Es ist ein häufiges Problem in der Pubertät, dass Jugendliche über Schwindel und Ohnmachtsanfälle klagen, insbesondere nach einem plötzlichen Positionswechsel, nach stundenlangem Stehen bei Schulabschlussfeier oder sogar in der Sommerhitze. In diesem Alter handelt es sich in der Regel nicht um hohen Blutdruck oder andere schwerwiegende Organdysfunktionen, sondern um eine Fehlanpassung des Herz-Kreislauf-Systems: Die Blutdruckregulierung passt sich nicht so schnell an das plötzliche Körperwachstum der jungen Menschen an.

Es gibt zwei Phasen in unserem Leben, in denen wir sehr schnell wachsen: die wenigen Jahre nach dem Neugeborenenalter und die Pubertät, in der Heranwachsende in einem einzigen Sommer mehrere Zentimeter wachsen“, beginnt Dr. Attila Szabó, Facharzt für Pädiatrie, Hypertensiologe.

Der Direktor der Klinik für Pädiatrie an der Semmelweis Universität fügt hinzu: „In der Jugend kann das Kreislaufsystem nicht immer mit diesem rasanten Wachstum Schritt halten, auch weil sich unser Blutdruck oft sehr schnell an bestimmte Lebenssituationen anpassen muss, zum Beispiel wenn wir plötzlich aus einer liegenden Position aufstehen.

Wenn jedoch nicht genügend Blut mit dem richtigen Druck zum zentralen Nervensystem gelangt, kann es zu einem Ohnmachtsgefühl kommen. Aus diesem Grund sind Schwindelanfälle bei Jugendlichen aufgrund des plötzlichen Wachstums häufig, und vor allem bei dünneren Kindern wird oft ein niedriger Blutdruck gemessen.

Ein weiteres typisches Beispiel für eine Anpassungsstörung des autonomen Nervensystems ist das stundenlange Stehen von Jugendlichen bei einer Eröffnungs- oder Abschlussfeier der Schule. Die Hitze führt dazu, dass sich die Blutgefäße in der Peripherie erweitern, so dass das Blut nicht in die Mitte fließt und der Körper den Kreislauf nicht richtig regulieren kann. Es handelt sich also nicht um einen klassischen Bluthochdruck, sondern um eine Anpassungsstörung, d. h. um keine eigenständige Krankheit. Sobald das Herz-Kreislauf-System mit dem Wachstum synchronisiert ist, werden die Symptome abnehmen“ – erklärte der Professor.

Der Experte weist außerdem darauf hin, dass der Blutdruck im Laufe des Tages schwanken kann und tagsüber um etwa 10 Prozent höher ist als nachts, und dass er wie bei Erwachsenen auch bei Jugendlichen von einer Reihe von Faktoren beeinflusst wird. Das kann Stress sein, aber auch das Wetter. Dies führt jedoch nicht zu schweren Symptomen.

In diesem Alter ist es sehr wichtig, zwischen Bluthochdruck und dieser Anpassungsstörung durch die richtige Diagnostik – Messen von Blutdruck und Puls im Liegen und Stehen, aber auch durch wiederholte Blutdruckmessungen und bei Verdacht auf Hypertonie durch 24-Stunden-Blutdruckmessungen – zu unterscheiden.

Während in der Vergangenheit Bluthochdruck hauptsächlich eine Erkrankung von Erwachsenen und älteren Menschen war und man davon ausging, dass der Bluthochdruck bei Kindern durch etwas anderes verursacht wurde – meist durch eine Nieren-, Hormon- oder Herz-Kreislauf-Erkrankung – gibt es heute immer mehr Kinder mit Bluthochdruck. Dies sei eindeutig auf eine sitzende Lebensweise und Fettleibigkeit zurückzuführen, sagte er.

Heute ist etwa jedes vierte Kind in Europa und auch in Ungarn übergewichtig oder fettleibig. Neben Übergewicht können auch Rauchen (einschließlich Passivrauchen) und übermäßiger Salzkonsum Risikofaktoren sein.

Wenn eine Familie täglich Chips, gesalzene Samen und Fast Food zu sich nimmt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich Bluthochdruck entwickelt, ebenso wie bei Jugendlichen, die täglich große Mengen an Cola oder Energydrinks zu sich nehmen.

Dr. Attila Szabó weist darauf hin, dass man bei Kindern besonders aufpassen muss, wenn die Eltern in ihrer Jugend an Bluthochdruck erkrankt waren, da die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass diese Erkrankung bei ihren Kindern auftritt. Bei der Diagnose ist es wichtig, den Blutdruck richtig zu messen. Dazu muss man entspannt sitzen und sicherstellen, dass die Manschette die richtige Größe hat und 2/3 des Oberarms bedeckt. Der Blutdruck wird nicht richtig gemessen, wenn die Manschette zu klein oder zu groß ist, oder wenn er generell am Handgelenk gemessen wird.

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Der Professor für Pädiatrie erläuterte auch, dass es keinen einzigen genauen Wert für den Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen gibt, da der Blutdruck von Alter, Geschlecht, Größe und Rasse abhängt, und dass daher separate Tabellen verwendet werden, um diese Parameter zu berücksichtigen.

Bei einem 1-2-jährigen Kind übersteigt der Blutdruck normalerweise nicht 90-100/50-60 Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg), während er bei Teenagern nahe bei 120/80, wie im Erwachsenenalter liegt. Anders verhält es sich mit der Herzfrequenz: Bei einem Säugling kann ein Wert von über 100 normal sein, bei Erwachsenen ist ein Wert zwischen 60 und 100 ideal, während ein Wert nahe 100 auf einen Zustand der Erregung hinweist.

Als Beispiel führt Dr. Attila Szabó an, dass die Normalwerte für einen 17- bis 18-jährigen Turner mit einer Körpergröße von 160 cm und einen Basketballspieler mit 195 cm völlig unterschiedlich sind, da der Blutdruck das Blut an alle Stellen des Körpers transportieren muss. 

Bei einem Jungen, der fast 2 Meter groß ist, kann das Herz-Kreislauf-System dies mit mehr Druck tun, so dass sein normaler Blutdruck höher ist als der eines kleineren Sportlers.

Der Professor weist auch darauf hin, dass es sich immer lohnt, einen Arzt aufzusuchen, wenn ein Jugendlicher einen hohen Blutdruck hat, der mit Beschwerden verbunden ist, oder umgekehrt, wenn bei Beschwerden (wie Kopfschmerzen) ein hoher Blutdruck gemessen wird. Auch bei häufigen und anhaltenden Ohnmachtsanfällen sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden, da diese seltenen Fällen auf ein anderes Problem als eine Anpassungsstörung, z. B. ein Herzrhythmusproblem, zurückzuführen sind.

 

Orsolya Dávid
Foto: Bálint Barta – Semmelweis University
Übersetzung: Judit Szlovák