In der neuen COVID-Nachsorge-Ambulanz für Riechstörungen in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie werden den Patienten, die mehr als drei Wochen nach der Coronavirus-Infektion noch Geruchsbeschwerden haben, Geruchsuntersuchungen und Geruchstrainings  angeboten. Diese Ambulanz ist das erste Zentrum für Geruchsuntersuchungen in Ungarn.

Die Beschwerden über Geruchsänderung oder Geruchsverlust gab es auch früher, wegen Coronavirus erhöhte sich aber die Anzahl der Patienten, die solche Beschwerden haben – sagte Dr. László Tamás Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, und dann fügte er noch dazu: Bei mehreren Corona-Patienten sind diese Beschwerden das erste oder einzige Problem bei einer Coronavirus-Infektion. Es gibt aber viele Patienten, die auch nach Ablauf der Krankheit immer noch diese Beschwerden haben.

Es wurde von immer mehreren Patienten berichtet, dass sich bei Ihnen der Geruchssinn änderte: sie verloren ihre Riechfähigkeit teilweise oder komplett. Bei mehreren Leuten kam es sogar vor, dass sie Gerüche als unangenehm oder stinkend empfinden – beide Beschwerden müssen untersucht werden, wenn sie mehr als drei Wochen dauern

– betonte der Direktor.

Die Klinik nahm als COVID-Versorger am Kampf gegen Coronavirus teil, wegen Fallzahlrückgängen konnte aber mit den planbaren Eingriffen neu gestartet werden, und auch die COVID-Nachsorge-Ambulanz für Riechstörungen wurde in Betrieb gesetzt – betonte Dr. László Tamás. In der Klinik wurden Patienten mit Riechstörungen schon seit Jahren behandelt – fügte er dann noch dazu. „Das Coronavirus überzeugte uns noch mehr, wie hoch der Bedarf für Behandlung solcher Patienten ist“ – sagte er. Während der Pandemie wurde eine drastische Fallzahlerhöhung der Kranken mit Riechstörungen beobachtet, so funktioniert die Ambulanz für Riechstörungen hauptsächlich als COVID-Nachsorge-Ambulanz.

Man weiß noch nicht genau, warum die Coronavirus-Infektion den Verlust des Geruchsinns verursacht. Man geht davon aus, dass das Virus an das Nasen- bzw. Nasenrachen-Schleimhaut „klebt“, was zur Beschädigung der Geruchsrezeptor-Zellen führen kann. Höchstwahrscheinlich wirkt das Virus nicht direkt auf die Rezeptorzellen, die Schädigung wird eher durch Zerstörung der Zellen in ihrer Umgebung verursacht. Aus diesem Grund kann vermutlich passieren, dass das erste Symptom bei Corona-Patienten der Verlust des Geruchssinns ist – erklärte Dr. László Tamás. Laut einer anderen Theorie kommt das Virus ins Nervensystem rein, und greift die Riechbahnen an. Aufgrund bisheriger Ergebnisse sollte aber eher die erste Theorie wahr sein – sagte der Direktor. Diesen Patienten, die solche Probleme haben, kann das sogenannte Geruchstraining auch helfen – fügte noch Dr. László Tamás dazu.

Die Ambulanz für Riechstörungen in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie ist das erste Zentrum für Geruchsuntersuchungen in Ungarn. Laut Dr. Helga Kraxner, Leiterin der Ambulanz können den Verlust des Geruchsinns mehrere Faktoren verursachen: „Es ist möglich, dass sich das Riechen nach einem Trauma, nach einer Operation oder wegen einer neurodegenerativen Erkrankung ändert“ – erklärte die Senior Lecturer der Klinik. Am häufigsten haben die Corona-Patienten Riechprobleme, deshalb funktioniert die Ambulanz heute hauptsächlich als Post-COVID-Versorgungsstelle.

Dr. Helga Kraxner betonte: wie bei der Infektion, so auch bei Änderung des Geruchssinns gibt es mehrere Symptome: neben stumpferem Riechen kann Parosmie (der Betroffene empfindet dabei einen Riecheindruck, den andere Menschen nicht haben) oder Phantosmie (sie ist eine täuschende Sinneswahrnehmung ohne Reizursache) auftreten. Es gibt Menschen, bei denen die Beschwerden nur einige Tage dauern, es kommt aber auch vor, dass die Probleme auch nach der Infektion längere Zeit bestehen bleiben. Laut Aussage der Ambulanzleiterin sollte man zum Arzt gehen, wenn die Geruchsänderung oder der Geruchsverlust länger als 3 Wochen dauern.

Die COVID-Nachsorge-Ambulanz für Riechstörungen in der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie empfängt wöchentlich dreimal, dienstags, mittwochs und donnerstags Patienten, die Sprechstunden werden aber beim Bedarf erweitert. In die Ambulanz können Patienten von den HNO-Fachkliniken oder vom Hausarzt eingewiesen kommen. Außerdem bekommt die Ambulanz Patienten auch von Post-COVID Ambulanzen der Universität zugeschickt. Im Falle des Verlustes des Geruchssinns wegen Post-COVID oder wegen anderen Gründen soll der erste Schritt immer eine ausführliche HNO-Untersuchung sein. Während der Untersuchung wird festgestellt, ob die Symptome wegen einer mechanischen Barriere – Nasenschleimhaut-Entzündung, chronisches Sinusitis, Nasenpolypen oder sonstige Läsion bestehen. D.h. das Riechen verschlechterte sich, weil die Luft – wegen den oben aufgezahlten Gründen – die Riechschleimhaut nicht erreicht. Aus diesem Grund werden dann – entsprechend dem Bedarf – endoskopische Untersuchungen, CT- oder MRI-Untersuchungen machen. Manchmal kommt vor, dass sich das Riechen wegen Allergie ändert. In dem Fall wird eine Differentialdiagnostik nötig sein. Diese letztere Untersuchung kann nach vorheriger Terminvereinbarung in der Fachambulanz für Allergie ebenso gemacht werden. Wenn in der Anamnese auch sonstige Probleme erwähnt sind, kann der Patient auch von uns in andere Kliniken, wie z.B. in die neurologische Ambulanz weitergeschickt werden – betonte die Direktorin.

Wenn keine Läsion gefunden wurde, wo eine aktuelle HNO-Behandlung nötig ist – wird ein Geruchstest gemacht – sagte Dr. Helga Kraxner. Mit Hilfe eines komplexen Messgerätes werden die Geruchsschwelle, die Geruchsunterscheidung und Geruchserkennung untersucht. Nach der ca. 45-minutigen Untersuchung erhält der Patient eine sogenannte TDI-Punktzahl (Threshold, Discrimination, Identification). Aufgrund der erreichten Punktzahl wird der Patient in folgende Kategorien eingeteilt: normale Geruchsfähigkeit; eingeschränkte Geruchsfähigkeit oder verlorener Geruchssinn. In den letzteren zwei Fällen wird dem Patienten empfohlen, um ein Geruchstraining zu machen. Nach Ablauf des Trainings wird ein neuer Test zur Auswertung des Therapieergebnisses gemacht.

Galerie

4bilder

„Ein Geruchstraining sieht wie folgt aus: der Patient muss mindestens 12 Wochen lang täglich zweimal solche Grundduftstoffe – wie z.B. Blumenduft, Gewürz- oder Obstduft – riechen, wobei er das ursprüngliche Gefühl wachzurufen hat. Bei jedem Duftstoff ist 10-20 Sekunden zu konzentrieren, und aufgrund früheren Erinnerungen muss man die damit verbundenen Gefühle hervorrufen. Weiterhin ist empfohlen, ein Geruchstagebuch zu führen, indem der Patient seine Geruchsfähigkeit wöchentlich einmal um die gleiche Zeit auf einer Skala auswertet“ – erklärte die Leiterin.

Weiterhin betonte Dr. Helga Kraxner: laut ihrer bisherigen Erfahrungen kann die schlechtere Geruchsfähigkeit wesentlich verbessert, sogar auf die normale Geruchsfähigkeit korrigiert werden. Bei Anwendung dieses Trainings wurden von ihnen im Falle sonstiger Geruchsverminderungen (wegen Trauma, Virusinfektion, oder aus unbekanntem Grund) günstige Erfahrungen gesammelt. Weiterhin sieht laut ihrer Erfahrungen so aus, dass diese Methode auch bei Geruchsverminderung wegen Coronavirus wirksam sein kann. Im Interesse des guten Ergebnisses ist aber wichtig, damit die Patienten beim Auftreten der Beschwerden zum Arzt gehen und die Behandlung möglichst schnell begonnen wird. Neben Geruchstraining werden – wenn nötig – auch andere Therapien als lokale Behandlung angewendet: wie z.B. Steroide- oder Hyaluronsäure-haltige Sprays oder Nasensprays mit A-Vitamine.

 

Ádám Szabó
Foto: Attila Kovács  – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák