Die Forscher analysierten Daten von 468.629 britischen Biobank-Teilnehmern, die zu Beginn des Forschungszeitraums keine Herzerkrankungen hatten.
In einem ausführlichen Fragebogen wurden die Teilnehmer zu ihren Kaffee-Trinkgewohnheiten und ihrem Lebensstil (z. B. Rauchen, körperliche Bewegung) befragt und es wurden auch Daten zu ihren individuellen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Cholesterinspiegel erhoben.
Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen eingeteilt: Nicht-Kaffeetrinker (null Tasse Kaffee/Tag; 22,1%), leichte bis mäßige Kaffeetrinker (0,5-3 Tassen/Tag; 58,4%) und diejenigen, die eine erhebliche Menge Kaffee pro Tag konsumierten (mehr als 3 Tassen / Tag; 19,5%). Die Forscher verwendeten auch MRT-Scans (bei 30.650 Personen), um besser zu verstehen, wie sich Kaffeetrinkgewohnheiten im Laufe der Zeit auf die Anatomie und Funktion des Herzens auswirken. Die Nachbeobachtungszeit betrug 11 Jahre.
Dr. Judit Simon, Doktorandin an der Semmelweis-Universität, die die Studie leitete, sagte:
„Leichter bis mäßiger Kaffeekonsum war im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern mit einem um 12% geringeren Risiko für die Gesamtsterblichkeit und mit einem um 17% geringeren Risiko für den Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden. Darüber hinaus war eine halbe bis drei Tassen Kaffee mit einem um 21% geringeren Schlaganfallrisiko verbunden.“
Dr. Pál Maurovich-Horvat, Direktor des Zentrums für medizinische Bildgebung an der Semmelweis-Universität, der die Studie betreute, sagte: „Anhand der MRT-Scans konnten wir die Wirkung des regelmäßigen Kaffeekonsums auf die Struktur und Funktion des Herzens analysieren. Wir haben festgestellt, dass ein regelmäßiger, dennoch leicht bis mäßiger Kaffeekonsum für die Gesundheit des Herzens von Vorteil ist, und die Daten weisen darauf hin, dass er altersbedingte Herzveränderungen verlangsamen kann“.
Professor Steffen Petersen vom William Harvey Research Institute an der Queen Mary University of London, ein wichtiger Mitarbeiter der Studie, fügte hinzu: „Die große Menge der Teilnehmer, die verknüpften Gesundheitsdaten und die detaillierten Herz-MRT-Scans, die in Großbritannien verfügbar sind, ermöglichten diese Forschungsfrage. Den Ergebnissen zufolge ist ein leichter bis mäßiger Kaffeekonsum aus kardiovaskulärer Sicht nicht schädlich, sondern könnte von Vorteil sein. Soweit wir wissen, war dies die bisher größte Studie, die sich auf die Wirkung von Kaffee auf die kardiovaskuläre Gesundheit konzentriert hat.“
Aus der Studie ging auch hervor, dass die Kaffeesorte in Bezug auf den gesundheitlichen Nutzen eine Rolle spielen. „Die meisten Teilnehmer tranken entweder gemahlenen oder löslichen Kaffee. Der in moderaten Mengen konsumierte Bohnenkaffee war mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko verbunden – aber dieser Vorteil wurde bei den regelmäßigen Instantkaffee-trinkern nicht gefunden. Der Grund dafür kann mit dem unterschiedlichen Produktionsprozess der gemahlenen und Instant-Formen zusammenhängen, da sie unterschiedliche Zusatzstoffe enthalten“, sagte Co-Autorin Dr. Zahra Raisi-Estatragh, Dozentin an der Queen Mary University of London.
„Die Forschung ergab auch, dass selbst entkoffeinierter Kaffee mit einem geringeren Gesamtsterblichkeitsrisiko verbunden war, was auch darauf hindeutet, dass nicht nur das Koffein eine Rolle bei den positiven Wirkungen von Kaffee spielt, sondern dass dies weiterer Forschung bedarf“, sagte Dr. Judit Simon von der Semmelweis-Universität.
„Es ist auch wichtig, dass wir selbst bei starken Kaffeetrinkern (mehr als 3 Tassen pro Tag) keine Hinweise auf negative kardiovaskuläre Folgen gefunden haben“ – fügte Dr. Maurovich-Horvat hinzu. „In dieser Gruppe wurden jedoch keine positiven gesundheitlichen Vorteile beobachtet – wie in der Gruppe der leichten bis mäßigen Kaffeetrinker .“
„Kaffee ist eines der am häufigsten konsumierten Getränke der Welt, seine kardiovaskulären Wirkungen sind jedoch nicht bekannt, und einige frühere Studien haben widersprüchliche Ergebnisse gezeigt. Diese jüngste Analyse der Daten der britischen Biobank ist ein wertvoller Beitrag zur bestehenden Forschung auf diesem Gebiet und bietet eine umfassende Bewertung der Beziehung zwischen Kaffeekonsum und mehreren Aspekten der kardiovaskulären Gesundheit“, fügte Professor Petersen hinzu.
Die Studie finden Sie hier: https://academic.oup.com/eurjpc/advance-article/doi/10.1093/eurjpc/zwac008/6512055