Dr. Béla Merkely erlernte schon während seinen Schwimmtrainings seiner Kindheit, dass man zum Erfolg klare Ziele braucht. Der dorthin führende Weg kann lange dauern und mühsam sein, deshalb sind Kraft und Ausdauer dazu nötig. „Die Kraft zur Intitutionsentwicklung nehme ich von der Patientenversorgung, die Motivation von der Vision, dass ich weiß, wohin wir hinkommen möchten – betonte Dr. Béla Merkely Rektor der Universität und Direktor des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums. Dr. Béla Merkely gab uns Interview anlässlich seiner Auszeichnung mit dem Széchenyi Preis. Dabei sprach er unter anderem über seine Mentoren, seine patientenzentrierte wissenschaftliche Karriere, sowie über die Entwicklung des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, dessen Tor er genau vor 30 Jahren als frisch absolvierter Arzt zuerst betrat.

„Die zwei bestimmenden Persönlichkeiten meiner Karriere waren Dr. Zoltán Szabó, der die erste Herztransplantation Ungarn durchführte, sowie Dr. Sándor Juhász-Nagy – bedeutender Kreislaufforscher seiner Zeit und Professor des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, der ebenso mit Széchenyi-Preis ausgezeichnet wurde. Es war ein phantastisches und erhebendes Gefühl zu ihnen zu gehören“ – betonte Dr. Béla Merkely, der am 20. August 2021 den Széchenyi-Preis auch übernehmen konnte. Den Preis wurde ihm noch im März dieses Jahres wegen seinen auch international bedeutenden kardiologischen Forschungsergebnissen, seiner engagierten Lehrertätigkeit sowie seiner besonders erfolgreichen Arbeit als Institutsleiter und seiner öffentlichen Tätigkeit zugeteilt. Als Folge der Coronavirus-Pandemie konnte er aber den Preis erst am 20. August, am Tage unserer Nationalfeier übernehmen.

Vor dreißig Jahren – sagte der Rektor – wurde er vom Dr. Zoltán Szabó – dem damaligen Direktor des Instituts in die Klinik eingestellt, der dann seine Karriere bis zu seinem Tod vor sechs Jahren eng verfolgte. „Ich habe ihn respektiert, als wäre er mein Vater, und vom Anfang an bauten wir eine enge vertraute Beziehung zueinander auf. Er sah, dass ich interessiert bin, und konnte sicher sein: wenn ich eine Arbeit annehme, werde ich sie auch fertigmachen. Er sah Potenzial bei mir und gab mir Chancen zur Weiterentwicklung“ – sagte der Rektor. Neben Aneignen der klinischen Anschauungsweise konnte der Rektor beim Dr. Zoltán Szabó auch lernen, über was für Fähigkeiten und Fertigkeiten ein guter Leiter verfügen muss. „Er war ein führungsorientierter Mensch, der nicht auf die Einzelheiten, sondern auf das Wesentliche konzentrierte. Er hatte eine Vision, ein zukunftsorientiertes Ziel vor sich, und entwickelte sich kontinuierlich“ – erklärte der Rektor.

Als junger Arzt nahm Dr. Béla Merkely an der Entwicklung von Herzschrittmachern, implantierbaren Defibrillatoren und Radiofrequenz-Ablationsgeräten im Forschungslaboratorium der Klinik, dessen damaliger Leiter Dr. Sándor Juhász-Nagy war.

„Er war ein gründlicher, strukturierter, ideenreicher Mensch, eine besondere Persönlichkeit. Er lehrte mir nicht nur, wie eine Forschung gründlich aufzubauen ist, er bereitete mich auch darauf, wie man mit Erfolg und Misserfolg leben kann. Unter seiner Leitung konnte im Laboratorium – das heute viel größer geworden ist – eine echte translationale Forschung verwirklicht werden“- sprach er über seinen anderen wichtigen Mentor.

Die Leitung des Lehrstuhls für Kardiologie wurde im Jahre 2006 Dr. Béla Merkely vom Dr. Sándor Nagy-Juhász empfohlen. Er sah die Garantie in der Person von Dr. Béla Merkely, und wußte Bescheid, dass Dr. Merkely neben Leitung des Kardiovaskulären Zentrums (CVC) auch das entsprechende Niveau beim Unterrichten der Kardiologie gewährleisten kann. Er argumentierte nicht nur damit, dass Dr. Merkely hervorragende Ergebnisse in der Forschung erreichte; er verfügt auch über eine besonders intensive und wirksame Heilungstätigkeit, ein beispielhaftes Engagement gegenüber seinen Patienten, einen besonderen Organisationstalent – formulierte Dr. Sándor Juhász-Nagy in seinem Brief, den er damals dem Rektor Dr. Tivadar Tulassay schrieb.

