In der Klinik für Augenheilkunde der Semmelweis Universität wird zum ersten Mal in Ungarn ein Glaukom ohne Einschnitt mittels Laserchirurgie behandelt. Das Verfahren ist bereits seit drei Jahren im Rahmen eines Forschungsprogramms im Einsatz und hat bisher 70 Patienten die Sehkraft gerettet. Jeder ungarische Staatsbürger über 40 Jahre mit leichten Gesichtsfeldausfällen und eine diagnostizierte Aushöhlung im Sehnervenkopf (Papillenexkavation), die operativ noch nicht behandelt wurde, kann sich jetzt für die kostenlose Glaukom-Operation mit Femtosekundenlaser anmelden.

Beim Glaukom (Grüner Star) führt ein gestörtes Verhältnis zwischen dem Augendruck und der Blutversorgung des Sehnervs zum Verlust der Sehfunktion. Die Augenkrankheit, die zu Sehbehinderungen und sogar zur Erblindung führen kann, betrifft weltweit etwa 10-15 % der Bevölkerung im Alter von 60-70 Jahren und darüber. Da die Prävalenz mit dem Alter zunimmt, handelt es sich inzwischen um eine Volkskrankheit – sagt Dr. Zoltán Zsolt Nagy Professor der Klinik für Augenheilkunde.

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Der Klinikdirektor für Augenheilkunde an der Semmelweis Universität fügt hinzu, dass es zwei Arten von Glaukom gibt, darunter das so genannte primäre Offenwinkelglaukom, das langsam und schmerzlos verläuft und schleichend beginnt, da sich der Rand des Gesichtfeldes zu verengen beginnt, so dass die Patienten es möglicherweise nicht bemerken. Daher ist es wichtig, dass Menschen im Alter von 50-55 Jahren und darüber jährlich einen Augendrucktest durchführen lassen.

Ein vollständiger Screening-Test kann die Krankheit ausschließen, und Vorbeugung und Behandlung spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Sehkraft. Wenn sich das Sehvermögen einmal verschlechtert hat, ist die Krankheit in diesem Stadium irreversibel – erklärt der Professor.

Der andere Typ, der Winkelblockglaukom, beginnt mit einem Glaukom-Anfall. Der Druck im Auge steigt sehr stark an und verursacht starke Schmerzen und Spannungsgefühle im Auge sowie Kopfschmerzen in der Schläfengegend. Aufgrund der eindeutigen Anzeichen ist die Krankheit leicht zu erkennen, aber wenn Übelkeit mit den Symptomen einhergeht, werden häufig Magen-Darm-Probleme vermutet und es wird keine augenärztliche Untersuchung durchgeführt. Während eines Anfalls kann der Augendruck von 18-20 mm Hg auf 60-80 mm Hg ansteigen und sollte sofort behandelt werden, da er sonst zu einem dauerhaften Sehverlust oder zur Erblindung führen kann – warnt der Experte.

Früher konnte das Glaukom nur mit Augentropfen zur Pupillenverengung bzw. mit Augentropfen zur Verringerung der Kammerwasserproduktion, sowie mit einer hochinvasiven Augenöffnungsoperation (Trabekulektomie) behandelt werden. Wegen den hohen chirurgischen Risiken dieser früheren Behandlungen ist heute die Laserbehandlung bevorzugt. Die Augenheilkunde war schon immer ein Vorreiter beim Einsatz von Lasern: Der erste Laser wurde vor mehr als 60 Jahren eingesetzt, und seitdem gibt es keinen anatomischen Teil des Auges, der nicht in irgendeiner Form mit einem Laser behandelt werden könnte. Bei den früheren Operationen mit dem Argon-Laser war die Senkung des Augeninnendrucks jedoch nur vorübergehend, die Wirkung hielt nur einige Jahre nach der Operation an – erinnert sich Dr. Zoltán Zsolt Nagy.

Die neueste Behandlung, bei der Ungarn eine Vorreiterrolle gespielt hat, ist die so genannte Femtosekunden-Trabekulotomie, deren Technik mit der früheren invasiven Operation identisch ist, mit dem wichtigen Unterschied, dass sie ohne Öffnung des Auges durchgeführt wird. Der Hauptvorteil des Verfahrens besteht darin, dass der genaue Ort des Eingriffs mit Hilfe eines speziellen Bildgebungsgeräts und eines hochempfindlichen Kamerasystems von außerhalb des Auges bestimmt werden kann.

Die erste derartige hochmoderne Operation wurde 2020 in der Klinik für Augenheilkunde durchgeführt, wo seither bei mehr als 70 Patienten das Sehvermögen wiederhergestellt wurde. In der aktuellen Phase der klinischen Studie können Patienten, die die Auswahlkriterien erfüllen (ungarischer Staatsbürger, über 40 Jahre alt, benutzt 2-3 Sorten von Augentropfen, hat leichte Gesichtfeldstörungen und eine nachweisbare Papillenexkavation, wurde aber noch nicht refraktiv operiert, hat keine anderen ophthalmologischen Anomalien), kostenlos operiert werden.

Das Verfahren kann den Augeninnendruck in einem einzigen Eingriff ohne Narbenbildung dauerhaft um 25-30 Prozent senken, da es sich um einen mikrochirurgischen Eingriff mit Laserpräzision handelt. Neben der Senkung des Augeninnendrucks zielt das Verfahren darauf ab, die Notwendigkeit von Augentropfen zu beseitigen, die kontinuierlich und dauerhaft verwendet werden, da das in diesen Tropfen enthaltene Konservierungsmittel langfristige Schäden an der Augenoberfläche verursacht (Brennen, Stechen und Augentränen).

Laut Dr. Zoltán Zsolt Nagy rechnet man damit, dass nach dem erfolgreichen Abschluss der klinischen Studie in etwa zwei Jahren die meisten Patienten mit Offenwinkelglaukom Zugang zu dem modernen und komplikationslosen chirurgischen Verfahren der Semmelweis Universität haben werden.

Diejenigen, die keine Einweisung zur Krankenhausbehandlung haben, werden zunächst in der Ambulanz der Augenklinik der Semmelweis Universität erwartet, wo ihre bisherigen Augenbefunde überprüft und die erforderlichen Tests durchgeführt werden, um festzustellen, ob sie für das Programm in Frage kommen. 

 

Orsolya Dávid, Eszter Kovács
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák