Die Semmelweis-Universität erhielt den größten Zuschuss im Rahmen des diesjährigen Thematischen Exzellenzprogrammes: Die 11 Forschungsprojekte der Universität werden bis Ende 2025 mit mehr als 9,2 Milliarden Forint aus dem Nationalen Forschungs-, Entwicklungs- und Innovationsfonds gefördert.

Das Nationalbüro für Forschung, Entwicklung und Innovation (NKFIH) gab das Thematische Exzellenzprogramm am 16. August 2021 bekannt. Im Rahmen des Programms werden bis Ende 2025 vor allem universitäre Wissenszentren und Forschungszentren für ihre F&E- und Innovationstätigkeiten in den Bereichen Grundlagenforschung, angewandte Forschung und experimentelle Forschung finanziert.

Aufgrund der am 25. November veröffentlichten Ergebnisse erhielten 11 Forschungsprojekte der Semmelweis Universität einen Zuschuss im Wert von mehr als 9,2 Milliarden HUF. Damit liegt die Universität sowohl bezüglich Anzahl der geförderten Projekte als auch Höhe der Fördermittel an erster Stelle unter den Institutionen.

Mit dem Projekt „Molekularbiologie – Exzellenzforschungen im Bereich Molekularmedizin an der Semmelweis Universität (MOLORKIV“ – das von Dr. Attila Mócsai amtierendem Direktor des Instituts für Physiologie geleitet wird – hat man das Ziel, damit die molekularen Grundlagen der verschiedenen Krankheiten und der neuen diagnostischen und therapeutischen Verfahren verstanden und etabliert werden können. Im Projekt geht es um drei strategische Themenbereiche: die Sterbefallstatistiken führenden Tumorerkrankungen; die Infektions- und Immunkrankheiten (incl. COVID-19), sowie die genetisch determinierten Erkrankungen. Das geplante Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit 25 Forschungsgruppen der Semmelweis Universität verwirklicht.

Das Projekt mit dem Titel “Translationsforschungen und Innovation in der Diagnostik der ischämischen Herzkrankheit und ihrer Begleitkrankheiten” läuft unter der Leitung von Dr. Péter Ferdinandy, Vizerektor für Wissenschaft und Innovation, Direktor des Instituts für Pharmakologie und Pharmakotherapie. Ziel des Projektes ist die Forschung und Entwicklung der Vorbeugung und Therapie der metabolischen Erkrankungen (Hyperlipidämie, metabolisches Syndrom, Fettleibigkeit, Diabetes), die Begleiterkrankungen der häufig vorkommenden kardiovaskulären Krankheiten sind. Am Projekt nehmen 6 universitäre Forschungsinstitute und Forschungskliniken teil. Neue Zielstellung des Projektes ist die Therapieentwicklung der Hyperlipidämie (Bauchspeicheldrüsenerkrankung, die durch hohe Blutfettwerte verursacht wird), da diese Erkrankungen zum Diabetes führen können, und sie sich dadurch auf die kardiovaskulären Krankheiten auswirken. Ein weiteres Ziel ist die Modellierung der Multiorganläsionen der COVID-19 und sonstiger Infektionskrankheiten.

Im Projekt „Gesunde Nation, Sicherheit und Erfolg im Leistungs- und Freizeitsport“ unter der Leitung von Dr. Béla Merkely, Rektor und Direktor des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums geht es um drei Hauptthemen. Das erste Thema ist das ausführliche Screening und die Leistungsdiagnostik der Leistungssportler, insbesondere der früher seltener untersuchten Nachwuchssportler sowie die Unterstützung der Jugendförderung im Sport. Das zweite Thema ist die Förderung des sicheren Freizeitsports, indem man die Screening-Programme in breiterem Kreis anbietet, bzw. den Freizeitsport und die physische Aktivität von Masters-Sportlern unterstützt. Zum dritten Thema gehören die soziale Mobilisierung, die Förderung eines gesunden Lebensstils, die Sicherheit und die richtige Wahl des Sports für Anfänger. Zur Verwirklichung dieser Aufgaben ist Erstellung eines komplexen digitalen Sportler-Registers auf Basis der künstlichen Intelligenz unbedingt nötig.

Mit dem Forschungsthema „die explorativen, klinischen und kognitiven neurowissenschaftlichen Forschungen an der Semmelweis Universität (SEMMELWEIS NEUROSCIENCE)” – dessen Leiter Dr. János Réthelyi, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie ist – hat man vor, um die neurowissenschaftlichen Forschungen sowohl auf den explorativen, als auch den klinischen und kognitiven neurowissenschaftlichen Gebieten fortzusetzen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den Highlights der Vorperiode: das sind die experimentellen neurobiologischen, neuropathologischen, neuropharmakologischen und genetischen Studien, sowie die modernsten Forschungsmethoden bezüglich Schlaganfall, Demenz, Parkinson-Krankheit, Schizophrenie, bipolarer Störung, Persönlichkeitsstörungen, Autismus-Spektrum-Störung, posttraumatischer Belastungsstörung, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Parallel damit wird entsprechend der Programmausschreibung auch eine neue multizentrische COVID-19- bzw. Post-COVID-Untersuchung unter gemeinsamer Beteiligung von Organisationen der Patientenversorgung in diesem Thema gestartet. Ziel dieses Programmes ist die Harmonisierung der aktuell laufenden Untersuchungen, und die prospektive Forschung der neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Aspekte der COVID-19 bzw. Post-COVID-Zustände.

Das Projekt, dessen Titel die „Interdisziplinären Alterungsforschungen an der Semmelweis Universität“ ist, läuft unter Leitung von Dr. Ádám Tabák, Forschungsprofessor des Instituts für öffentliche Gesundheit, sowie der Klinik für Innere Medizin und Onkologie. Die ungarische Gesellschaft altert sehr schnell, typischerweise “erfolglos”, was sich in der geringen Zahl der in guter Gesundheit verbrachten Jahre widerspiegelt. In den empfohlenen Forschungen werden die Ursachen der „erfolglosen“ Alterung der ungarischen Bevölkerung untersucht, es werden geeignete Übungen zur Problembehandlung identifiziert und entwickelt. Im Fokus der Forschungen stehen die eigenen alternden Mitarbeiter der Universität. (Semmelweis Study). Durch die empfohlenen interdisziplinären Untersuchungen, die in Kooperation der Semmelweis Universität und der Regierung durchgeführt werden, sollten die fachlichen Grundlagen des Nationalen Programms für “Erfolgreiches Altern” geschaffen werden. Dieses Programm dient als strategische Grundlage für Alterungspolitik.

Das Projekt „Gestaltung des Semmelweis Federated Data Warehouse zur Unterstützung der gemeinsamen Nutzung nationaler Genomdaten zur Gewährleistung des Datenschutzes (SEFA)“ läuft unter Leitung von Dr. Mária Judit Molnár, Leiterin des Instituts für Genomische Medizin und Seltene Krankheiten. Das Semmelweis-Biobank-Netzwerk enthält biologische Proben und klinische Daten von rund 100 000 Personen. Diese Daten werden jedoch von verschiedenen, fragmentierten und miteinander nicht kompatiblen Datenerfassungssystemen verwaltet. Mit Hilfe der im Semmelweis Federated Data Warehouse zusammengefassten Daten wird man nicht nur über biomedizinische Forschungen, sondern auch über den Gesundheitszustand der ungarischen Gesellschaft ein deutlich genaueres Bild haben können. Ziel ist die Schaffung eines Netzes großer, föderierter Datenquellen, dessen Basis ein einheitliches standardisiertes Datenmodell ist.

Durch das Projekt „Sichere telemetrische Überwachung und Betreuung von Patienten mit Herzschrittmachern und implantierten Defibrillatoren“, dessen Leiter Dr. Béla Merkely ist, hat man vor, ein nationales Telemetriezentrum zu gestalten. Dieses Zentrum wird die Tätigkeit der Zentren, in denen man die an Herzinsuffizienz leidenden Patienten mit implantierten Defibrillatoren (CIED Geräte) behandelt, mit Vorab-Informationen und Überwachungsfunktionen zu unterstützen. Im Rahmen dieses Projektes kann ein solches Telemonitoring-System zustande kommen, das die Fernüberwachung dieser Patienten mit hoher Qualität und sicher gewährleisten kann und das Pflegeprotokoll mithilfe künstlicher Intelligenz ständig verbessert. Im Rahmen des Projektes wird ein zu der Semmelweis Universität integriertes landesweites Telemetriezentrum gestaltet.

