Die Teilnehmer der diesjährigen internationalen Fachtagung „Transplant Today“, die zu renommiertesten Vertretern der europäischen Transplantationsbranche gehören, präsentierten diesmal über die neuen Indikationen und die spannendsten Herausforderungen ihres Fachgebietes.

Die Klinik für Chirurgie Transplantation und Gastroenterologie (STéG) war dieses Jahr zum zweiten Mal Gastgeber des Symposiums „Transplant Today“, das im Semmelweis-Salon stattfand. An der Veranstaltung nahmen auch diesmal die prominentesten Transplantationsfachleute Europas teil, und hielten Vorträge.

Das ganztägige internationale Symposium wurde von Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität eröffnet. Der Rektor erinnerte daran, dass das erste Nierentransplantationsprogramm in Ungarn 1973 an der Semmelweis Universität startete, und dass die erste Herztransplantation 1992 im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum durchgeführt wurde. Im Jahre 1994 wurde die Klinik für Transplantation und Chirurgie der Semmelweis Universität in Budapest eröffnet, und im darauffolgenden Jahr folgte das Lebertransplantationsprogramm, welches seither ebenfalls erfolgreich läuft. Auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Epidemie führte man in der Einrichtung die 500. Lebendspende-Nierentransplantation durch. 2021 wurde die Klinik für Transplantation und Chirurgie mit der I. Klinik für Chirurgische und Interventionelle Gastroenterologie zusammengelegt. So entstand die Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie (STéG), eine der größten stationären Einrichtungen der Universität. „Dank dieser Klinik spielt die Semmelweis Universität nach wie vor eine führende Rolle im Bereich der Organtransplantation in Ungarn, und gehört zu den führenden Eurotransplant-Ländern“ – betonte der Rektor.

Zweck und Aufgabe von Transplant Today geht weit über die Grenzen der Semmelweis Universität hinaus. Es wurde mit der Absicht gegründet, Fachleuten aus allen ungarischen medizinischen Universitäten die Möglichkeit zu geben, sich fortzubilden, zu diskutieren und ihr nationales und internationales Kontaktnetz weiter auszubauen

– schloss Dr. Béla Merkely seine Rede.

Dr. Attila Szijártó, Direktor der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie, erklärte, dass „Transplant Today“ sich mit den aktuellsten Themen des Fachgebiets befasst, mit besonderem Fokus auf die Veränderungen bei den Indikationen und auf die Herausforderungen, denen sich die Fachleute in Zukunft stellen müssen. Die diesjährige Veranstaltung, das zweite von der Semmelweis Universität organisierte internationale Transplantationssymposium, richtete sich an ein spezielleres Fachpublikum: In den Vorträgen ging es um spannende und prosperierende Bereiche wie die pädiatrische Transplantation und AB0-inkompatible Transplantation.

Erfreulicherweise nähert sich die ungarische Transplantationsaktivität langsam dem Niveau vor der Pandemie an, und die Spenden nehmen für alle Organe zu. Im vergangenen Jahr wurden an der Universität insgesamt 40 Lebendnierentransplantationen durchgeführt, außerdem gab es im Jahre 2022 94 Kadavernierentransplantationen, 69 Lebertransplantationen und 2 Pankreastransplantationen. 40 Herz- und 12 Lungentransplantationen wurden ebenfalls unter der Schirmherrschaft der Semmelweis Universität durchgeführt

– sagte der Direktor.

Anschließend stellte Sándor Mihály, Direktor der Transplantationsabteilung des Nationalen Blutdienstes (OVSZ), die Ergebnisse einer vom Europäischen Rat finanzierten Forschung vor. In der Studie wurden die Gründe für die Ablehnung von Kadaverspenden in den Mitgliedsstaaten des Europäischen Rates untersucht. Eines der interessanten Ergebnisse der Untersuchung war die Verallgemeinerung des Prinzips der mutmaßlichen Zustimmung in Ländern, die früher Spenderausweise verwendeten.

Der Vortrag von Umberto Cillo, Professor an der Universität Padua, war einer der am meisten erwarteten Präsentationen und führte zu einem offenen Dialog zwischen den Teilnehmern. Der Experte für Lebertransplantation und hepatobiliäre Chirurgie sprach unter anderem über die sich verändernden Indikationen für Lebertransplantationen. Die Auswahl des Organempfängers auf der Grundlage der biologischen Merkmale des Tumors tritt zunehmend an die Stelle der bisher üblichen Restriktionskriterien.

Fabio Vistoli, Professor für Chirurgie an der Universität Pisa, gab einen Überblick über die Ergebnisse der Pankreastransplantation in Italien. Zum Thema Thorax-Transplantation referierten Professoren der Semmelweis Universität und ihrer Partneruniversität, der Medizinischen Universität Wien und des Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH). Über die Herztransplantation berichtete Andreas Zuckermann, ein langjähriger Förderer des ungarischen Herzprogramms und Professor an der Medizinischen Universität Wien, dann präsentierte Konrad Hötzeneker seinen Vortrag über Lungentransplantation online, direkt aus Indien. Beide Referenten betonten die Bedeutung der maschinellen Perfusion, die bei Thoraxorganen bereits häufig verwendet wird. Dies erhöht nicht nur die Anzahl der verwendbaren Organe, sondern macht auch die Transplantation selbst zu einer planbaren Operation. Leider steht diese Option für Transplantationen in Ungarn noch nicht zur Verfügung, aber ihre Einführung ist eine zunehmend dringende Aufgabe und wird daher stark erwartet.

In der Mittagspause fand eine informelle Diskussion mit den Referenten statt, gefolgt von einer Diskussionsrunde mit Experten auf dem Gebiet der Nierentransplantation, die am häufigsten durchgeführten Organtransplantation ist. Der Nephrologe Rainier Oberbauer unterbrach seine Konferenz zu Hause, um an die Semmelweis Universität zu reisen und präsentierte über die zunehmende Verwendung blutgruppeninkompatibler Transplantationen. Ergänzt wurde dies mit einer Online-Diskussion des Transplantationschirurgen Frank Dor aus London. Zum Abschluss des wissenschaftlichen Programms hielt Uta Herden einen Vortrag. Die Chirurgin gab einen Überblick über die an ungarischen Kindern in Hamburg durchgeführten Transplantationen, die eine notwendige und wirksame Ergänzung zu den ungarischen Programmen darstellen.

 

Dr. Imre Fehérvári (Klinik für Chirurgie Transplantation und Gastroenterologie); Direktorat für Kommunikation
Foto: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák