In der ersten Veranstaltung des Forschungssalons dieses Jahres gab es Präsentationen über die molekulare Onkologie, Diagnostik und personalisierte Therapie.
Die Veranstaltung wurde von Dr. Péter Ferdinandy, Vizerektor für Wissenschaft und Innovation der Semmelweis Universität eröffnet.

Dies war der erste Forschungssalon in diesem Semester.
“Wegen COVID-19-Epidemie wurde die Veranstaltungsreihe letztes Jahr pausiert, da wir der Meinung waren, dass man durch Präsenz-Veranstaltungen viel wirksamer sein” – formulierte Dr. Péter Ferdinandy Vizerektor für Wissenschaft und Innovation der Semmelweis Universität in seiner Eröffnungsrede und dann fügte noch dazu: sie ließen dieses Jahr dieses Prinzip etwas los, da die Präsentationen in diesem Semester auch online zu verfolgen waren.

Dr. József Tímár, Universitätsprofessor des II. Instituts für Pathologie hielt eine Präsentation mit folgendem Titel: „Behandlungsmöglichkeiten der Tumore, die das mutierte Ras-Gen tragen: Ist die RAS-Mutation tatsächlich nicht anzugreifen?“
Man sagt oft, dass das letzte große unlösbare Problem der Onkologie – das man im XXI. Jahrhundert noch hat – die Behandlung der sogenannten RAS-mutierten Tumore ist. Dies ist der genetische Fehler, der in den menschlichen Tumoren am häufigsten – in 20-30 Prozent der Tumore vorkommt; Beim Pankreaskarzinom befindet er sich sogar in 80-90 Prozent der Tumorzellen – erklärte Dr. József Tímár und dann fügte noch dazu: Man teilte jahrzehntelang der Meinung, dass dieser Krebstyp nicht zu behandeln ist, aber durch die aktuellen Forschungsergebnisse wurde diese Tatsache widerlegt. Wegen herausragender Bedeutung dieser Forschung wurde in den USA ein Programm mit dem Name „krebsartige Mondlandung“  gestartet.
Als Ergebnis dieser Forschung erschien das erste solche zugelassene Arzneimittel, das gegen im Lungenkrebs vorkommendes mutiertes Protein heraus entwickelt wurde – dies wird höchstwahrscheinlich einen lawinenartigen Prozess in den Forschungen auslösen.
Hier in Ungarn hegen wir ähnliche Träume, im Rahmen eines Konsortiums möchten wir ein solches Medikament gegen Onkogen entwickeln, bzw. solche neuen Behandlungsalternativen gestalten, die die Behandlung dieser Tumore unterstützen und die die aktuell zu registrierenden Arzneimittel wirksamer machen können – sagte Dr. József Tímár als Zusammenfassung seiner Präsentation.

Dr. Balázs Győrffy Universitätsprofessor und Leiter des Lehrstuhls für Bioinformatik, Doktor der Ungarische Akademie der Wissenschaften (MTA) stellte während seiner Präsentation „Anwendung von Omics-Daten zum Identifizieren prognostischer und prädiktiver Onko-Biomarker“ drei solche bioinformatischen Mittel vor, die im Lehrstuhl entwickelt werden und mit deren Hilfe onkologische Fragen beantwortet werden können. Mit Hilfe eines während der Präsentation vorgestellten Mittels kann man den Genexpressions-Unterschied zwischen gesunden Zellen und Tumorzellen; durch ein anderes Mittel der Zusammenhang mit Therapieantwort bestimmen; sowie mit Hilfe eines dritten Mittels erfährt man, ob es im Tumor zwischen Genmutation und Genexpression einen Zusammenhang gibt. Dr. Balázs Győrffy betonte, dass während der Entwicklung mehrere Daten angewendet wurden. Insgesamt gibt es Omics-Daten von mehreren hunderttausend Patienten in diesen Datenbanken, unter denen auch Genexpressions- , Mutations- und Proteinexpressionsdaten zu finden sind – erklärte Dr. Balázs Győrffy.

Danach hielt Dr. Csaba Bödör Senior research fellow des I. Instituts für Pathologie und Experimentelle Krebsforschung eine Präsentation mit dem Titel „Genomische Verfahren, die die personalisierte Therapie in der Onkohämatologie unterstützen“. In seiner Präsentation ging es um molekulare genomische Methoden und Innovationen – z.B. neue Generation Sequencing Methode, digitale PCR-basierte Verfahren – die in den letzten drei Jahren an der Semmelweis Universität schon angewendet werden können. Dank dieser Verfahren sind die genetischen Unterschiede der verschiedenen Tumore zu identifizieren; durch unsere Kenntnisse über diese Abweichungen werden  die Aufstellung der Diagnosen, sowie die Arbeit der Kliniker bei Auswahl der optimalen Therapie unterstützt.
Ziel der Innovation ist, um die modernste Diagnose aufstellen und die gezielte Therapie der Tumorpatienten anwenden zu können.
Die sogenannte Präzisionsmedizin sieht man mit großer Erwartung entgegen , weswegen die zurückhaltenden und moderaten Auswertungen, das korrekte Informieren der Patienten, sowie die zentrale Rolle der Kliniker im ganzen Prozess besonders wichtig ist – betonte Dr. Csaba Bödör. Diese Verfahren haben für den Patienten erst dann Sinn, wenn sie in klinisch begründeten Fällen angewendet werden und man mit den Klinikern über den Fall konsultiert.

Dr. István Peták Senior research fellow des Instituts für Pharmakologie und Pharmakotherapie, molekularer Pharmakologe von Oncompass hielt eine Präsentation mit dem Titel „Therapeutische Entscheidungshilfe in der klinischen Anwendung der Präzisionsonkologie. „Die Menschheit lernte in der vergangenen Zeit die Gene, die Tumore verursachen kennen – heute ist bei 95 Prozent der Patienten festzustellen, durch welchen Genfehler der Tumor entsteht“ – betonte Dr. István Peták. Heute gibt es schon mehrere hundert gezielte Medikamente auf dem Markt. Zur Auswahl des entsprechenden Medikamentes sind auch solche molekularen diagnostischen Methoden erreichbar, mit deren Hilfe man nach Prüfung des Tumors prognostizieren kann, wie der Patient auf bestimmte Behandlungen reagiert – fügte Dr. Peták noch dazu. Die künstliche Intelligenz (KI) gehört inzwischen auch zu den medizinischen Mitteln, die die Ärzte dabei unterstützt, damit jeder Patient die wirksamste personalisierte Therapie bekommen kann. – erklärte Dr. István Peták. In seiner Präsentation stellte er die Entwicklung der Molekulardiagnostik, sowie die Gestaltung solcher auf KI basierender medizinischer Geräte vor, die vor kurzem auch in großen Innovationsausschreibungen Preise erhielten.
Die Präsentationen sind für jede Semmelweis-Bürger via VPN im System Kaltura hier herunterzuladen.

 

Dóra Horváth, Ádám Szabó
Foto: Gábor Ancsin
Übersetzung: Judit Szlovák