Die Myokarditis nach einer COVID-19-Infektion gehört zu den relativ selten auftretenden Komplikationen bei Spitzensportlern. Das bedeutet, dass man sich bei fehlenden oder leichten Symptomen keine Sorgen machen oder eine in solchen Fällen routinemäßige Herz-MRT durchführen muss. Dies geht aus einer Studie von Forschern der Semmelweis-Universität hervor, die im November 2021 im British Journal of Sports Medicine (BJSM), einer der weltweit wichtigsten Fachzeitschriften für Sportmedizin, veröffentlicht wurde.
Die kardiovaskulären Auswirkungen der Virusinfektion wurden bei insgesamt 147 Sportlern im Alter von 20 bis 28 Jahren untersucht, nachdem einige Artikel darauf hindeuteten, dass COVID-19 relativ häufig Myokarditis verursacht, selbst bei Patienten mit leichten Symptomen oder sogar bei asymptomatischen Patienten. Das Herz der ansonsten gesunden Sportler wurde mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Die Herz-MRT ist eins der modernsten nicht invasiven Verfahren, mit deren Hilfe Myokarditis oder Perikarditis erkannt werden kann – da man dabei genaue Informationen über das Gewebe erhält. Es handelt sich um eine sehr empfindliche Methode, mit deren Hilfe regionale Anomalien durch späte Kontrastmittelakkumulation, die auf eine Myokardschädigung hinweisen, erkannt werden können. Weiterhin weist sie auf eine diffuse Beteiligung hin, die mit den neuesten Techniken (T1, T2 Mapping) quantitativ gemessen werden kann, und dadurch wird die Diagnose weiter verfeinert – sagte Dr. Hajnalka Vágó außerordentliche Professorin und Leiterin der Herz-MRT-Forschungsgruppe im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum, sowie Leiterin dieser Studie.
Es ist wichtig zu beachten, dass während der Analyse die MR-Werte mit den Daten einer Kontrollgruppe von Sportlern gleichen Alters und Geschlechts verglichen wurden. Bei den Spitzensportlern passt sich das Herz an die neuen Bedingungen an, bestimmte Parameter verändern sich, so ist es unerlässlich, eine geeignete Kontrollgruppe zu verwenden, um Anomalien zu erkennen. Als Zusammenfassung kann man sagen, dass es keine besonderen Unterschiede zwischen den Ergebnissen der zwei Kontrollgruppe gab. Bei einigen Sportlern, die sich von der COVID-19 Infektion erholt hatten, gab es sogar gar keine Unterschiede in den MRT-Ergebnissen. (Es waren 14 solche Fälle) Die MRT-Untersuchungen wurden sowohl vor, als auch nach der Infektion gemacht. Dies bestätigt, dass eine Coronavirus-Myokarditis in dieser Gruppe sehr selten ist, obwohl viele andere Komplikationen auftreten können – sagte Dr. Hajnalka Vágó. Bei einer Infektion mit milderen Symptomen waren die T1-Werte, die auf eine mögliche Myokardbeteiligung hinweisen, etwas höher als bei Patienten ohne oder mit leichten Symptomen. Die Zahlen lagen aber in den meisten Fällen unter dem Schwellenwert – fügte Dr. Hajnalka Vágó noch dazu.
Der Gesundheitszustand der Sportler wurde nach der Erholung von der Infektion noch lange Zeit (durchschnittlich 8 Monate) überwacht. Dabei wurde bestätigt, dass fast alle Sportler ihre frühere Sporttätigkeit fortsetzen konnten. Aus den 122 überwachten Sportlern gab es 120 solche Fälle, das bedeutet 98,4 Prozent der Sportler konnte den Spitzensport weitermachen.
Die wichtigste Botschaft der Studie ist, dass Myokarditis bzw. Perikarditis in diesen Fällen ziemlich selten ist. Die Rolle der Impfung darf aber nicht unterschätzt werden, sie ist jedem Menschen empfohlen – betonte die Leiterin der Forschungsgruppe. Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass bei Sportlern mit typischerweise leichten Symptomen, die keine Anzeichen einer abnormalen Herzmuskelentzündung (wie z. B. hohe Werte eines Enzyms namens Troponin) aufweisen, eine routinemäßige MRT des Herzens nicht zu empfehlen ist – fügte sie noch dazu. Abgesehen davon, dass diese Untersuchung teuer ist und nur an wenigen Orten durchgeführt wird, nimmt sie anderen Patienten Platz weg; es gibt praktisch keinen echten Mehrwert, wenn die Klinik keine Myokarditis feststellt – sagte Dr. Hajnalka Vágó.
Die Institution führt noch mehrere andere, mit dem Coronavirus im Zusammenhang stehende Forschungen durch – fügte sie noch dazu. Sie untersuchen unter anderem kardiale Ultraschallanomalien nach der Infektion, zelluläre und humorale Immunreaktionen auf die Infektion und den Impfstoff COVID-19, und betreiben eine kardiologische Post-COVID-Klinik, um Menschen mit chronischen Symptomen zu helfen und Komplikationen auszuschließen. Die Einrichtung selbst bietet jedes Jahr Tausenden von Sportlern sportkardiologische Betreuung, es wurde aber auch eine Post-COVID-Ambulanz für Leistungssportler eingerichtet, in der bereits mehr als 600 genesende Sportler Hilfe gefunden haben.
Viktória Kiss
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák