Dr. Eszter Bári (Hudák) erhielt ihr Semmelweis-Diplom  im Jahre 2004, und aktuell nimmt sie als Forschungsleiterin an der Entwicklung einer wichtigen Schutzimpfung gegen Coronavirus teil; die Testphase der US-Novavax –Vakzine in Australien wurde von ihr geleitet. Neben den für sie wichtigen   Universitätsjahren erzählte uns auch darüber, wie ihre spätere berufliche Laufbahn geführt wurde, und wie sie in Führungsrolle in Impfstoff-Entwicklung einstieg.

Wie erinnern Sie sich an Ihre Semmelweis-Zeit?

Die an der Semmelweis Universität verbrachte Zeit war für mich sehr entscheidend, ich habe das Universitätsleben und das Leben im Studentenwohnheim in Tömő utca genossen. Die Biologievorlesungen des inzwischen verstorbenen Dr. György Csaba, die Physiologie-Stunden von Dr. Márk Kollai, die Übungen Innere Medizin von Dr. István Karádi und Dr. András Kerkovits, sowie die Pädiatriestunden von Dr. György Fekete blieben bis heute in meiner Erinnerung. An die Universität kam mit dem Ziel, das ich Frauenarzt sein möchte, dies war mein Traum seit meiner Teenager-Zeit. Nach dem ersten Studienjahr verbrachte ich mein Sommer-Pflegepraktikum in der damaligen Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie; danach richtete sich mein Interesse auf Kindergynäkologie und Endokrinologie. Während meinem fünften Studienjahr machte ich meine TDK-Arbeit (Wissenschaftlicher Studierendenwettbewerb) kurze Zeit unter Leitung von Dr. Éva Hosszú in der II. Klinik für Pädiatrie, wo ich die Wirkung der Kortikosteroid-Therapie bei Kindern mit adrenogenitalem Syndrom auf den Knochen untersuchte. Leider entwickelte sich eine schwere Metallallergie bei mir heraus, so wurde eindeutig für mich, dass ich keine praktizierende Ärztin werden kann. Deshalb wechselte ich in Richtung Prävention. Es war eine große Ehre für mich, dass Dr. Endre Morava, Lehrstuhlleiter für Öffentliche Gesundheit (heute Institut für Volksgesundheit)  im Jahre 2004 meine Bewerbung annahm, und so konnte ich meine Residenzjahre im Bereich Präventionsmedizin und Volksgesundheit beginnen. Mein Mentor war Dr. Judit Forrai, deren Berufsliebe und unermüdliche Berufsneugier für mich beispielhaft waren.

Hatten Sie auch schon damals Interesse für Epidemien und Schutzimpfungen?

Im Jahre 2005 begann ich meine Tätigkeit unter Leitung von Dr. Ágnes Csohán an der Hauptabteilung für Epidemiologie im Landes-Epidemiologie-Zentrum, wo ich mich mit Dr. Zsuzsanna Molnár, Hauptärztin zusammen mit Grippe beschäftigen konnte. Ich konnte am Verteidigungsprogramm gegen H5N1 Vogelgrippe-Weltepidemie, an der einheimischen Vorbereitung auf die damalige Pandemie teilnehmen. Ich hatte die Möglichkeit, solche hochgebildeten Virologen, wie Dr. György Berencsi, Dr. István Jankovics zu treffen, und konnte die in Ungarn herausentwickelte Vakzine gegen H5N1 in meinen Händen halten. Dann erwarb ich dank eines EU-Stipendiums das Diplom Epidemiologin an der Universität Maastricht (Master of Public Health in Epidemiology)

Warum wählten Sie den Beruf Forschungsleiterin und wie sind Sie zuerst nach Deutschland und dann nach Australien  gekommen?

Während Ausarbeitung meiner Diplomarbeit an der Universität Maastricht konnte ich zuerst an Durchführung und Analyse von Beobachtungsverfahren teilnehmen. Ich forschte die Verbindung des  Körpermasseindex (KMI) und der von Hippel-Lindau-Genmutation bei Herausbildung von  klarzelligen Nierenzellkarzinomen, wozu man die Angaben von einer Kohortenstudie – die 1986 startete und etwa einhundertzwanzigtausend Personen aus ganzen Niederlanden einbezogen wurden – nahm. Im Jahre 2007 lernte ich meinen zukünftigen Mann in Belgien kennen, der schon seit Jahren in Deutschland lebte, und wir haben die Entscheidung getroffen, dass wir unser Leben in Deutschland weitermachen werden. Ich bewarb mich um eine Stelle einer internationalen Forschungsfirma, wo ich meine Englischkenntnisse und meine epidemiologischen Kenntnisse, die ich an der Universität Maastricht erwarb, nutzen konnte.

Bei der Firma war ich die erste ungarische Mitarbeiterin, und während der dortigen Zeit baute ich Kooperation mit zwei Kliniken der Semmelweis Universität auf.

 

Später ließen wir uns mit meinem Mann in Australien nieder, wo ich die forschungsleitende Position einer deutschen Firma, die medizinische Geräte herstellte, erhielt. Ich arbeite seit insgesamt 14 Jahren im Bereich klinischer Erprobung von Arzneimitteln, und in Australien ist dies mein neuntes Jahr.

Sie spielen bei der klinischen Untersuchung eines solchen Präparats eine bedeutende Rolle, das weltweit im Mittelpunkt des Interesses steht. Wie fühlen Sie sich dabei?

Ich arbeitete auch früher an der Herausentwicklung von solchen Präparaten, die das Leben von vielen Menschen beeinflussten. So nahm ich auch an der Untersuchung eines solchen onkologischen Präparates teil, wo 75 Prozent der Patienten mit Brustkrebs nach Abschluss der 14-jährigen-Kohortenstudie noch im Leben war; ich leitete die Phase II und III-Studien eines paradigmenwechselnden Pankreaskarzinoms (Adenokarzinom des Pankreas), sowie nahm an der klinische Untersuchung des weltweit ersten MRT-kompatibel Herzschrittmachers und implantierten Defibrillators teil.

“Eine Pandemie ist selbstverständliche eine neue Situation für mich, so war ich neugierig und gespannt, als ich den Auftrag zur Leitung der Erprobung der Vakzine annahm. Ich fühle mich glücklich, dass ich mit den besten Ärzten von Australien zusammenarbeiten kann, und an solchen Vorlesungen teilnahm, wo der ausführliche immunologische Hintergrund und die neuesten Forschungsergebnisse kennenzulernen waren.”

Die Zwischenanalyse der Phase II-Studie läuft auch gegenwärtig, die Datenbasis wurde am 4-ten Dezember 2020 abgeschlossen.  Seither erhielt ich den Auftrag zur medizinischen Beobachtung der Daten der Phase III; die ersten Wirksamkeitsergebnisse der Untersuchung wurden am 28-ten Januar 2021 veröffentlicht, und das Präparat hatte eine Wirksamkeit von 89,3 Prozent im Vergleich zur britischen Variante, so sind die Ergebnisse außerordentlich positiv.

 

Pálma Dobozi
Quelle des Portraitfotos: Eszter Bári
Übersetzung: Judit Szlovák