In den letzten Jahren stieg die Zahl der Menschen, bei denen eine Histaminintoleranz diagnostiziert wurde – da man bei der Blutuntersuchung eine Verminderung des Enzyms DAO im Körper feststellte – stark an. Diese Menschen wurden auf eine strenge Diät gesetzt. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass ein einziger Labortest nicht ausreicht, um eine Histaminintoleranz zu diagnostizieren, und dass es derzeit keine etablierte Diagnosemethode gibt, um das Vorliegen der Erkrankung zu bestätigen.
Histamin ist zum einen eine natürliche Substanz (bekannt als biogenes Amin), die von den Immunzellen des Körpers produziert wird, und an den physiologischen Prozessen bei allergischen Reaktionen beteiligt ist, und zum anderen eine Substanz, die mit bestimmten Nahrungsmitteln aufgenommen wird und von einem Enzym namens DAO (Diaminoxidase) abgebaut wird. Ist dessen Funktion aus irgendeinem Grund gehemmt oder mangelhaft, verlangsamt sich der Abbau von Histamin im Körper, und höhere Histaminkonzentrationen in Lebensmitteln können möglicherweise allergieähnliche Symptome verursachen.
In den letzten zwei Jahren wurden private Labortests in zunehmendem Maße gemacht, durch die die Aktivität des Enzyms DAO im Blut bestimmt und bei einer Abnahme dieser Aktivität eine Histaminintoleranz diagnostiziert werden kann. Dies ist jedoch wissenschaftlich kaum erforscht und die Ergebnisse sind nicht eindeutig. Es besteht kein enger Zusammenhang zwischen den Symptomen der Histaminintoleranz und der gemessenen Aktivität des Enzyms DAO. Dies lässt sich zum Teil dadurch erklären, dass die jeweilige Aktivität des Enzyms von vielen äußeren Faktoren wie Alkoholkonsum oder bestimmten Medikamenten beeinflusst wird“ – sagt Dr. Lóránt Gönczi.
Der Assistenzprofessor der Klinik für Innere Medizin und Onkologie fügt dazu: Wenn Histamin in größeren Mengen zu sich genommen wird, kann es bei jedem gesunden Menschen Probleme verursachen. Eine bekannte und dokumentierte, aber seltene Erkrankung ist die Histaminintoxikation, wobei sich bei Patienten ähnliche Symptome wie bei schweren Lebensmittelallergien entwickeln, z. B. nach dem Verzehr bestimmter Fischkonserven (Makrelen), die hohe Konzentration von Histamin enthalten können.
Bei Lebensmittelallergien treten innerhalb von 20-40 Minuten Hautsymptome wie Rötung, Juckreiz sowie gastroenterologische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall usw. auf. Wenn es keine Hautsymptome gibt, und der Patient nur über Durchfall, Übelkeit und Brechreiz nach dem Essen klagt, gibt es viele weitere mögliche Krankheitsbilder, was die Diagnose noch schwieriger macht“ – sagt Dr. Gönczi.
Wir haben auch schon viele Patienten gesehen, die mit der Diagnose einer Histaminintoleranz kamen, deren DAO-Laborenzym niedrig war und die nur über Übelkeit nach den Mahlzeiten klagten, d. h. die Diagnose einer Histaminintoleranz wurde durch klinische Symptome nicht bestätigt.
Die Histaminintoleranz kann in drei Schritten getestet werden. Der erste Schritt besteht darin, eine Anamnese zu erstellen und eine klassische Lebensmittelallergie sowie andere seltene Krankheiten – die lebensmittelallergieähnliche Symptome verursachen – auszuschließen (z. B. Mastozytose und Karzinoidsyndrom). Ist dies geschehen, besteht der nächste Schritt darin, eine Histamin-Ausschlussdiät einzuhalten und ein Ernährungstagebuch zu führen. Zu den Lebensmitteln mit hohem Histamingehalt gehören fetter Fisch, Makrele, gereifter Käse, gereiftes Fleisch, Wurstwaren, bestimmte Gemüsesorten wie Spinat, Tomaten oder Sauerkraut, Bier und Wein.
Grundsätzlich sollten diese Lebensmittel gemieden werden, denn andere Lebensmittelgruppen enthalten zwar auch Histamin, aber in viel geringerem Maße. Ein Ernährungstagebuch und eine Histamin-Ausschlussdiät geben Hinweise darauf, welche Lebensmittelgruppen die Beschwerden des Patienten verursachen. In Fachpublikationen wird die Bestimmung des DAO-Enzyms nur als letzter Schritt und als Ergänzung empfohlen“ – sagt Dr. Lóránt Gönczi.
„Zusammenfassend kann man sagen, dass die Erkrankung, die aus einer tatsächlichen Histaminabbau-Störung resultiert, höchstwahrscheinlich sehr selten ist und keine starke Korrelation mit den DAO-Enzymwerten im Blut aufweist“, fügt der Assistenzprofessor hinzu. Er weist auch darauf hin, dass der Symptomenkomplex der Histaminintoleranz schwer von einer neuen, nicht diagnostizierten Nahrungsmittelallergie zu unterscheiden ist, die bei Erwachsenen ebenfalls sehr selten ist.
Treten gastrointestinale Symptome ohne Hautreizungen auf, was nicht typisch für eine Histaminintoleranz ist, sollten sie vom Reizdarmsyndrom (IBS) unterschieden werden. Allein aufgrund der Ergebnisse von Messwerten der Enzymaktivität wird bei vielen Patienten mit Reizdarmsyndrom irrtümlich eine Histaminintoleranz diagnostiziert, was zu unnötigen Diätbeschränkungen führt, die das Leben der Patienten erschweren, aber die klinischen Symptome langfristig nicht verbessern.
Orsolya Dávid
Fotó: Kovács Attila – Semmelweis Egyetem
Übersetzung: Judit Szlovák