Fünf Fragen und fünf Antworte: in unserer neuen Interviewreihe befragen wir frühere Stipendiaten       über ihre Erfahrungen, ihre bestimmenden Erlebnisse, die Wirkung ihrer Stipendiumszeit auf spätere Karriere und vor allem darüber, was sie den zukünftigen Stipendiaten empfehlen.

Dr. András Tóth konnte im Rahmen des Jellinek Harry Stipendiums 10 Monate in der Klinik für Kardiologie von Heidelberg forschen. Heute ist er in der III. Klinik für Innere Medizin der Semmelweis Universität tätig.

Name: Dr. Tóth András
Fakultät: Fakultät für Medizin
Name und Laufzeit des Stipendiums: Jellinek Harry Stipendium (10 Monate)
Empfangsinstitut: Universität Heidelberg, Klinik für Kardiologie, Abteilung Molekulare Kardiologie und Epigenetik, Arbeitsgruppe von Johannes Backs
Derzeitige Arbeitsstelle: Semmelweis Universität, Residenzarzt der III. Klinik für Interne Medizin

Warum hast Du dieses Institut gewählt? Womit hast Du Dich während dem Programm beschäftigt?

Vor dem Programm machte ich TDK-Arbeit (Wissenschaftlicher Studienkreis) im Institut für Physiologie  unter der fachlichen Leitung von Dr. László Hunyady, Klinikdirektor und Dekan der Fakultät für Medizin, wo ich die Plasmamembranrezeptoren und die Regelung ihrer Signalübertragung untersuchte. Von dem Stipendium hörte ich von Dr. Ákos Lőrincz, der sich mit der Untersuchung der Signalübertragungswege im Pharmakologischen Institut der Universität Heidelberg in Mannheim unter Mentoring von Professor Thomas beschäftigte. Als ich über  Ákos‘ tolle Erfahrungen hörte, bekam ich auch Lust, und bewarb ich mich um die gleiche Stelle. Wegen einer Regelungsänderung musste ich aber die Forschungstätigkeit unbedingt an der Heidelberger Fakultät für Medizin führen. Auch in meinem Forschungsplan ging es um die Untersuchung der Signalübertragungsprozesse der Herzmuskelzellen – so kam ich ins Labor von Dr. Johannes Backs. Er sah eine große Möglichkeit in meinem Forschungsplan und deshalb arrangierte er den Ausbau einer Kollaboration mit dem Labor von Professor Wieland. Im Rahmen dieser Kollaboration beauftragte man mich mit einer komplett neuen Forschungsrichtung. Meine Aufgabe war die Analyse der bisher nicht bekannten, von den Plasmamembranrezeptoren kommenden neuen Wege der epigenetischen Regelungsmechanismen im Herz. Ich fand diese Aufgabe besonders  ehrenvoll, weil ich die Untersuchungen in der Klinik führen konnte, deren Leiter Prof. Hugo Katus ist. Prof. Katus entdeckte die Anwendungsmöglichkeit von Troponin als diagnostische Marker. Meiner Meinung nach war mir diese verantwortungsvolle Arbeit wegen zwei Gründen zugewiesen. Einerseits, weil ich über langjährige TDK-Forschungserfahrungen verfüge. Und andererseits wegen früheren Semmelweis-Studenten, mit deren hervorragenden Leistung die Heidelberger Professoren immer zufrieden waren.

Welche war dein wichtigstes Erlebnis und Erfahrung während deiner Zeit in Deutschland?

In dieser Zeit konnte ich viele unvergessliche Erlebnisse sammeln, es ist mir nicht so einfach, eins davon herauszuheben. Insgesamt war es für mich überwältigend, an einer der besten Universitäten von Europa arbeiten zu können. Zu der ergebnisorientierten Arbeit gehört auch eine menschliche Arbeitsatmosphäre. An Unicampus ist alles in Minuten mit Fahrrad oder zu Fuß zu erreichen, auch die Wohnheime sind in der Nachbarschaft von Campus. An der Universität gibt es ein reges geistiges Leben mit vielen Unterhaltungsmöglichkeiten in der Nähe. Oft setzten wir uns in einer Kneipe zusammen, wo wir mit einem guten deutschen Bier in der Hand Gespräche führen konnten. Diese Gelegenheiten  dienten einerseits der Unterhaltung, andererseits konnte ich durch die originelle Ideen ständig neue Inspirationen zur erfolgreichen Forschung haben.

Wie half Dir diese Zeit in deinem Leben und in deiner Karriere weiter?

Dank der intensiven Forschungsarbeit in Heidelberg gelang es uns, eine bisher nicht gekannte entzündliche Signalbahn zu identifizieren, die zu markanten maladaptiven Genexpressionsänderungen der Herzinsuffizienz führt. Das viel versprechende Thema wollte man auch nach meinem Austritt weiterführen, so änderte sich unsere gemeinsame Arbeit. Statt Durchführung von Versuchen musste ich sie planen, und die Ergebnisse wurden dann online kontrolliert. Unsere Arbeit war so erfolgreich, dass wir deren Ergebnisse in der prestigevollen wissenschaftlicher Fachzeitschrift EMBO Molecular Medicine publizieren konnten. Neben dieser Erstautor-Publikation erhielt ich auch die Ehre, dass ich eine Einladung in die Schweiz, an die Konferenz der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie im Thema Herzinsuffizienz, sowie nach Mannheim, an den jährlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie bekam. Hier konnte ich unsere Ergebnisse präsentieren. Außerdem brachte mir diese Zeit einen weiteren positiven Effekt. Durch meine Forschungsarbeit in Deutschland konnte ich viel mehr selbständig werden, und so konnte ich die Schwierigkeiten bei meiner PhD-Forschungen hier zu Hause viel leichter überwinden. Ich fand viele neue Freunde im Labor. Die gemeinsamen Partys, die großen Gespräche, das Grillen an der Neckar sind unvergessliche Erlebnisse. Die dortigen Freundschaften halten auch heute, viele besuchten mich in Budapest, und ich war bei ihrem Zuhause ebenso eingeladen.

Welche Empfehlungen würdest Du den ausreisenden Semmelweis-Studenten geben?

Wenn Du dich noch nicht entscheiden konntest, schlage ich Dir unbedingt vor, um Dich zu bewerben. Man kann ja unwahrscheinlich viel mit dieser Möglichkeit gewinnen. Die einzige negative Sache bei diesem Stipendium ist, dass man ein Jahr später sein Diplom erhält. Du kannst aber dabei so viele unvergessliche Erlebnisse sammeln, die Dir diese Zeit zu einem der wichtigsten Periode deines Lebens machen können. Wenn Du Dich in Forschung interessierst, weigere Dich nicht, nutz diese Möglichkeit aus! Und wenn Du damit begonnen hast, arbeite mit Herz und Seele, um das Meiste daraus holen zu können.

Was sind die Sachen, auf die man auf keinem Fall verzichten darf, wenn man nach Heidelberg kommt?

Das Brauhaus Vetter, und im Sommer die Aussicht vom Phylosophenweg auf die Stadt

Quelle: Direktorat für Internationale beziehungen
Übersetzung: Judit Szlovák