Das Városmajor Herz- und Gefäßzentrum nimmt seit Auftreten des Infektion in Ungarn an fachspezifischer Versorgung der COVID-Patienten gegen Pandemie teil. Eine Erscheinungsform der Krankheit kann auch eine Art der Thromboembolie sein – seit Frühling letzten Jahres gibt es immer mehr Patienten, bei denen das Coronavirus im Hintergrund ihrer Erkrankung steht. In unserer Artikelreihe wurden diesmal Dr. Dávid Becker Vizedirektor und Judit Törökné Kádár, abteilungsleitende Oberschwester über die Erfahrungen gefragt.

„Das COVID ist ein sehr tückisches Virus, das in mehreren Formen erscheinen kann“.

Dr. Dávid Becker, Vizedirektor, Városmajor Herz- und Gefäßzentrum

Seit wann nehmen Sie an Versorgung von COVID-Patienten teil? Erinnern Sie sich an den ersten Fall?

Die erste, mit hoher Wahrscheinlichkeit mit COVID infizierte Patientin kam noch vor Ausbruch der Pandemie in unsere Klinik: eine seit drei Wochen künstlich beatmete etwa 50-jährige Frau wurde aus einer anderen Institution an uns geliefert. Sie hatte eine beidseitige schwere Pneumonie, wegen ihrer erhöhten Markerwerte gab es den Verdacht auf Herzmuskelschädigung, auf einen Herzinfarkt. Damals, am Ende Februar konnten wir nur aus Fachliteratur Information holen, dies war aber ein eindeutig typischer Fall, und wie es sich später herausstellte, hatte sie auch chinesischen Kontakt. Wir haben sie isoliert, und in entsprechender Schutzausrüstung sowie die nötigen Hygieneregel einhaltend versorgt, obwohl ihr PCR-Test um diese Zeit schon negativ war. Trotzdem verloren wir die Patientin wegen nicht beeinflussbarer Atmungsinsuffizienz – höchstwahrscheinlich war sie die erste Corona-Patientin in Ungarn.

Seit Auftreten des Coronavirus in Ungarn, d.h. seit März letzten Jahres versorgen wir Patienten, bei denen der Verdacht auf Coronavirus besteht, oder bestätigte COVID-Fälle. Eine Erscheinungsform der Krankheit kann auch eine Art der Thromboembolie sein, auch ein Infarkt – seit Frühling letzten Jahres kam es öfter vor, dass die COVID-Infektion im Hintergrund der Krankheit steht. Durch die Erhöhung der Infektionsanzahl in Ungarn gab es auch bei uns immer mehrere Patienten, die nach Corona-Infektion wegen akuten herzchirurgischen oder kardiologischen Problemen zu versorgen waren.

Was sind Ihre Aufgaben bei Versorgung der COVID-19?

Wir führen fachspezifische COVID-Behandlung durch, d.h. es kommen coronaverdächtige oder bestätigt COVID-infizierte Patienten zu uns, bei denen herzchirurgische oder kardiologische Behandlung nötig ist. Schon in der früheren Phase der Epidemie wurden mehrere Corona-Patienten in unsere Klinik geliefert: z.B. aus Süd-Pest Zentrumkrankenhaus (Szent-László Krankenhaus) – u.a. wegen Aortendissektion, die von unseren Herzchirurgen und Anästhesiologen erfolgreich operiert und versorg wurden. Die Anzahl der Patienten, die an akutem Herzinfarkt aber gleichzeitig auch an Coronavirus-Infektion leiden, ist immer größer. In diesen Fällen ist möglich, dass die den Infarkt auslösende Plaqueruptur (Plaqueriß) durch Virusinfektion verursacht wurde. Neben Behandlung der kardiovaskulären Krankheit müssen die COVID-Infektion und ihre Komplikationen ebenso versorgt werden. Die Patienten hier sind meistens alte Menschen oder Patienten mit schweren Begleitkrankheiten, bei denen die COVID-19 besonders gefährlich ist.

Inwieweit war die Umstrukturierung der Arbeit nötig?

Wie auch überall in der Welt, sind die Kliniken auch bei uns nicht so aufgebaut, dass sie zur Behandlung Patienten in größerer Anzahl geeignet sind, und in der Klinik voneinander völlig separierte rote, graue oder grüne Zonen zur Verfügung stehen würden. So war auch bei uns eine Umgestaltung und hohe Anpassung an die geänderten Verhältnisse notwendig. Wir haben isolierte Krankenräume gestaltet, die zum Einkleiden nötigen Verhältnisse, die entsprechende Schutzausrüstung und hygienische Umstände für unsere Kollegen wurden geschaffen und gesichert. Wegen drastischer Fallerhöhung, und darunter der Erhöhung der Anzahl von Patienten, bei denen auch die künstliche Beatmung nicht einfach ist, wurde die Struktur des Városmajor Herz- und Gefäßzentrum komplett umgestaltet. Von den früheren wenigen Fällen laufen aktuell – durch Ausnutzung der maximalen Möglichkeiten – ECMO-Behandlungen nahe zu unseren Kapazitätsgrenzen. Unter den Patienten gibt es auch schwangere Frauen, oder junge sportliche Leute – leider ist dieses Virus nicht wählerisch! Diese Riesenanstrengung benötigende Arbeit machen in erster Linie die Mitarbeiter der Városmajor Klinischen Abteilung der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Selbstverständlich werden sie dabei von anderen Mitarbeitern der Klinik vollständig unterstützt. Um die Notfallbetreuung des kompletten Profils von Városmajor Zentrum sichern zu können, arbeiten wir in Form einer optimalisierten Matrix-Versorgung. D.h. an Behandlung der Herz- und Gefäßchirurgie-Patienten schlossen sich auch unsere Anästhesiologe-Kardiologe Kollegen, und selbstverständlich unsere Schwester, bzw. alle unserer Mitarbeiter, die Kapazität haben, an.

Welchen Unterschied sehen Sie zwischen der ersten, zweiten und der aktuellen dritten Welle in Bezug ihrer Klinik?

Aus den ausländischen Angaben ist sichtbar, dass es während der ersten Welle wenigere Infarktpatienten in Krankenhäusern gab. Wir prüften die Situation auch, und hatten in Ungarn die gleiche Erfahrung: Trotz der Tatsache, dass die Pandemie letzten Frühling in Ungarn nicht so schwer wie in Italien oder in Spanien war, verringerte sich die Anzahl der eingelieferten Infarktpatienten um 20-30 Prozent. Höchstwahrscheinlich hatten die älteren Leute Angst, dass sie die Infektion bekommen, deshalb gingen sie nicht zum Arzt. Im letzten Sommer, als es ruhiger wurde, hatte man dann ähnliche Zahlen, wie in den früheren Jahren. Während der zweiten Welle wurden aber wieder wenigere Infarktpatienten ins Krankenhaus geliefert. Dies ist auch aus dem Grund gefährlich, da nach unbehandeltem Infarkt sehr schwere Komplikationen eintreten können. Gerade aus dem Grund wurde eine solche Versorgungsstrategie in unserer Klinik gestaltet, dass von uns alle Patienten, die Herz- und Kreislausprobleme haben, automatisch aufgenommen werden. Der Rettungsdient, die Hausärzte, Kollegen anderer Krankenhäuser brauchen also keine Überlegungen zu machen, ob beim Patient welche Versorgung nötig ist – sie sollen die Patienten zu uns schicken – und wir werden alle nötigen Untersuchungen durchführen. Zum Glück haben wir mittlerweile die Möglichkeit, zuverlässige Antigen-Tests in der Klinik zu machen, und können den Patienten beim Bedarf isolieren. Diese Strategie wird von uns auch jetzt während der dritten Welle verwendet.

Welche wichtigen Erfahrungen erwarben Sie während der Pandemiezeit, die Sie auch später nutzen können?

Das COVID ist ein sehr tückisches Virus, das in mehreren Formen erscheinen kann. In den vergangenen Monaten lernten wir, dass man nicht nur die typischen, sondern auch die aspezifischen Zeichen ständig beobachten muss. Bei einer beidseitigen Pneumonie denken wir schon automatisch an Coronavirus, aber auch bei anderen Symptomen, wie Durchfall oder tiefe Venenthrombose sollten wir Verdacht haben. Zum Glück entwickelt sich auch die Behandlung dieser Krankheit: die Anwendung antiviraler Behandlung und monoklonaler Antikörper-Therapie unterstützen die Heilung der Patienten. Die Pandemie lehrte uns vieles: eine von den größten Lektionen ist, damit die hygienischen Regel erhöht einzuhalten sind. Früher lächelten wir oft die Touristen aus Fernostasien, die Schutzmaske trugen. Heute wissen wir schon, wie wichtig diese Vorsichtsmaßnahmen sind. Wir sollten nur daran denken, dass die Grippeepidemie verschwunden ist. Ich bin überzeugt, dass diese Tatsache auch dem erzwungenen Maskentragen zu danken ist.

Ich habe tiefes Vertrauen, dass wir das Coronavirus besiegen können; aber die erhöhten Hygieneregel müssen wir weiterhin einhalten, da sie zum Vorteil für alle sind. Eine schöne Sache ist noch, die wir in diesen schwierigen Zeiten miterleben konnten: die Zusammenarbeit unserer Kollegen, Schwester, Assistenten, Ärzte, mit dem Klinikdirektor an der Spitze. Zum Glück sind schon alle Mitarbeiter geimpft, oder wegen früherer Infektion geschützt, so können wir sicher, noch mehr auf die Patienten konzentriert unsere Arbeit machen.

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“Die entsprechenden Hygienemaßnahmen schützen nicht nur die Patienten, sondern auch die medizinischen Mitarbeiter.“

Judit Törökné Kádár, abteilungsleitende Oberschwester, Kardiologische Intensivstation, Abteilung für invasive Kardiologie

Welche war die größte Änderung die die COVID-Situation bei Pflegeaufgaben, der Arbeit der medizinischen Facharbeiter mit sich brachte?

In der Klinik führen wir auch Transplantationen durch, so war für uns die Einhaltung der Hygieneregel und die entsprechende Einkleidung auch bisher eine selbstverständliche Sache. Das Coronavirus machte uns aber auf die Einhaltung dieser Regel noch mehr aufmerksam, und darauf, dass der Schutz unserer Mitarbeiter genauso wichtig ist. Da die COVID-Patienten in einem isolierten Krankensaal, in der separierten roten Zone behandelt sind, kann man nicht einfach in ihren Raum reinlaufen oder auskommen, wenn wir etwas vergessen haben. Wir müssen die kompletten Pflegeabläufe und alle Aufgaben durchdenken, was die Arbeit des Personals bedeutend erschwert.

Inwieweit benötigen die COVID-Patienten eine andere Pflege?

Durch das Coronavirus kann unser Herz- und Kreislaufsystem oft erkrankt werden, und wir versorgen solche Patienten in der Klinik. Die Schutzbekleidung bedeutet uns die größte Schwierigkeit: es ist nicht leicht, eine Vene oder Arterie durch drei Gummihandschuhen geschützte Hände zu finden; unter solchen Umständen wird jeder Eingriff schwieriger.

In welchem Maße änderten sich die Prozesse, Kontaktaufnahme mit Patienten, wenn man Schutzbekleidung trägt?

Das Pflegepersonal trägt zusätzlich FFP-Maske, Schutzbrille und Overall über seine eigene Kleider – in solcher Ausrüstung ist nicht nur die Atmung schwieriger, sondern wir haben das Gefühl, als ob wie in einem Taucheranzug die Patienten versorgen würden. Seit letzten Frühling gewöhnten wir uns daran, dass wir lauter, langsamer, mehr artikulierend sprechen müssen, damit die Patienten uns leichter verstehen. Es war eine große Hilfe für uns, dass Kameras in Krankensälen installiert wurden. So können wir auch von draußen sehen, was im Raum passiert, und wir bemerken leichter, wenn eine Schwester dort Unterstützung braucht. Die von Semmelweis GmbH erhaltenen Walkie-Talkies erleichtern die Kommunikation miteinander in großem Maße.

Welche wichtigen Lektionen, Erfahrungen erwarben Sie in dieser Situation?

Die Einhaltung der Asepsis und Antisepsis – die wichtige Teile der medizinischer Versorgung sind – kam wieder in Vordergrund. Die Pandemie machte uns auf die ständige und kontinuierliche Handdesinfektion und auf das Maskentragen mehr aufmerksam. Die entsprechenden Hygieneregel unterstützen nicht nur die Patienten, sondern auch das medizinische Personal. Wir alle legen ein großes Gewicht darauf, wie und in welcher Schutzausrüstung wir unsere Arbeit machen, und dies wird höchstwahrscheinlich auch in der Zukunft so bleiben. Die dritte Welle der Pandemie bedeutet eine besonders große Belastung für das medizinische Fachpersonal und auch für die Ärzte, wegen Erhöhung der Fallzahlen sollten Abteilungen umstrukturiert und die Facharbeiter versetzt werden. Eine weiterhin wichtige Aufgabe von uns ist das Testen der Patienten, die zu uns kommen, und die Isolierung der positiven Fälle. Es ist aber sehr wichtig, dass die Mitarbeiter von hier geschützt sind, da wir die Impfung alle bekamen.  

Ádám Szabó
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák