Wenn die Mutter zu früh schwanger sein möchte oder gegen Ende des gebärfähigen Alters ein Kind bekommt, ist das Risiko für den Fötus deutlich höher – steht es in einer aktuellen Studie der Semmelweis Universität. Am häufigsten und gefährlichsten sind Entwicklungsstörungen des Kreislaufsystems, bei Müttern unter 20 Jahren des zentralen Nervensystems, und im fortgeschrittenen Alter sind auch Herzentwicklungsstörungen und Lippen-Kiefer-Gaumenspalten bei Babys häufig. Die Behandlung von Geburtsfehlern kostet weltweit viele Milliarden und daher ist es wichtig, die Screening-Protokolle an das Alter anzupassen – warnen Experten.

Eine aktuelle Studie der Semmelweis Universität benennt die Zeit zwischen 23 und 32 Jahren als optimales Alter zum Kinderkriegen.

Die Forscher untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter und nicht genetisch bedingten Geburtsanomalien. Ihre Ergebnisse wurden kürzlich in BJOG: in der Fachzeitschrift International Journal of Obstetrics & Gynaecology veröffentlicht.

Die Forscher untersuchten 31128 Schwangerschaften, die durch eine nicht-chromosomale Entwicklungsstörung belastet waren, anhand von Daten des Nationalen Registers für angeborene Fehlbildungen zwischen 1980 und 2009. Diese wurden mit der Gesamtzahl der Geburten in Ungarn von 2 808 345 verglichen, die vom Statistischen Zentralamt in diesem 30-jährigen Zeitraum erfasst wurden.

“Mit Hilfe statistischer Methoden haben wir zunächst versucht, den Zehnjahreszeitraum zu bestimmen, in dem die geringste Inzidenz nicht-chromosomaler kongenitaler Anomalien auftritt. Daraus ergibt sich, dass das ideale Alter für die Geburt eines Kindes bei den Müttern im Alter zwischen 23 und 32 Jahren liegt. Dann haben wir im Zusammenhang damit ermittelt, welche Altersgruppen ein höheres Risiko haben könnten” – sagte Dr. Boglárka Pethő, Assistenzprofessorin an der Semmelweis-Universität und Erstautorin der Studie.

Frühere Forschungen haben bereits den Zusammenhang zwischen genetischen Störungen (z. B. Down-Syndrom) und dem Alter der Mutter aufgezeigt, aber die Literatur ist für nicht-chromosomale Anomalien noch unvollständig.

“Geburtsfehler nicht-genetischen Ursprungs können sehr oft die Folge von Umweltschäden bei der Mutter sein. Da sich das Gebäralter in den Industrieländern außerordentlich verlängert hat, ist es wichtig, dass wir als Ärzte in der Lage sind, auf diese Tendenz zu reagieren. Unsere Forschung kann auch eine wichtige Rolle bei der Erstellung von Protokollen für sichere pränatale Vorsorgeuntersuchungen in der heutigen Zeit spielen” – erklärte Dr. Nándor Ács, Direktor der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie der Semmelweis Universität.

Semmelweis-Forscher fanden heraus, dass das Risiko, nicht-chromosomale Anomalien zu erleiden, bei Geburten unter 22 Jahren insgesamt um 20 % und nach dem Alter von 32 Jahren um 15 % anstieg, verglichen mit dem idealen Alter für die Geburt eines Kindes (23-32 Jahre).

Von den Anomalien, die nur junge Mütter betreffen, sind Fehlbildungen des Zentralnervensystems des Fötus am auffälligsten – das Risiko, daran zu erkranken, kann in der Kategorie von Frauen unter 22 Jahre insgesamt um 25 % ansteigen, aber in der Kategorie der unter 20-Jährigen ist der Risikoanstieg noch höher.

Bei den Störungen, die nur die Föten älterer Mütter betreffen, ist das Risiko für die Fehlentwicklung von Kopf, Hals, Ohren und Augen sprunghaft angestiegen – es kann sich verdoppeln (um 100 %) und war bei Schwangerschaften über 40 Jahren besonders gravierend. Bei Föten im fortgeschrittenen mütterlichen Alter wurde außerdem eine signifikante Zunahme von Fehlbildungen der Harnwege festgestellt, ihr Risiko stieg um 34 %.

Unter den möglichen Anomalien, die beide Altersgruppen betreffen, kann das Risiko von Herzfehlbildungen bei Föten sehr junger Mütter um 7 % sowie bei älteren Müttern um 33 % höher sein.

Das Risiko, eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte zu entwickeln, kann bei Kindern von jungen Müttern um 9 % und bei Schwangerschaften im Alter von über 32 Jahren um 45 % steigen.

Nach Angaben des Nationalen Registers für angeborene Fehlbildungen Ungarns waren zwischen 1980 und 2009 65 % der Babys, die mit einer nicht genetisch bedingten Störung geboren wurden, Jungen. Ein Grund dafür ist laut Forschern, dass kleinere, nicht schwerwiegende Fehlbildungen des männlichen Geschlechtsteils sehr häufig sind.

Das Risiko fötaler Genitalfehlbildungen kann bei jungen Müttern um 15 % und bei älteren Müttern um 16 % höher sein.

Das Risiko von Anomalien des Bewegungsapparats stieg bei sehr jungen Müttern um 17 % und bei älteren Müttern um 29 %.

Das Risiko für gastrointestinale Defekte erhöhte sich bei jungen und älteren Müttern um 23 % bzw. 15 %.

“Im Moment können wir nur vermuten, warum bei bestimmten Altersgruppen nicht-chromosomale Geburtsanomalien häufiger auftreten.

Bei jungen Müttern gehen wir davon aus, dass Lebensstilfaktoren (z. B. Rauchen, Drogen- oder Alkoholkonsum) die Hauptursache sind, und unsere klinische Erfahrung zeigt, dass diese Mütter oft nicht auf die Schwangerschaft vorbereitet sind. Bei älteren Frauen können auch die Anhäufung von Umweltfaktoren (Chemikalien, Luftverschmutzung), die Verschlechterung der DNA-Reparaturmechanismen, die Alterung der Eizellen und der Gebärmutterschleimhaut u. a. eine Rolle spielen.

Es sind jedoch weitere Forschungen erforderlich, um die genauen Ursachen zu ermitteln”- fügte Dr. Boglárka Pethő hinzu.

Statistiken zufolge sind 3-5 % der Geburten weltweit von einer Art von Fehlbildung betroffen, und diese Anomalien gehören zu den häufigsten Ursachen für den Tod von Neugeborenen.

“Die Verringerung der Prävalenz von Entwicklungsstörungen liegt im Interesse der gesamten Gesellschaft. Sie stellen nicht nur eine enorme emotionale Belastung für die Familien dar, sondern belasten auch das Gesundheits- und Sozialsystem enorm. In den Vereinigten Staaten beispielsweise waren 3 % der Krankenhausfälle im Jahr 2013 auf diese Anomalien zurückzuführen, und allein für ihre Behandlung wurden 22,9 Milliarden Dollar ausgegeben” – erklärte Dr. Nándor Ács.

Die Experten betonen daher auch die Bedeutung der Prävention, die besonders für ältere Mütter wichtig ist. Sie empfehlen die Einnahme von Folsäure und Vitaminen sowie die Anpassung der Screening-Protokolle an altersbedingte Risikofaktoren.

Angelika Erdélyi
Foto: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität; Titelblatt: iStock – Natalia Kuzina
Übersetzung: Judit Szlovák