Das Semmelweis Mindfulness Zentrum organisierte zum zweiten Mal die ungarische wissenschaftliche Achtsamkeitskonferenz mit dem Titel „Bewusste Präsenz in einer verwirrten Welt“ in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für klinische Psychologie der Semmelweis Universität. Rund 850 interessierte Teilnehmer, vor allem Ärzte, Psychologen und andere Fachleute, nahmen am 17. März an dem ganztägigen Online-Fachprogramm teil, das von renommierten und angesehenen Experten besucht wurde. Auf der Konferenz hielt Dr. Mark Williams, Professor an der Oxford University und Gründer und Leiter des Oxford Mindfulness Centre, einen Vortrag auch.
Die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (mindfulness based cognitive therapy: MBCT) ist ein leistungsstarkes neues Feld der dritten Welle kognitiver Therapien. Achtsame Präsenz ist ein spezifischer Aufmerksamkeitszustand, der sich auf die Gegenwart konzentriert, das Bewusstsein für mentale Prozesse erhöht und eine neugierige Beobachtung und Akzeptanz der Gedanken fördert. Die Hauptaussage ist, dass die negativen Gedanken, die bei Depressionen, Ängsten und in Stresssituationen auftauchen, lediglich im Unterbewusstsein verankerte Gedanken sind, die wahr sein können oder auch nicht: Sie sind jedoch keineswegs mit der Person identisch. Es gibt inzwischen eindeutige Beweise dafür, dass die achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie (MBCT) bei der Vorbeugung von Rückfällen bei schweren rezidivierenden Depressionen ebenso wirksam ist wie die medikamentöse Behandlung. MBCT kann auf so unterschiedliche Bereiche wie Fettleibigkeit, Selbstwertstörungen, chronische Schmerzen und Aufmerksamkeitsstörungen angewendet werden.
Die Konferenz wurde von der Universitätsprofessorin und Leiterin des Lehrstuhls für klinische Psychologie eröffnet, dann referierte Dr. Mark Williams über seine neuesten Forschungen mit dem Titel: „Bewusste Präsenz in einer verwirrten Welt“. In seinen Vortrag bezog er die Zuhörer auch durch praktische Beispiele ein. Anschließend konnten die Teilnehmer die heilende Rolle der bewussten Präsenz in einer Vielzahl von Bereichen kennen lernen. Dr. Csaba M. Bánki, der renommierte Professor für biologische Psychiatrie, hielt einen Vortrag über ein sehr aktuelles Thema, nämlich die positiven Auswirkungen der Achtsamkeit beim älteren Menschen. Die Forschung zeigt, dass tägliche Meditation im fortgeschrittenen Alter das Risiko, an Demenz zu erkranken, deutlich verringert. Er gab das Beispiel, dass die Flexibilität des Denkens einer 60-jährigen Person, die täglich meditiert, der einer 50-jährigen entspricht. Das nächste Thema waren chronische Kopfschmerzen und Migräne, die zweithäufigste Krankheit bei der ungarischen Bevölkerung. Forschungen von Dr. Dóra Perczel-Forintos zeigen, dass Achtsamkeitsmeditation die Häufigkeit von Kopfschmerzen verringert und Depressionen lindert, wodurch sich die Lebensqualität der Patienten erheblich verbessert. Auch die heute immer häufiger auftretenden emotionalen Regulationsstörungen bei Kindern und Jugendlichen (geringe Spannungstoleranz, Aufmerksamkeitsdefizite, Wutausbrüche) können durch Achtsamkeit behandelt werden, wie die Kinderpsychologen der Stiftung „Vadaskert“ präsentierten. Zusätzlich zu den Vorträgen wurde von erfahrenen Achtsamkeitslehrern eine geführte Meditation angeboten.
Mit der Veranstaltung der II. Ungarischen Wissenschaftlichen Achtsamkeitskonferenz wollte der Lehrstuhl für Klinische Psychologie der Semmelweis Universität die Menschen in der verwirrten Welt der letzten Jahre für wissenschaftlich fundierte achtsamkeitsbasierte Therapien sensibilisieren, die ihnen helfen, ein Gleichgewicht in ihrem Leben zu finden, sich selbst und andere besser zu akzeptieren und mit der Realität zurechtzukommen.
Lehrstuhl für Klinische Psychologie
Featured image (Illustration): Istock
Übersetzung: Judit Szlovák