Eine Absichtserklärung über einen möglichen Studentenaustausch wurde zwischen der Semmelweis Universität und dem Königreich Bhutan Anfang September abgeschlossen. Das unterzeichnete Dokument sollte u.a. für etwa 6 bhutanische Studenten das Studium von westlicher Medizin ermöglichen. Die Unterzeichnungszeremonie fand im Rahmen der Ungarnreise von Ihrer Majestät der Königinmutter Ashi Sangay Choden Wangchuck statt.
Als Kulturbotschafterin ihres Heimatlandes sowie UNO-Botschafterin des guten Willens engagiert sich Ihre Majestät für die Förderung der Kultur Bhutans und die Knüpfung von Bildungs- und Kulturpartnerschaften. Als Teil dieser Strategie nahm das Königreich Bhutan Anfang 2014 Kontakt mit der Semmelweis Universität und der Szent-István-Universität Gödöllő auf.
Im südostasiatischen Land ist die Gesundheitsversorgung weitgehend von traditioneller östlicher Medizin geprägt, als Teil der Modernisierungsbestrebungen hat aber in den letzten Jahrzehnten auch die Anwendung westlicher Heilverfahren Verbreitung gefunden. Ihre Majestät die Königinmutter ist gewillt, den besten Studenten ihres Landes ein westliches Medizinstudium im Ausland zu ermöglichen, um die Präsenz von westlicher Medizin in Bhutan weiter zu stärken. In der Besprechung mit dem Rektor und der Leitung der Semmelweis Universität verdeutlichte Ihre Majestät, dass die international anerkannte Semmelweis Universität die beste Wahl für diese Partnerschaft darstellt.
Die Besprechung begann mit der Vorstellungspräsentation der bhutanischen Delegation, wo auch die Aktivitäten Ihrer Majestät der Königinmutter dargestellt wurden. Sangay Choden Wangchuck hält es für wichtig, bhutanische Kunst und kulturelles Erbe zu fördern, besonders die lokale bildende Kunst und Textilindustrie. Dies führte zur Gründung der Royal Textile Academy in der Hauptstadt Thimphu, zusammen mit dem Bhutan Textile Museum, dessen Gründerin und Patronin ebenfalls Ihre Majestät ist.
Auch widmet sich Ihre Majestät mit Vorliebe der Förderung von nationalem Wohlstand, Gesundheitswesen, Bildung und Familienpolitik. Besonders spricht sie sich für sexuelle und reproduktive Gesundheitsfürsorge aus; sie unterstützt u.a. die weltweite Kampagne One Billion Rising, die gegen die Gewalt an Frauen gerichtet ist. Eines ihrer wichtigsten Ziele ist die Mäßigung der ungünstigen sozialen Situation von Frauen und Kindern, vor allem durch Schulung sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen. (Die von ihr gegründete Royal Textile Academy bietet ebenfalls für Frauen Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten an.)
Rektor Prof. Dr. Ágoston Szél erklärte, er halte das Königreich Bhutan „für ein höchst aufregendes und interessantes Land“. Für besonders bemerkenswert hielt er die vom Königreich ausgearbeitete Konzeption des sog. „Bruttonationalglücks”. Demnach gehört die stetige Verbesserung des Glücks und Wohlbefindens seiner Bürger zu den Prioritäten einer Regierung. Eine ausgewogene und nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft, so nimmt diese Idee an, kann nur im Zusammenspiel von materiellen, kulturellen und spirituellen Schritten geschehen, die einander ergänzen und bestärken. Dabei sollen die natürliche und kulturelle Umgebung und die dort lebenden Gemeinschaften ebenfalls berücksichtigt werden. Dieses alternative Messsystem und die damit verbundenen Regierungsmaßnahmen werden bereits von den Vereinten Nationen und anderen nationalen Regierungen mit der Möglichkeit einer eigenen Einführung studiert.
Rektor Szél gab außerdem seiner Hoffnung Ausdruck, dass durch die bhutanischen Studenten auch die Universitätsgemeinschaft einen Einblick in die Spiritualität vom Land des Drachen gewinnen kann, und dass so auch wir aus der einzigartigen Sichtweise dieser Kultur lernen können.
Im Rahmen der Vereinbarung bietet die Kooperation neben Studentenaustausch auch die Möglichkeit zum Austausch für Dozenten, Forschung und verschiedene Arten von akademischer Kooperation.
Nach der Unterzeichnungszeremonie eröffneten Ihre Majestät die Königinmutter und der Rektor der Semmelweis Universität im Semmelweis Salon eine exklusive Ausstellung aus kunstvollen Fotografien vom Königreich Bhutan, seinen Landschaften und Einwohnern. In ihrer Eröffnungsrede im Namen von Ihrer Majestät sprach Honorargeneralkonsulin Barbara Riepl ihre Freude aus, die Schönheit, Spiritualität und Traditionen dieses Landes, wenn nur auch in Bildern, in Ungarn präsentieren zu können. Frau Riepl betonte: Bhutan mag unberührt sein, ist aber nun nicht mehr isoliert. Dabei verglich sie das kleine Land im Osten mit dem fiktiven Ort Shangri-La, einem paradiesischen Land, wo die Menschen aus ganzem Herzen leben. Die Honorargeneralkonsulin ist überzeugt: Bhutan ist heute der einzige und letzte dieser Orte auf Erden, „der letzte authentische Platz in der Welt”, wie es Journalist Bobby Gosh formuliert hatte.
Die Fotoausstellung war zwei Wochen lang im Semmelweis Salon zu besichtigen.
Pálma Dobozi
Marica Wild – Direktorat für Ausländische Beziehungen
Photo: Attila Kovács, Semmelweis Universität