Galerie

8bilder

Ein weiterer Mentor, der einen großen Einfluss auf ihn hatte, war noch der Professor Dr. József Tenczer – erwähnte Dr. Béla Merkely – der die Kardiologie in der II. Klinik für Interne Medizin als Übungsleiter unterrichtete. Hier war Dr. Merkely eineinhalb Jahre lang Pflegekraft in der kardiologischen Wachstation. Aus welchem Grund er später als junger Arzt die Városmajor Klinik wählte, sagte er folgendes: Schon während seinem Forschungsjahr in Heidelberg war ihm klargeworden, dass in der Zukunft die interventionelle Kardiologie ein bedeutender Faktor in diesem Fachgebiet sein wird, dessen Zentrum die Városmajor Klinik sein kann. Deshalb bat er den damaligen Dekan Dr. Attila Fonyó, damit er einen Platz hier bekommt. „Man muss fähig sein um gute Wahl zu treffen“ – sagte dr. Merkely.

Vor genau 30 Jahren gab es 4 Kardiologen in der Klinik; heute liegt ihre Anzahl bei sechzig – was sowohl das Fachgebiet als auch die Klinikentwicklung gut charakterisiert. Es gibt aber auch viel mehr Herzchirurgen, Gefäßchirurgen, Anestesiologen wie früher, sowie auch PhD-Studenten.

30 Jahre im Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, 30 Jahre als Arzt tätig
Dr. Béla Merkely wurde im Jahre 1966 in Budapest geboren. Im Jahre 1991 absolvierte er sein Studium an der Fakultät für Medizin der Semmelweis Universität; den PhD-Titel erwarb er 1999. Im Jahre 2006 habilitierte er, und seit diesem Jahr ist er Doktor der Ungarischen Akademie der Wissenschaften (MTA). Seit 2007 ist er Leiter des Lehrstuhls für Kardiologie im Kardiologischen Zentrum der Semmelweis Universität, seit 2013 ist er als Direktor des Városmajor Herz- und Gefäßzentrums, sowie ab dem Jahre 2018 als Rektor der Semmelweis Universität tätig. Er ist verheiratet, hat drei Kinder. Vor 30 Jahren begann er seine Karriere im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum; neben seiner Heilungstätigkeit untersuchte er zuerst die Mechanismen der lebensgefährdenden Rhythmusstörungen. Später beschäftigte er sich intensiv mit der Entwicklung der neuen, modernen minimalinvasiven Mittel, mit den verschiedenen Ablationsmethoden, wodurch die Rhythmusstörungen behandelt sind, so mit der Optimalisierung der implantierten und externen Defibrillatoren. Seinen MTA-Doktorentitel erwarb er 2006 im Thema „Pathomechanismen der Tachyarrhythmien und die neuen elektrophysiologischen nicht-pharmakologischen Behandlungsmethoden”. Danach konzentrierte er auf das Thema Herzinsuffizienz; aus seinen 750 Publikationen geht es in mehr als 100 um die Resynchronisationsbehandlung: Hier geht es darum, wie man die vier geschwächten Herzhöhlen aufeinander einzustimmen kann, damit sie wieder optimal arbeiten und die normale Herzfunktion wiederhergestellt wird. Er führte hauptsächlich klinische Untersuchungen im Thema Behandlung des akuten Myokardinfarktes durch. Eine wichtige Entwicklungsrichtung ist die Gestaltung des sportkardiologischen Profils, wo man sich unter anderem mit Optimalisierung der sportlichen Leistung, mit Bestimmung des kardiovaskulären Risikos bei den Sportlern beschäftigt. Aktuell fokussiert Dr. Merkely auf die strukturellen Interventionen, die Herzklappenimplantationen und die minimalinvasiven Implantationen.

In der Városmajor-Klinik können wir alle – in der Herz- und Gefäßmedizin bekannte Operationen auf hohem Niveau durchführen, und die meisten Eingriffe von Ungarn werden hier in unserer Klinik durchgeführt. Bezüglich Herztransplantationen lauft bei uns Europas zweitgrößtes Transplantationsprogramm, die Anzahl der Herzschrittmacher-Implantationen erhöhte sich in den letzten Jahrzehnten von 200-300 auf 1500-1800; die Anzahl der interventionellen Eingriffe von ca. 300 auf 2500. In der Klinik stehen 2 CT-Geräte und ein MR zur Verfügung, sowie es gibt bedeutende infrastrukturelle Entwicklungen. Aktuell werden die OP‘s modernisiert, die Schulungsräume erweitert – erklärte Dr. Béla Merkely.

„Wir gehen Schritt für Schritt voran, durch die Ergebnisse bekommen wir weitere Unterstützungen und Forschungsgrants, so konnten wir neue Quellen schaffen und unsere internationale Beziehungen maximalisieren“ – sprach Dr. Béla Merkely über die Arbeit der Klinik, indem er betonte: in der Leitung der Universität werden ähnliche Prinzipien vertreten. „Es gibt ein einziger wichtiger Aspekt: Professionalität auf aller Ebene. Daneben müssen wir eine klare Vorstellung darüber haben, wo wir hinkommen möchten; und müssen überall diesem Ziel folgen“ – betonte er. Der Rektor betonte auch die Bedeutung der Human Resources: In die Klinik müssen nur die Besten eingestellt werden; es ist sehr wichtig, damit die hervorragendsten Kollegen auf allen Gebieten vorne stehen. In meiner Klinik habe ich Professoren, die als TDK-Studenten (Wissenschaftlicher Studentenzirkel) ihre Arbeit hier begannen – dies zeigt auch, dass die Begabtenförderung die Grundlage zur HR-Entwicklung der Universität gibt.“

Dr. Béla Merkely erholt sich in der Patientenversorgung und nimmt davon die Kraft und Energie zur Durchführung seiner Leitungsaufgaben. Wenn ich den OP betrete, fühle ich mich so gut wie in einem Wasserball-Spiel. Während dem Wasserball-Matsch achte ich auf das Spiel meiner Mitspieler, im OP auf den Patienten. Im Operationssaal verschwinden alle andere Schwierigkeiten. Und woher er die Motivation zur Intitutionsentwicklung – ginge es um die Klinik oder die Universität – nimmt? „Ich habe eine Vision und weiß, wo ich hinkommen möchte“ – betonte er und sagte noch folgendes: diese Haltung behielt ich aus meiner Kindheit, aus meinen Schwimmtrainings. Während wir die vielen tausend Kilometer schwammen – wir mussten monatlich ca. 100 Kilometer leisten – wußten wir, dass der Weg lang ist; Ich habe gelernt, dass man klare Ziele haben muss. Der dorthin führende Weg kann lange dauern und mühsam sein, deshalb ist Kraft dazu nötig – formulierte er.

Dr. Béla Merkely sprach auch darüber, dass man besonders im Kampf gegen COVID-19 erlernen konnte: viele Patienten können auch von einem einzigen Menschen geheilt werden; in einer kritischen Situation hilft aber ein gut organisiertes System viel mehr.

Der Ernst der Lage erforderte von uns allen, damit wir während der Pandemie die maximale Leistung bringen, und wir uns im Interesse unserer Nation auch landesweit an die Spitze des Kampfes stellen –

sagte Dr. Béla Merkely und fügte noch dazu: es bildete sich eine beispiellose Zusammenarbeit innerhalb unserer Universität und auch zwischen den vier medizinischen Universitäten heraus.

Dr. Béla Merkely ist der Meinung, dass die Heilung eine 24-Stunden Arbeit ist, sie gehört aber zu den schönsten Berufen der Welt. Aus ihren drei Kindern wählte sein erwachsener Sohn und auch seine erwachsene Tochter diesen Beruf, und sein kleiner Sohn glaubt ebenso fest daran, dass es keinen anderen Beruf als Medizin auf der Welt gibt. „Es fühlt sich gut an zu erleben, wenn unsere Kinder sehen: der Beruf, den wir uns wählten, gibt einem eine erhebende, lebenslange Aufgabe“

Pálma Dobozi
Foto: Attila Kovács – SemmelweIs Universität
Übersetzung: Judit Szlovák