Das lebensbedrohlichste Symptom des Morbus Crohn ist die Bildung einer Fistel im Bereich des Enddarms. Die langfristige Wirksamkeit der herkömmlichen Operation wird jedoch durch ein neues Verfahren, bei dem Stammzellen in den betroffenen Bereich eingebracht werden, erheblich verbessert. Der erste derartige Eingriff wurde im Herbst in der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie der Semmelweis Universität durchgeführt.
Die Crohn-Krankheit ist eine entzündliche Darmerkrankung, von der in Ungarn schätzungsweise 20.000 Menschen betroffen sind. Die meisten Fälle treten zwischen dem 20-sten und 40-sten Lebensjahr auf. Eine der lebensbedrohlichsten Komplikationen der Krankheit ist die perianale Fistel, ein mit Eiter gefüllter “Gang”, der sich in der Nähe des Rektums bildet und manchmal Fäkalausfluss produziert. Dieses Symptom tritt etwa bei jedem dritten Patienten auf, bei einigen ist es das einzige oder das erste Symptom, bei anderen entwickelt sie sich im Laufe der Krankheit aus – erklärt Dr. Pál Miheller, außerordentlicher Professor der Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie. Die perianale Fistel ist die am schwierigsten zu behandelnde Form der Erkrankung. In vielen Fällen werden die Patienten gegen eine medikamentöse Therapie resistent, und die Erfolgsquote der konventionellen Chirurgie ist bei ihnen deutlich geringer als bei anderen Krankheiten. Gleichzeitig ist es die Kombination von Symptomen, die den betroffenen, meist jungen Patienten das Leben am meisten erschwert – erklärte der Leiter der Ambulanz für Gastroenterologie. Während der Behandlung ist die enge Zusammenarbeit zwischen dem Chirurgen und dem Gastroenterologen unbedingt nötig – fügte er noch dazu.
Seit Anfang September wird an der Semmelweis-Universität das auch auf internationaler Ebene neuartige Verfahren angewandt, bei dem bei der Fistelverschlussoperation spezielle Stammzellen in den betroffenen Bereich injiziert werden. Während des Eingriffs werden die Stammzellen in den Bereich um die Fistelöffnung im Darmtrakt oder an den Fistelgang injiziert – erklärt Dr. Gábor Ferreira, Facharzt für Chirurgie der Klinik. Die Stammzellen haben die Fähigkeit, dass sie sich an ihre Umgebung anpassen und sich in solchen Zelltyp verwandeln, in die sie eingesetzt werden. In diesem Fall tragen sie zum Verschluss der Fistelöffnung bei, indem sie sich in Bindegewebszellen verwandeln – erklärten die Experten.
Wie Dr. Gábor Ferreira betonte, ist durch diese neue Methode auch der chirurgische Eingriff einfacher, und die Chance auf eine dauerhafte Heilung doppelt so hoch. Bei Crohn-Patienten, bei denen sich eine Fistel herausbildet, ist die Heilungschance geringer als bei denen, wo die Fistelbildung aus anderen Gründen passiert. Die Klinik für Chirurgie, Transplantation und Gastroenterologie ist das dritte Zentrum in Ungarn, wo man diesen Eingriff macht. Die Kosten der Operation werden von der Nationalen Kasse für Gesundheitsversicherung (NEAK) aufgrund individueller Fairness finanziert. Die Universität hatte zuvor an einer klinischen Studie zu dieser Methode teilgenommen, und die erste derartige Behandlung wurde Anfang September durchgeführt. Das Verfahren besteht aus einer vorbereitenden Operation und einem zweiten Eingriff, indem die Stammzellen in den betroffenen Bereich injiziert werden. Inzwischen ist der gesamte Prozess erfolgreich abgeschlossen und der Patientin geht es gut. Außer Dr. Gábor Ferreira verfügt noch Dr. Ádám Dániel, Facharzt für Chirurgie, über die nötige Ausbildung und Genehmigung zur Durchführung dieses Verfahrens. Für die Therapie stellt ein spanisches Unternehmen allen europäischen Zentren die aus Fettgewebe gewonnene Stammzellen zur Verfügung, die innerhalb von 24 Stunden verwendet werden müssen.
Pálma Dobozi
Fotó: Attila Kovács – Semmelweis Universität, Nándor Csuja
Übersetzung: Judit Szlovák