Nach der Corona-Epidemie haben wir nun den Opfern des Krieges zu helfen, was eine mindestens ebenso bedeutende Aufgabe ist, wie die Bekämpfung der Pandemie – sagte Rektor Dr. Béla Merkely in seiner Eröffnungsrede anlässlich der Gedenkfeier zum 174. Jahrestages der ungarischen Revolution und Freiheitskämpfe von 1848-49. In der Veranstaltung hielten Dr. Balázs Hankó stellvertretender Staatssekretär für Hochschulbildung und Dr. Péter Torzsa lehrschulleitender Universitätsprofessor des Lehrstuhls für Familienmedizin eine Rede, dann wurden etwa 200 Mitarbeitern und Studierenden der Universität Anerkennungen überreicht.
“Wir sind hier versammelt, um den Helden der Revolution von 1848 zu gedenken. Weiterhin möchten wir auch denjenigen unsere Anerkennung aussprechen, die so viel für unsere Universität und unsere Gemeinschaft geleistet haben.“ – formulierte Dr. Béla Merkely in seiner Eröffnungsrede in der Veranstaltung im Theoretischen Block am Nagyvárad Platz. Der Rektor wies darauf hin, dass die Feierlichkeiten zum Gedenken an die Revolution vom 15. März eine langjährige Tradition an der Semmelweis-Universität sind. Die Universität war jedoch 2020 und 2021 wegen der Corona-Epidemie nicht in der Lage, eine gemeinsame Veranstaltung zu Ehren der Helden von ’48 abzuhalten – und die diesjährige Veranstaltung ist auch anders als sonst – sagte er. “Heute, wo in einem Nachbarland von uns, in unserer unmittelbarer Nähe Krieg herrscht, wo Millionen von Menschenleben in unmittelbarer Gefahr sind, und wo mehr als 200.000 Menschen allein in unser Land geflohen sind, erscheint die Erinnerung an die Ereignisse von vor 174 Jahren in einem anderen Licht. In solchen Zeiten wird die Rolle unserer Berufung, die Rolle des Heilens, neu bewertet sogar vielmehr aufgewertet. Es ist offensichtlich, dass es auch in Friedenszeiten wichtig ist, Leben zu retten, aber in solchen Notzeiten ist dies eine Verantwortung, die alles andere übertrifft“ – sagte er, und verwies auf den Heldenmut von Ärzten und Medizinstudenten, die sich während der Ereignisse von 1848-49 für die Freiheit einsetzten, sowie auf die Rolle der Universität während der Corona-Pandemie.
Jetzt, wo wir die COVID-19 langsam hinter uns haben können, müssen wir den Opfern des Krieges helfen. Und dies ist eine mindestens solche wichtige Aufgabe, wie der Kampf gegen Pandemie. Unsere Universität unterstützt die Flüchtlinge aus der Ukraine vom ersten Moment an. Neben Bildung und Forschung ist unsere grundsätzliche Aufgabe die Patientenversorgung. So war für uns eine selbstverständliche Sache, dass die aus der Ukraine geflohenen Patienten sofortige medizinische Versorgung von uns erhalten werden. Wir halten es auch für wichtig, dass Studierende der Medizin und der Gesundheitswissenschaften, die zuvor in der Ukraine studiert haben, ihr Studium vorübergehend bei uns an der Semmelweis Universität fortsetzen können.
– betonte Dr. Béla Merkely und sprach seine Anerkennung den Mitarbeitern aus, die tagtäglich dazu beitragen, dass die humanitären Herausforderungen bewältigt werden können. Gerade in diesen unsicheren und schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, den Traditionen, Erinnerungen und Werten zu gedenken, die in der Vergangenheit verwurzelt sind – fügte er dazu. Der Rektor hob auch die Aufopferung und das Engagement der Mitarbeiter hervor, die bei dieser Veranstaltung ausgezeichnet wurden.
“Um heute hier zu stehen und Ungarisch zu sprechen, brauchten wir die Opferbereitschaft der Helden von 1848. Die Freiheit und nationale Unabhängigkeit haben wir nicht als Geschenk bekommen, sie haben unsere Vorfahren erkämpft, und so ist es unsere Pflicht, sie zu bewahren und uns an sie zu erinnern“ – erklärte in seiner Begrüßungsrede Dr. Balázs Hankó stellvertretender Staatssekretär für Hochschulbildung. Er erinnerte an die Ereignisse der Revolution und an die Bedeutung der damals erlassenen Gesetze (Aprilgesetze) “Die Rahmen, in denen wir heute leben und die für uns so selbstverständlich sind – Gleichberechtigung, Volksvertretung, Pressefreiheit – wurden damals geschaffen. Das macht die Revolution von 1848 zu einer der erfolgreichsten Umwälzungen in der ungarischen Geschichte”, sagte Dr. Hankó, und hob die Rolle von Frigyes Korányi, Lajos Markusovszky und Károly Than, emblematischen Persönlichkeiten der Universität, die bei den damaligen Ereignissen wichtige Rolle spielten, hervor. Dr. Balázs Hankó betonte: Es ist der bewusste Aufbau, der zu herausragenden Ergebnissen führen kann. Und es sind das Engagement und die Leistung, die die Semmelweis Universität zur führenden medizinischen- gesundheitswissenschaftlichen Hochschulinstitution in Mitteleuropa gemacht haben und in den kommenden Jahren zur leitenden Institution in ganz Europa machen werden.
