erstreckt. „Das Ziel ist, dass sich die Absolventen für immer als Semmelweis-Bürger fühlen sollen“ – sagte er.
Dr. Lívia Pavlik, Kanzlerin der Semmelweis Universität, betonte, dass die Semmelweis Universität neben ihrer Lehr-, Forschungs- und Heilungstätigkeit auch ein seriöses Wirtschaftsunternehmen mit einem Jahresbudget von rund 200 Milliarden Forint sei. Die infrastrukturellen Entwicklungen und Investitionen belaufen sich auf Milliarden von Forint, fügte sie hinzu. Dr. Péter Hermann sprach über die Aufgaben des Vizerektors für Bildung, zu denen es gehört, den administrativen Rahmen für die Studierenden so motivierend wie möglich zu gestalten, damit sie so viel wie möglich lernen und so gut wie möglich vorbereitet sind. Dr. Éva Feketéné Szabó, Vizerektorin für Strategie und Entwicklung, betonte, dass ein wichtiges Element der Strategie darin bestehe, das Ansehen der Universität zu steigern, wozu die neuen Erstsemestler mit ihren hohen Zulassungs-Punktzahlen bereits beigetragen hätten. Sie betonte die Rolle der Humanressourcen der Semmelweis Universität, die einen starken Hintergrund für die Verwirklichung der strategischen Ziele bieten.
Dr. Attila Szabó, Vizerektor für klinische Angelegenheiten, wies darauf hin, dass die Kliniken neben der Patientenversorgung auch Orte der Bildung und Forschung seien und die Studierenden hier, am Krankenbett am meisten lernen können, was Teamarbeit bedeute. Dr. Alán Alpár, Vizerektor für internationale Bildung sprach über die große Chance, indem die ungarischen Studierenden – durch den hohen Anteil ausländischer Studierenden – andere Kulturen kennenlernen können. Eine wichtige Aufgabe sei es, ungarische und ausländische Studierende einander so nahe wie möglich zu bringen. Dazu dienen u.a. die englischen Sprachkurse für ungarische Studierende. Dr. Péter Ferdinandy, Vizerektor für Wissenschaft und Innovation, sagte, dass die Studierenden durch Zulassung zur Semmelweis Universität Zugang zur internationalen Bastion der Gesundheitswissenschaften erhalten haben und somit die Möglichkeit haben werden, die Wissenschaft und neue Ergebnisse selbst zu gestalten. Der erste Schritt dazu sind die wissenschaftlichen Studentenkreise, und ab dem fünften Jahr kann auch PhD gestartet werden.
Das Programm umfasste auch eine Präsentation über nachhaltige Entwicklung und grüne Lösungen von Daniella Deli, stellvertretende Staatssekretärin für Klimapolitik, sowie eine Diskussion über aktuelle politische Themen zwischen András Schiffer, ehemaligem Parlamentsabgeordneter, Dr. Béla Merkely, Rektor und Dr. Péter Hermann, stellvertretendem Rektor der Semmelweis Universität.
Die Vormittagssitzung endete mit einer Diskussion über die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens, an der als Gast des Rektors Dr. Péter Takács, Staatssekretär für Gesundheitswesen im Innenministerium, teilnahm. Laut Aussage des Staatssekretärs hat im vergangenen Jahr im ungarischen Gesundheitswesen ein Prozess begonnen, auf den wir seit fast 30 Jahren gewartet haben, da es in diesem Sektor davor keinen systemischen Wandel gegeben hat und das mitgebrachte sozialistische Versorgungssystem weder die Ressourcen noch die Entscheidungspunkte an die richtige Stelle gesetzt hat. Das Ziel der Regierung ist es daher, die Entscheidungspunkte und die verschiedenen Ebenen der Pflegeorganisation auf die richtigen Verwaltungsebenen zu verlagern. Die Primärversorgung sollte auf Kreisebene organisiert und die Mittel so zugewiesen werden, dass ein optimaler und gerechter Zugang gewährleistet ist – fügte der Staatssekretär hinzu und wies darauf hin, dass der Gesundheitssektor nach dem Militär in den vergangenen vier Jahren die meisten Mittel erhalten habe. Bezüglich weiterer Pläne hob er die Erhöhung der Gehälter des Fachpersonals hervor, die im kommenden März unter Berücksichtigung der Kompetenzen fortgesetzt wird, sowie die Verbesserung des Gesundheitsbewusstseins in der Bevölkerung.
„Wir werden die begonnenen Prozesse fortsetzen“ – sagte der Staatssekretär und fügte hinzu, dass in der nächsten sechsmonatigen Gesetzgebungsperiode wichtige Schritte geplant seien, um die Kompetenzen der Primärversorgung zu erweitern. Hausärzte werden mehr Befugnisse zur Verschreibung von Arzneimitteln und medizinischen Hilfsmitteln sowie mehr Befugnisse zur Ausstellung von Diagnoseempfehlungen erhalten. Die Erweiterung der Befugnisse wird auch für Fachärzte gelten“ – erklärte der Staatssekretär. Das System der Vorsorgeuntersuchungen muss grundlegend überarbeitet werden, und auch die Erweiterung der organisierten Vorsorgeuntersuchungen und des Zugangs zu ihnen ist geplant – sagte Dr. Péter Takács. In Bezug auf die gesunden Lebensjahre erwartet der Staatssekretär einen signifikanten Gewinn von dem Konzept, Gesundheitsscreenings ab dem Alter von 25 Jahren in der gleichen Tiefe wie die derzeitigen Manager-Screenings durchzuführen und die Problemfälle an geeignete Stellen des staatlichen Versorgungssystem zu verweisen. Auch die Arbeitsmediziner sollen bei der Ausweitung der Vorsorgeuntersuchungen eine größere Rolle spielen. Der Staatssekretär erwähnte auch, dass ein einheitliches Labor-Netzwerk entwickelt wird.
Zur Frage der Finanzierung erklärte der Staatssekretär, dass das Ziel der Reform darin bestehe, die Patientensicherheit zu erhöhen, so dass die Krankenhäuser, die in Bezug auf die Patientensicherheit bessere Leistungen erbringen, bevorzugt werden. Komplexe, geräteintensive Eingriffe werden zentralisiert, und die medizinischen Universitäten, die eine unverzichtbare Rolle bei der Versorgung spielen, werden die Gewinner dieser Maßnahme sein – meinte der Staatssekretär. Auch die Angleichung der Finanzierung zwischen über- und unterfinanzierten Berufen hat begonnen. In der stationären Pflege müssen wir ein Finanzierungsumfeld schaffen, in dem sich alle wohlfühlen“ – sagte er. Das neue Modell wird in Modellkrankenhäusern getestet, es ist ja nicht in Stein gemeißelt, es wird laufend überwacht und, wenn nötig, korrigiert“ – erklärte der Staatssekretär.
Dr. Péter Takács wies außerdem darauf hin, dass die Fallzahlen im Gesundheitssystem bereits 95 Prozent des Niveaus vor der COVID 2019 erreicht haben, und auch die Aufarbeitung des Rückstands bei den Eingriffen schreite sehr gut voran – betonte er und fügte hinzu, dass er einen Rückgang der Fallzahlen um 10 Prozent erwarte, wenn das Gesundheitssystem den kompletten Rückstand aufhole. Es wird erwartet, dass es nach dem Auslaufen des Dankesgelds nicht mehr so viele unnötige Eingriffe geben wird.
Am Nachmittag hörten die Teilnehmer einen Vortrag über die kriminellen Risiken im Gesundheitswesen, gefolgt von einer Diskussion mit dem ersten ungarischen Astronauten, Bertalan Farkas.
Pálma Dobozi, Melinda Kiss, Ádám Szabó, Anita Szepesi
Foto: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák