Migräne betrifft ungefähr 10% der Bevölkerung weltweit. Es ist die zweithäufigste Krankheit in Bezug auf die Anzahl der in eingeschränkter Gesundheit verbrachten Lebensjahre, und die häufigste bei jungen, produktiven Frauen.
Die Herausbildung des Krankheitsbildes, welche mit pulsierenden und krampfartigen Kopfschmerzen auftritt, wurde diesmal von Forschern der Semmelweis Universität aus einem anderen Blickwinkel untersucht. Die Patienten wurden je nach Beginn des Anfalls in Gruppen eingeteilt.
Ein Drittel der Befragten berichtete über Anfälle am Morgen, 40% über Anfälle am späten Nachmittag/Abend, und ein Drittel konnte den Beginn der Migräne nicht der Tageszeit zuordnen. Danach wurde es untersucht, wie die Gruppen auf verschiedene Emotionen reagieren.
„Unsere frühere Untersuchungen zeigten uns, dass Patienten mit Migräne die Emotionen anders verarbeiten, als gesunde Menschen. Diesmal konzentrierten wir uns auf Unterschiede zwischen Migräne-Untergruppen“ – sagte Dr. Gabriella Juhász, Dozentin des Instituts für Pharmakodynamik der Semmelweis Universität. Gesichtsemotionstest wurde in Rahmen zwei Untersuchungen verwendet, um es messen zu können; Bilder über verschiedene Gesichtsausdrücke wurden den Patienten gezeigt, und währenddessen wurden funktionelle Magnetresonanztomograhie-, fMRT-Bilder über die Gehirnfunktionen der Teilnehmer aufgenommen.
Es war die Angst, welche in beiden Untersuchungen unterschiedliche Reaktionen brachte, aber in unterschiedlichen Gruppen. Bei der ersten Untersuchung zeigte die sog. Abendgruppe erhöhte Gehirnaktivität im Vergleich zur sog. Morgengruppe. Bei der zweiten Untersuchung stellten die Forscher eine erhöhte Gehirnaktivität in der Morgengruppe im Vergleich zur sog. gemischten Gruppe fest.
Migräne kann verschiedene Ursachen haben (umweltbedingte, biologische, hormonelle), von denen einige mit dem Biorhythmus zusammenhängen. Die Qualität und Quantität des Schlafes, sowie hormonelle Veränderungen vor dem Aufwachen können Anfälle am Morgen verursachen. Migräne am Abend wird eher durch äußere Faktoren (zum Beispiel Stress am Arbeitsplatz) verursacht.
„Da die Krankheit so heterogen ist, reagiert bloß ein Teil der Patienten auf die Behandlungen. Falls wir die Ursachen im Hintergrund verstehen könnten, zum Beispiel welcher biologische Prozess in welcher Tageszeit Anfälle auslöst, dann könnten wir die Patienten wirksamer behandeln
– sagte Dr. Gabriella Juhász.
Für eine wirksame Behandlung ist die Zeit ebenfalls ein wichtiger Faktor. Wenn die Warnzeichen frühzeitig erkennt werden, könnte man den Anfall verhindern oder dessen Stärke verringern. Zur Vorbeugung der Anfälle am Morgen gibt es langsam wirkende Medikamente, welche spätestens vor dem Schlafengehen eingenommen werden sollten, aber nicht alle Patienten können erkennen, wann die Migräne beginnt.
Bei Migräne am Morgen ist es sinnvoll zu untersuchen, ob Schlafprobleme im Hintergrund liegen. Wer am Nachmittag/Abend unter Schmerzen leidet, sollte versuchen, den Stress zu reduzieren oder Techniken zur Stressbewältigung anzuwenden – schlägt die Expertin vor.
Zsófia Végh
Übersetzung: Agnes Barta
Foto: Bálint Barta – Semmelweis Universität