Wahrscheinlich hat jeder im Laufe seines Lebens schon einen Bandscheibenvorfall gehabt – oder wird einen haben. Die Krankheit ist nur in wenigen Fällen mit klinischen Symptomen (wie z.B. mit starken Schmerzen) verbunden, aber weniger als ein Zehntel der Betroffenen muss operiert werden. Sitzende Tätigkeiten, bzw. der bewegungsarme Lebensstil tragen zur Entstehung von Hernien bei, aber in den letzten Jahren ist die Erkrankung, die typischerweise Menschen mittleren Alters betrifft, auch bei Menschen unter 20 Jahren häufiger geworden.
„Obwohl die Krankheit umgangssprachlich als Wirbelsäulenbruch bezeichnet wird, handelt es sich aus medizinischer Sicht um eine Vorwölbung der Bandscheibe, der eine sehr häufige Läsion ist. Sie entsteht, wenn in der Gewebestruktur der Bandscheibe ein biologischer Abnutzungsprozess beginnt, bei dem mit der Zeit der äußere Faserring der Bandscheibe reißt und der innere, eher gallertartige Inhalt austritt. Die Hauptaufgabe der Wirbelsäulen-Medizin ist, den Patienten die beste Therapie zu finden. Eine OP ist erst in dem Fall zu empfehlen, wenn sie unbedingt nötig ist“ – erklärte Dr. Áron Lazáry.
Der außerordentliche Professor der Lehrstuhlgruppe Wirbelsäulen-Medizin der Klinik für Orthopädie fügte noch dazu: Bei jedem Menschen kann sich im Laufe seines Lebens ein Bandscheibenvorfall herausbilden, der jedoch selten klinische Symptome verursacht, und nur in wenigen Fällen operiert werden muss. Die Bandscheibenvorwölbung muss dann operiert werden, wenn die klinischen Symptome eine solche Einschränkung der Lebensqualität und Schmerzen verursachen, mit denen der Patient nicht mehr leben kann. In solchen Fällen ist dann die Operation notwendig, um die dauerhafte Lähmung oder Gehbehinderung zu vermeiden. Wenn eine Hernie schwere neurologische Symptome wie Schwäche oder Ungeschicklichkeit der Gliedmaßen, Störung bei Blasen- und Darmentleerung, starke Taubheitsgefühle in der Wirbelsäule oder einen vollständigen Verlust der Beweglichkeit verursacht, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden – empfahl der Experte.
Bei einem zervikalen Bandscheibenvorfall strahlen die Schmerzen in die Hand oder den Arm, bei einem lumbalen Bandscheibenvorfall in die unteren Gliedmaßen aus. Sie sind meist plötzlich entstehende, stechende und krampfartige Schmerzen, die bei Bewegung nachlassen und sich manchmal bei Niesen oder Husten verschlimmern. Wenn die Bandscheibenvorwölbung keinen direkten Druck auf die Nerven ausübt, bildet sich die lokale Entzündung um die Bandscheibe in dem Moment aus, in dem die Bandscheibe reißt oder einreißt. Dies verursacht meistens akutes Schmerzen im unteren Rückenbereich.
Bezüglich Therapie ist die Monitoring deren Wirksamkeit sowie die Statusüberwachung des Patienten sehr wichtig – betonte Dr. Áron Lazáry. In der Wirbelsäulenchirurgie wird weniger als ein Zehntel der Bandscheibenvorwölbung operiert. Trotzdem kommt es während der Therapie oft vor, dass der Patient wegen Steroiden und sonstigen starken Medikamenten weniger Schmerzen hat, da sie die sekundäre Entzündung lindern. Die Nervenschäden – einschließlich motorischer und sensorischer Störungen – werden aber schlimmer. Aufgrund regelmäßiger Monitoring des Krankheitsverlaufs kann der Arzt den Zeitpunkt genau definieren, wann die Operation nötig sein wird.
Bei Patienten, die während einer akuten Nervenentzündung sehr starke, ausstrahlende Schmerzen haben, ist eine intensive Physiotherapie stark kontraindiziert, da sich die Nerven immer wieder neu entzünden können. In solchen Fällen sollte die Entzündung mit Medikamenten behandelt werden, und erst wenn die Schmerzen nachlassen, kann man die Physiotherapie beginnen. Bei Schmerzen im unteren Rückenbereich kann jedoch vom ersten Tag an Physiotherapie durchgeführt werden, die auch eine schmerzlindernde Wirkung haben kann.
Eszter Csatáry-Földváry, Orsolya Dávid
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität, Titelbild (Illustration): pixabay.com
Übersetzung: Judit Szlovák