Unsere Aufgabe ist es, der Institution weiterhin zu helfen und sie durch eine erneuerte Hochschulbildung, eine wettbewerbsfähigere Struktur, eine zweieinhalbfache Erhöhung der Finanzmittel und durch die Bereitstellung der noch nie dagewesenen Entwicklungsressourcen zu unterstützen.
– erklärte der Staatssekretär. Dabei sprach er über die Entwicklung des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, darunter des „Városmajor 70“ Projektes; des neuen Gebäudekomplexes der Fakultät für Gesundheitswissenschaften, sowie des Nationalen Ausbildungszentrums für Medizinische Innovation. Der Bau des Hőgyes-Schöpf-Merei-Campus und des neuen Entbindungsheims steht ebenso startbereit – sagte er noch. Danach betonte der Staatssekretär: Die Semmelweis Universität gehörte zu den Ersten, die ungarischen Lehrern und Studenten in den Unterkarpaten half, Flüchtlingsstudenten aufnahm, Spendenaktionen durchführte, medizinische Soforthilfe leistete, Wohnheime für Flüchtlinge einrichtete, Plätze für Gaststudenten und -lehrer zur Verfügung stellte, sowie sich am Hilfsprogramm “Brücke für die Unterkarpaten” beteiligt – dem größten humanitären Programm, das es je in Ungarn gab.
In seiner Festrede hob Dr. Péter Torzsa, Professor und Leiter des Lehrstuhls für Familienmedizin, die Bedeutung von Wendepunkten, Patriotismus und Loyalität hervor: „Die Zeit, in der wir leben, erfordert von uns keine solche extreme Selbstaufopferung, wie von den damaligen Helden des Freiheitskampfes. Wir leben in einer Periode, wo die schöpferische Arbeit besonders wichtig ist. Es ist aber nicht egal, welches Wort oder welchen Satz wir während unserer täglichen Arbeit im Herzen tragen!” – sagte er. Er betonte: In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Aufforderung, den Leidenden zu helfen, sie zu heilen und aufzurichten, vom Rauschen abgehoben und wurde von allen Anwesenden gehört. Er wies auch darauf hin, dass die Semmelweis-Universität im Kampf gegen die Pandemie eine Vorreiterrolle spielt, ginge es um Screening, Versorgung oder Impfung.
Die COVID-19-Pandemie konnte nur durch menschliche Selbstaufopferung und professionelle Bereitschaft eingedämmt werden. Und heute verlangt der Krieg, der in unserer Nachbarschaft ausgebrochen ist und leider auf eine humanitäre Katastrophe zusteuert, Einigkeit und Aufopferung – von den Medizinern und der ganzen Gesellschaft.
– betonte der Lehrstuhlleiter. Jeder sollte aus dem Beispiel von 1848-49 Kraft für die aktuellen Herausforderungen schöpfen – sagte er. Der Lehrstuhlleiter hob insbesondere die Persönlichkeiten von János Balassa, Lajos Markusovszky und Sándor Lumniczer hervor, die zu den Ärzten gehörten die an den Ereignissen von 1848-49 teilnahmen, und wies auf die einzigartige Einheit hin, die die Nationalitäten des Karpatenbeckens, die sich nach Freiheit sehnten, vereinte. Auch heute müssen wir die Meinungsverschiedenheiten, die quer durch die Gesellschaft und die Länder gehen, überwinden, und ich bin mir sicher, dass wir sie überwinden. Und wir werden ja für das Gemeinwohl zusammenarbeiten“ – schloss er seine Rede.
Während der Zeremonie überreichten Rektor Dr. Béla Merkely und der stellvertretende Staatssekretär Dr. Balázs Hankó auch die Auszeichnungen, die wofür die Mitarbeiter der Universität vom Amt des Ministerpräsidenten und des Ministeriums für Innovation und Technologie nominiert wurden. Rektor Merkely überreichte mehreren Universitätsbürgern den Pro-Universitate-Preis sowie die Auszeichnungen “Herausragende Mitarbeiter” und “Herausragende Konduktor/In und die „Anerkennung des Rektors“.
Im Rahmen der Veranstaltung überreichten andere Universitätsleiter weitere Auszeichnungen an Lehrkräfte und Studierende der Universität.
Szabó Ádám
Fotó: Barta Bálint, Kovács Attila – Semmelweis Egyetem
Übersetzung: Judit Szlovák