Das Projekt „MiND+: Forschung und Entwicklung einer Induzierten Neuronalen Drug-Screening-Plattform zur Verbesserung von Gedächtnis und kognitiven Störungen” läuft unter Leitung von Dr. Karolina Milena Pircs Senior Research Fellow und Leiterin des Instituts für Translationale Medizin. Ziel des Projektes ist die Ausarbeitung einer neuartigen, marktbasierten Drogentest-Strategie zur Lösung der altersbedingten kognitiven Störungen unter Verwendung der direkten Methode der reprogrammierten induzierten Neuronen. Durch das neue Modellsystem wird es möglich, die beim Studieren der Alterung von menschlichen Nervenzellen auftretenden Probleme zu bekämpfen. Indem wir induzierte Neuronen von Spendern unterschiedlichen Alters vergleichen, können wir völlig neue und für den Menschen relevante Informationen über Veränderungen während des Alterns gewinnen.

Im Rahmen des Thematischen Exzellenzprogrammes 2021 (TKP) werden 80 Forschungsprojekte von 39 Wissenstransferzentren im Wert von 75 Milliarden HUF aus dem Nationalen Fonds für Forschung, Entwicklung und Innovation unterstützt. Im Rahmen der Ausschreibung konnte man sich in drei Forschungsbereichen (Gesundheit, Nationale Forschungen; Landesschutz und nationale Sicherheit um maximal 2 Milliarden HUF bewerben. Die drei Forschungsbereiche haben ein Budget von jeweils 25-25 Milliarden HUF. Die Anzahl der geförderten Projekte (pro Teilprojekt) sind: Teilprojekt „Gesundheit“: 29; Teilprojekt „Nationale Forschungen“: 27; Teilprojekt „Landesschutz“ 24.

Das Programm „Translationale Rheumatologie – Exzellenzforschungen im Bereich Translationale Rheumatologie (SEMTRHEUM)” wird von Dr. György Nagy, Direktor des Lehrstuhls für Klinische Rheumatologie geleitet. In den geplanten Forschungen wird man sich mit mehreren wichtigen Teilen der Diagnostik, Therapie und des Pathomechanismus der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie z.B. der rheumatoiden Arthritis beschäftigen. Im Projekt werden theoretische rheumatologische/immunologische Forschungen mit Berücksichtigung klinischer Aspekte gemacht. Dadurch entsteht eine echte translationale Brücke. Durch das Projekt wird man in der Lage sein, Prognosealgorithmen – die die tägliche Patientenversorgung erleichtern – auszuarbeiten, sowie neue Therapieziele zu identifizieren. Weiterhin wird durch die im Rahmen des Projektes verwirklichten Untersuchungen die Möglichkeit geschafft, ein gut funktionierendes Forschungsnetz im Thema Rheumatologie zu gestalten.

Im Projekt „Forschung der Krankheitsgeschichte und Dashboard zum Schutz kritischer Infrastrukturen in einer Epidemiekrise“ geht es um den Schutz und die Resilienz des Gesundheitsfürsorgesystems als kritische Infrastruktur. Die Forschung wird auf Basis von Big Data-Analysen gemacht, indem man auch die Cybersicherheitsfaktoren berücksichtigt. Im Rahmen der geplanten Forschung wird die Verfahrensweise vor und während der Pandemie miteinander verglichen, wobei die Informationen der Fachempfehlungen auch angewendet werden. Die Projektleiter sind Dr. Miklós Szócska Dekan der Fakultät für den öffentlichen Dienst des Gesundheitswesens (EKK) und Dr. Éva Belicza Associate Professor des Bildungszentrums für Gesundheitsmanagement der EKK. Nach der erfolgreichen Projektarbeit sind die Versorgungsstellen zu identifizieren, bei denen in einer Katastrophe- oder Pandemiesituation sofortige Maßnahmen zur sicheren Patientenversorgung nötig sind.

Das Projekt „Untersuchung des Wirkungsmechanismus des SARS-CoV-2 und der pathogenetischen Faktoren des COVID-19“ läuft unter Leitung von Dr. András Kiss, Direktor des II. Instituts für Pathologie.  Ziel des Projektes ist, die Unterschiede der Organbeteiligung bei den Menschen, – die während den verschiedenen Pandemiewellen verstorben sind – zu finden, sowie die spezifischen pathomorphologischen Veränderungen zu detektieren. Die immunhistochemischen und molekularpathologischen Studien befassen sich mit der Rolle und der Beteiligung spezifischer Zelltypen bei der SARS-CoV-2-Infektion und der Pathogenese der Endothelzellschädigung, die eine wichtige Rolle im Pathomechanismus der Krankheit spielen. Die zelluläre Analyse der kardiovaskulären und hepatischen Beteiligung kann die klinischen Symptome der betroffenen Organe erklären.

 

Pálma Dobozi
Foto(Illustration): Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák