Im Online-Forum über Trägerschaftswechsel an der Semmelweis Universität stellte Dr. István Stumpf, Regierungsbeauftrager den Modellwechsel – als einen wichtigen Schritt der Erneuerung des Hochschulwesens – vor, dann sprach Dr. Balázs Hankó, Vizestaatssekretär für Hochschulwesen über Einzelheiten der neuartigen Finanzierung. Danach beantworteten Dr. Béla Merkely Rektor, Dr. Livia Pavlik Kanzlerin der Universität sowie die beiden Experten alle aufgestellte Fragen. Im Forum wurde auch die Zusammensetzung des Kuratoriums der Stiftung für Nationale Gesundheitsversorgung und Ärzteausbildung veröffentlicht, unter deren Aufsicht die Semmelweis Universität ab den 1. August 2021 steht.
Am Anfang des Forums erinnerte Dr. Béla Merkely daran, dass die neuen Rechtsregelungen über Modellwechsel im Hochschulwesen und somit das Gesetz „über vermögensverwaltende Stiftungen im öffentlichen Interesse, die öffentliche Aufgaben wahrnehmen“ vor einer Woche vom Parlament abgesegnet wurden. Im Gesetz steht auch, dass das Ziel des Modellwechsels im Falle der Semmelweis Universität ist, damit die Institution in die TOP 100 Hochschulinstitutionen der Welt, sowie in die TOP 5 medizinischen Universitäten von Europa kommen kann. Dr. Béla Merkely betonte: dieses Ziel stimmt mit dem Nummer-eins-Ziel seiner Bewerbung als Rektor völlig überein. Weiterhin ist laut seiner Meinung mit diesem Modellwechsel eine flexiblere Struktur zu schaffen, wodurch sich neue Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung der Universität ergeben. Die gesetzten Ziele sind aber nur in Kooperation mit den Semmelweis Bürgern zu erreichen, da das Humankapital die wertvollste Ressource der Universität ist – betonte er. Aus dem Grund hält er die regelmäßigen Abstimmungen und das Informieren der Semmelweis Bürger, sowie auch dieses Forum für wichtig.
In seiner Eröffnungsvortrag erklärte Dr. István Stumpf, Regierungsbeauftragter für die Koordination des Modellwechsels folgendes: Aktuell läuft eine von den wichtigsten Änderungen der letzten 30 Jahre im Hochschulwesen. Durch den Modellwechsel werden selbstverständlich nicht alle Probleme gelöst, es wird aber den Universitäten ermöglicht, damit sie von den Fesseln befreit werden, die durch Bewirtschaftungs- sowie Vergütungslimits laut Staatshaushaltsgesetz verursacht wurden. Weiterhin können solche Energien freigesetzt werden, die bislang wegen übertriebener Bürokratie gebremst wurden. Im neuen System sind die Universitäten dann nicht mehr dem staatlichen Haushalt, unterordnet, sondern werden der Aufsicht von vermögensverwaltenden Stiftungen und deren Kuratorien unterstehen. Die Kuratoriumsmitglieder wurden vom Gründer schon beauftragt. Danach veröffentlichte Dr. István Stumpf die Zusammensetzung des Kuratoriums der Stiftung für Nationale Gesundheitsversorgung und Ärzteausbildung, in dessen Trägerschaft die Semmelweis Universität in der Zukunft agieren wird. Der Präsident und Mitglied des Konsistoriums der Semmelweis Universität wird Dr. Gábor Orbán Generaldirektor der Richter Gedeon Nyrt., früherer Staatsekretär des Ministeriums für Nationalwirtschaft sein. Weitere Mitglieder des fünfköpfigen Komitees sind: Dr. Béla Merkely Rektor, Dr. Miklós Szócska Dekan der Fakultät für Öffentliche Dienste im Gesundheitswesen, früherer Staatssekretär für Gesundheitswesen, Dr. Péter Govitzki ehemaliger leitender Professor der Abteilung für Gefäßchirurgie der Mayo Klinik in den USA und Dr. Róbert Bedros, Hauptdirektor des Szent Imre Krankenhauses, Hauptberater des Ministerpräsidenten. Dr. István Stumpf betonte: Der Staat wird weiterhin präsent bei der Arbeit der Universität und der Finanzierung des Hochschulwesens sein.
Der Regierungsbeauftragte berichtete auch darüber, dass die Semmelweis Universität zu den wenigen Hochschulinstitutionen gehört, die eine hohe Summe, eine direkte Vermögensförderung in Bezug Modellwechsel erhalten. Die Semmelweis Universität bekam 5 Prozent als direkter staatlicher Zuschuss, was ein wichtiges Mittel beim Erreichen der Ziele sein kann.
Die Regierung ist daran interessiert, damit die Semmelweis Universität ein Flaggschiff, die wichtigste richtungsweisende Institution auf seinem Fachgebiet im Hochschulwesen sein wird
– formulierte Dr. István Stumpf.
Weiterhin machte er eindeutig, dass sich der Staat für die Entwicklungen des Hochschulwesens weiterhin verantwortlich fühlt. Zur Verwirklichung dieser Entwicklungen sollten die von den Universitäten am Anfang der Bewerbungsperiode beantragten RRF-Quellen (Recovery and Resilience Facility) zur Verfügung stehen. Die konkreten Details der Finanzierung dieser Entwicklungen stehen noch unter Bearbeitung, darüber wird aber bald eine Regierungsentscheidung getroffen.
Dr. István Stumpf sprach auch darüber, dass die Stiftungen voraussichtlich bis Ende Mai eingetragen werden, danach bekommt die intensive Vorbereitungsarbeit einen neuen Schwung.
Dr. Balázs Hankó, zuständiger Vizestaatsekretär für Hochschulausbildung im Ministerium für Innovation und Technologie sprach über die neuartige Finanzierung der am Modellwechsel betroffenen Universitäten. Diese Finanzierung wird aus drei großen Teilen bestehen. Im Falle der Semmelweis Universität sind sie wie folgt: der schon erwähnte, mit Hilfe von Richter-Aktien verwirklichte Vermögenszuschuss, der durch kontinuierliche Gewinnproduktion die Entwicklungen unterstützt; dann das schon in Gang gesetzte Semmelweis XXI. Entwicklungsprogramm; und zuletzt der neuartige Finanzierungsvertrag, der den Universitäten eine kalkulierbare Unterstützung gewährleistet. Durch diesen zuletzt genannten Faktor werden bezüglich Forschung und Infrastruktur solche motivierende Qualitäts- und Leistungsindikatoren festgelegt, unter denen es außer Anzahl der Studierenden auch die wissenschaftliche Leistung bewertende Faktoren gibt, wie das Vorantreten auf internationalen Ranglisten, die wissenschaftliche Leistung in geistigen Produkten, die Internationalisierung oder das System des Fachkollegiums zur einheimischen Begabtenförderung.
Es ist sehr wichtig, dass das Gesetz über vermögensverwaltende Stiftungen im öffentlichen Interesse auch das Arzt-, Gesundheits- und – Universitätssystem entsprechend stabilisiert, indem die Dreier-Einheit der Bildung, Forschung und Patientenversorgung in einer grundlegenden Rechtsregelung festgesetzt wird – betonte Dr. Balázs Hankó.
In der zweiten Hälfte des Forums wurden alle Fragen der Interessenten beantwortet. Die Befragten waren Dr. István Stumpf, Dr. Balázs Hankó, Dr. Béla Merkely sowie Dr. Livia Pavlik Kanzlerin.
Die Frage, wie man die Universitäten zum Modellwechsel ausgewählte, wurde von Dr. István Stump beantwortet: Dies war keine Regierungsentscheidung; die Universitäten waren diejenigen, die den Wechsel aufgrund Senatsbeschluss initiierten. Die Semmelweis Universität gehörte zu den ersten, die ihre Absicht signalisierte, nachdem der Senat mit 41 Ja-Stimmen und 1 Stimmenenthaltung seine eindeutige Unterstützung zum Modellwechsel gab. Nach seinem Ernennung zum Rektor überprüfte Dr. Béla Merkely mit seinen Mitleitern mehrere Möglichkeiten, die zur Bekämpfung der infrastrukturellen Defiziten der Universität hätten beitragen können. Schon in diesem Zeitpunkt dachten sie an die Trägerschaft einer vermögensverwaltenden Stiftung, was auch in einer Absichtserklärung festgesetzt wurde. Auf die Frage, warum der Modellwechsel gerade jetzt gemacht wird, betonte der Rektor: er halt es für wichtig, dass die Semmelweis Universität zurzeit eine sehr hohe gesellschaftliche Akzeptanz genießt, und es wurde bewiesen, dass die Universität fähig ist, um durchzuhalten und ihre Zukunft in die eigene Hand zu nehmen.
Bei einer weiteren Frage wurde betont: die Pflichtstudien-Gebühren werden laut Plan nicht eingeführt, und auch mit Reduzierung der staatlichen Unterstützung bezüglich Studienkosten ist nicht zu rechnen. Das staatliche Stipendiums-System in der gegenwärtigen Form bleibt auch in der Zukunft, diese Dienstleistung wird der Staat als Ausführung öffentlicher Aufgaben von der Universität im Rahmen eines langfristigen Vertrages bestellen.
Bei der nächsten Frage ging es um die Änderung des Rechtsverhältnisses der Staatsangestellte und um den Einfluss auf die Gehälter. Der Wendetag für die Übergabe des Trägerschaftsrechts wird der 1. August 2021 sein, und ab diesen Tag – durch das Unterschreiben des Arbeitsvertrages – werden die neuen Rechtsverhältnisse entsprechend dem ungarischen Arbeitsgesetzbuch zustande kommen – sagte Dr. Lívia Pavlik Kanzlerin. (Vor kurzem wurde eine Webfläche mit „Häufig gestellte Fragen“ gestaltet, wo die Antworten auf bisherige Fragen zu befinden sind. Diese Seite wird ständig aktualisiert)
Dr. István Stumpf teilte mit: Parallel zum Modellwechsel wird von der Regierung eine zweimalige Erhöhung der Gehälter von 15 Prozent im Hochschulwesen durchgeführt – zuerst ab den 1. September 2021, dann ab den 1. Januar 2022. Daneben will man ein solches System einführen, das ermöglicht, dass die guten Lehrer überdurchschnittliches Gehalt bekommen können.
Dr. Lívia Pavlik fügte noch dazu: Ziel der Universitätsleitung ist, um aufgrund Leistungsbeurteilungen eine differenzierte Lohnerhöhung durchzuführen. Wegen großer Interesse der Mitarbeiter von administrativen Bereichen bezüglich Leistungsbeurteilung berichtete sie über ein im Februar gestartetes Projekt, in dessen Rahmen alle Arbeitskreise überprüft werden. Nach Auswertung der Projektergebnisse wird eine solche Arbeitskreis-Struktur gestaltet, wozu ein – auf individuelle Leistungsbeurteilung basierendes – Vergütungssystem aufgebaut werden kann. Davon sind etwa 2700 Mitarbeiter betroffen, die kein Lehrer, kein Forscher und keine medizinischen Angestellten sind.
Nach Änderung des Trägerschaftsrechts kann das Kuratorium neben garantiertem Erhalten der gegenwärtig staatlich unterstützten Ausbildungen auch über weitere Erweiterung der Ausbildungen Entscheidung treffen (z.B. über weitere Erhöhung der Anzahl von ausländischen Studenten).
Im Aktionsplan zum Neustart der Wirtschaft geht es u.a. um die Erneuerung der Hochschulausbildung, darunter um Entwicklung der Science Parks, Wissenschafts- und Innovationparks, um die Gestaltung von Ökosystemen für Innovation – beantwortete Dr. Balázs Hankó die Frage: wie die F&E-Finanzierung von der Regierung gesichert werden kann. Daneben werden auch die bisherigen Bewerbungsmöglichkeiten erhalten; weiterhin werden die F&E-Tätigkeiten im neuen leistungsbasiertes Finanzierungssystem gesondert unterstützt.
Bezüglich öffentlicher Bildungseinrichtungen wird weiterhin das Grundprinzip angewendet, dass sie nach dem Modellwechsel den gleichen Finanzierungszuschuss bekommen sollten, als ob sie im staatlichen Bereich arbeiten würden.
In Bezug einer weiteren Frage sagte Dr. Béla Merkely: Obwohl sich die Universitätspositionen in den letzten 3 Jahren in allen Ranglisten verbesserten, kann die Universität ohne Entwicklung der Infrastruktur über einen Punkt hinaus doch nicht weitergehen.
Am Ende des Forums betonte Dr. Béla Merkely Rektor folgendes: Bei jedem wichtigen Schritt und Straßenkreuzung wird eine solche Veranstaltung organisiert, wo die Universitätsbürger ihre Fragen beantwortet bekommen.
Pálma Dobozi
Foto (frühere Aufnahmen): Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák