In Editor‘s Pick-Sammlung der Zeitschrift Frontiers of Neuroscience wurden von der Redaktion die – in den letzten zwei Jahren veröffentlichten Publikationen über Funktionieren des vegetativen Nervensystems (autonomes Nervensystem) gesammelt, die nach ihrer Meinung zu den bedeutendsten gehören. Die im Jahre 2019 veröffentlichte Publikation der Arbeitsgruppe für Chronophysiologie – die zum Institut für Physiologie der Semmelweis Universität gehört, wurde von Redaktion auch ausgewählt. In der Studie, deren Erstautor Ágnes Sűdy PhD-Studentin und korrespondierende Autorin Dr. Krisztina Káldy Associate Professor sind, wurde die Verbindung zwischen dem sozialen Jetlag und der neuronalen Regulation der Herztätigkeit geprüft.
Die wissenschaftliche Publikation der Arbeitsgruppe für Chronophysiologie des Instituts für Physiologie der Semelweis Universität, die jetzt auf die Editor‘s Pick-Liste kam, erschien im September 2019 in Frontiers of Neuroscience. In die Sammlung wurden die in den letzten zwei Jahren in der Zeitschrift veröffentlichten, nach Meinung der Redaktion bedeutendsten Publikationen aufgenommen. In der Studie von Ágnes Sűdy PhD Studentin und Dr. Krisztina Káldy Associate Professor sowie von deren Mitarbeitern (Krisztina Ella und Róbert Bódizs) wurde die Verbindung des sozialen Jetlags und der neuronalen Regulation der Herztätigkeit geprüft. Unter den 17 ausgewählten Artikeln wurde die Semmelweis-Publikation von den meisten Personen angesehen, deren Anzahl zurzeit bei mehr als 8600 Leuten liegt.
Der soziale Jetlag ist ein Zustand der Differenz zwischen biologischer und gesellschaftlicher Uhr, wenn sich die Schlafperioden der Arbeits- und freien Tage voneinander regelmäßig abweichen. An den Arbeitstagen gehen wir im Allgemeinen früher ins Bett, stehen auch früher auf, da die meisten von uns ihre Arbeit um 8 Uhr früh beginnen müssen. An den freien Tagen sowie an den Wochenenden können wir aber entsprechend dem Rhythmus unserer biologischen Uhr leben, d.h. Wir gehen ins Bett, wenn wir müde sind, und können aufstehen, wenn wir uns erholten – erklärte Dr. Krisztina Káldy Associate Professor des Institut für Physiologie. Zwischen den zwei Zeitfenster kann auch ein Unterschied von mehreren Stunden geben. Der soziale Jetlag hat den Effekt als ob wir an jedem Wochenende eine Zeitreise durch Zeitzonen von 2-3 Stunden machen würden – fügte noch die Professorin dazu.
Die Mitarbeiter der Arbeitsgruppe für Chronophysiologie führten in Zusammenarbeit mit dem Institut für Verhaltenswissenschaften Untersuchungen durch, ob es einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Jetlag, der subjektiven Schlafqualität und der Herzfrequenzvariabilität – die den Zustand des autonomen Nervensystems gut charakterisiert – gibt. Zum Charakterisieren der Schlafqualität wurde ein standardisierter Fragebogen benutzt, und die Ergebnisse zeigten folgendes: diejenigen, die an den Wochentagen nicht entsprechend dem Rhythmus ihrer biologischen Uhr schlafen konnten – sie sind die Eulentypen: d.h. falls es nach ihnen ginge, würden sie spät ins Bett gehen, und würden auch später aufstehen – hatten eine schlechtere Schlafqualität während dem Schlafen. Die den Zustand des autonomen Nervensystems gut charakterisierende Herzfrequenzvariabilität zeigt die winzigen Abweichungen der natürlichen Variation der Zeit zwischen zwei aufeinanderfolgenden Herzschlägen. Die Daten können mit Hilfe eines kleinen Gerätes, das auf den Körper gefestigt ist, ausgewertet werden. Laut Untersuchungsergebnisse hatten Personen, die vom sozialen Jetlag mehr betroffen sind, eine geringere Herzfrequenzvariabilität an Wochentagen. Dies kann das Risiko der Herausbildung von kardiovaskulären Krankheiten – wie Herzinfarkt oder hoher Blutdruck – erhöhen. Hierbei ist zu erwähnen, dass die geringere Herzfrequenzvariabilität auch auf eine schlechtere Schlafqualität hinweisen kann – erklärte Dr. Krisztina Káldy.
Die Höhe des Jetlag-Effekts könnte durch flexible Arbeitszeit oder durch einen späteren Beginn des Schulunterrichts verringert werden – die Teenager sind altersbedingt Eulentypen; d.h. Entsprechend ihrer biologischen Uhr würden sie später ins Bett gehen und auch später aufstehen. Aber auch die Einzelnen können dafür tun, damit sie vom sozialen Jetlag weniger betroffen sind. Den Eulentypen wird empfohlen, damit sie morgens mehr Zeit bei natürlichem Tageslicht verbringen. Weiterhin sollten sie das intensive blaue Bildschirm-Licht verringern, und es ist nützlich, Blaufilter bei PC-Arbeit bzw. Handybenutzen anzuwenden. Durch die Wissenschaft sollten die Menschen auch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Sommerzeit – durch Täuschen unserer inneren biologischen Uhr den Effekt des sozialen Jetlags erhöht, so ist sie auf unsere Gesundheit schädlich.
Ádám Szabó
Photo: Attila Kovács – SemmelweIs Universität
Übersetzung: Judit Szlovák