Fünf Fragen und fünf Antworte: in unserer neuen Interviewreihe befragen wir frühere Stipendiaten über ihre Erfahrungen, ihre bestimmenden Erlebnisse, die Wirkung ihrer Stipendiumszeit auf spätere Karriere und vor allem darüber, was sie den zukünftigen Stipendiaten empfehlen.
Eszter Lévai verbrachte 2017-18 10 Monate in Heidelberg
Name: Eszter Lévai
Fakultät: Fakultät für Medizin
Name und Laufzeit des Stipendiums: Jellinek Harry Stipendium (10 Monate), 2017-18.
Empfangsinstitut: Ruprecht-Karls Universität, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin Angelika-Lautenschläger-Klinik, Laboratorium für Kindernephrologie (Arbeitsgruppe von Claus P. Schmitt)
Warum hast Du dieses Institut gewählt? Womit hast Du Dich während dem Programm beschäftigt?
Die Kinderklinik in Heidelberg ist eins von Europas leitenden Zentren für Kindernephrologie, so war meine Wahl sehr leicht, da ich mich für dieses Gebiet interessiere. Zum Glück hatte mein TDK-Themenleiter (Wissenschaftlicher Studienkreis) mit den Heidelberger Professoren eine gute Beziehung, so war meine Themenauswahl in naher Verbindung mit den damaligen Dialyse-Forschungen, an denen ich auch teilnahm. Mein Thema war die Rolle der tight junction Proteinen in der peritonealen Dialyse, wo wir funktionale Untersuchungen auf immunhistochemischen und speziellen Zelllinien durchführten. Aber ich hatte auch die Möglichkeit, an weiteren Kooperationsprogrammen, an der Arbeit von klinischen Studien, Mustersammeln der Internationalen Peritonealen Biopsybank und an vielen anderen Programmen teilzunehmen.
Welche war dein wichtigstes Erlebnis und Erfahrung während deiner Zeit in Deutschland?
Vielleicht die Erkennung, dass man mit entsprechend großem Arbeitsaufwand alles erreichen kann, so müssen wir uns trauen, große Träume zu haben und dann fleißig arbeiten. Ich denke, alles hängt von diesen zwei Sachen ab. Bei den Versuchsreihen ist ja der Glücksfaktor auch da, aber langfristig spielt es keine große Rolle. Für mich war auch wichtig zu erkennen, dass das Leben im Ausland nicht einfach ist. Oft ist es wegen den Neuigkeiten, der Abwesenheit der Familie und Freunde schwierig. Aber es lohnt sich doch auszuprobieren, da trotz diesen Schwierigkeiten einem diese Auslandserfahrung sehr viel gibt. Ich würde es jedem empfehlen.
Wie half Dir diese Zeit in deinem Leben und in deiner Karriere weiter?
Fachlich entwickelte ich mich unwahrscheinlich viel, lernte jeden Tag etwas Neues und konnte phantastische Leute kennenlernen. Ich habe das Gefühl, dass die Welt für mich viel größer wurde, ich bin bei meiner Forschungsarbeit viel mehr selbstständig, habe einen viel besseren Überblick im Thema, womit ich mich beschäftige, als ich je hatte. Gleichzeitig haben mich diese Erfahrungen gelehrt, dass ich noch sehr viel lernen und mich ständig entwickeln muss – da dieser Weg nie ein Ende hat. Und so erwarte ich positiv die nächsten Stufen. Während meiner Stipendiumszeit musste ich auch schneller erwachsen werden. So eröffnete sich die Welt auch in diesem Sinne für mich.
Welche Empfehlungen würdest Du den ausreisenden Semmelweis-Studenten geben?
Erstens empfehle ich Euch: Ihr sollt unbedingt daran teilnehmen. Die einjährige Abwesenheit von unserem sowieso langen sechs Jahre langen Studium mag vielleicht entmutigend erscheinen, aber es wird sich auszahlen und Ihr werdet nichts versäumen. Ihr habt jetzt die Möglichkeit, diese Erlebnisse zu sammeln. Was für mich eine große Überraschung war, dass die längste Zeit, wo ich fern von zu Hause bleiben kann, bei ca. 3 Monaten bei mir liegt. Das ist bei jedem anders, aber besonders am Anfang lohnt es sich, nach 1-2 Monaten für ein Wochenende nach Hause zu kommen. Man muss die vielen neuen Erlebnisse verarbeiten können. Am wichtigsten ist aber, die Zeit im Ausland auszunutzen. Ihr müsst reisen, Bekanntschaften mit den einheimischen Studenten machen, die unglaublich nett sind. Von Heidelberg sind die Nachbarländer – die Schweiz und Frankreich – sehr leicht zu erreichen, aber auch innerhalb von Deutschland gibt es sehr viele Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt sehen muss. Auch in der Umgebung lohnt es sich, Ausflüge zu machen. Am Anfang des sechsten Studienjahres solltet Ihr das klinische Praktikum im Ausland zu verbringen, den dortigen Aufenthalt mit Hilfe von ERASMUS oder von einem anderen Stipendium zu verlängern. Auch wenn es lang zu sein scheint, ist das klinische Praktikum eine komplett andere Welt und eine wohltuende Abwechslung nach den 10 Monaten im Laboratorium.
Was sind die Sachen, auf die man auf keinem Fall verzichten darf, wenn man nach Heidelberg kommt?
Es lohnt sich unbedingt ein Fahrrad zu besorgen, im Sommer zum Strand und ins Freibad zu gehen, einen Ausflug zum Amphitheatrum Thingstätte zu machen, da sowohl der Wald als auch das Gebäude hinreißend ist. In der Umgebung gibt es das ganze Jahr Festivals (z.B. Spargelfestival), diese sind ganz gute Gemeinschaftsprogramme. Auf den Faschingsumzug in der Stadt dürftet Ihr auf keinen Fall verzichten, bekleidet macht es besonders viel Spaß. Dafür nimmt man Urlaub, so ein tolles Ereignis ist es. Man hat Spaß und viele schöne Ereignisse!