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Nach mehr als anderthalb Jahren wurde die von Forschern der Semmelweis-Universität geleitete klinische Studie abgeschlossen, bei der 66 Patienten mit mittelschwerem Coronavirus-Symptomen – die stationär behandelt und mit Sauerstoff versorgt werden mussten, aber noch keine maschinelle Beatmung benötigten – vier Monate lang mit Fluvoxamin behandelt wurden. Wie die Studie zeigte, konnten die Patienten dank dieser Therapie fast eine Woche früher aus dem Krankenhaus entlassen werden und wurden schneller beschwerdefrei. Das Forschungsprogramm wurde in Zusammenarbeit zwischen der Semmelweis Universität, dem Nationalen Amt für Forschung, Entwicklung und Innovation und SigmaDrugs, einem Universitäts-Spin-off-Unternehmen unter der Leitung von Dr. Andrea Fekete, durchgeführt.

„Die stationäre Behandlung wird kürzer und die Heilung schneller“ – fasste Dr. Andrea Fekete die wichtigsten Ergebnisse der Forschung zusammen. Die außerordentliche Professorin der Klinik für Pädiatrie und Gründungsgeschäftsführerin des SigmaDrugs Startup sagte wie folgt: Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert waren und im Rahmen der klinischen Behandlung vier Monate lang zweimal täglich Fluvoxamin oral erhielten, wurden fünf Tage früher aus dem Krankenhaus entlassen und erreichten etwa eine Woche früher eine vollständige Linderung ihrer Symptome als Patienten, die ein Placebo erhielten. Neben der schnelleren Heilungsphase kann durch den kürzeren Krankenhausaufenthalt auch die Kapazität des Pflegesystems erhöht und die Kosten gesenkt werden“, fügte sie hinzu.

Der Durchschnittalter der in die Therapie einbezogenen Patienten mit mittelschweren Symptomen betrug 55 Jahre. Die Behandlung erwies sich als besonders wirksam bei Hochrisikopatienten, die an Diabetes, hohem Blutdruck und einer chronischen Lungenerkrankung leiden – sagte die Forscherin. Die Ergebnisse der klinischen Phase-II-Studien, die anderthalb Jahre dauerten, deuten darauf hin, dass die Behandlung auch Entzündungen und Lungenschäden verringern und einige der subjektiven Symptome, wie z. B. einen quälenden Husten, lindern kann – ergänzte sie.

Die Grundidee stützt sich auf die frühere Entdeckung des ungarischen Forschungsteams, indem man behauptet, dass die Stimulierung des Sigma-1-Rezeptors entzündungshemmende und vernarbungshemmende Wirkungen in der Lunge haben kann. Frühere neurobiologische Forschungen haben gezeigt, dass die Aktivierung des Sigma-1-Rezeptors die entzündlichen Prozesse im Gehirn reduziert und somit dem Körper zugutekommt.

Die Tatsache wurde aber erst von dem Forschungsteam unter der Leitung von Dr. Andrea Fekete erkannt, dass ein ähnlicher Schutzmechanismus wie der des zentralen Nervensystems in mehreren Organen wie Lunge, Nieren und Augen ebenfalls zu finden ist. Ihre Entdeckung – dass Sigma-1 eine Rolle bei Sauerstoffmangel in der Niere eine Rolle spielt und daher ein guter Ansatzpunkt für die Entwicklung von Medikamenten sein könnte – wurde erstmals 2016 von ihnen veröffentlicht und seitdem in den USA, Japan, China, Kanada und Israel sowie in Europa patentiert. Ihre Ergebnisse wurden in mehreren renommierten Fachzeitschriften publiziert. Die erfolgreiche Abwicklung dieser klinischen Studie ist auch aus dem Grund eine herausragende Leistung, weil es in der ungarischen Pharmaforschung recht selten vorkommt, dass ein ungarisches Patent bei der Medikamentenentwicklung die zweite Phase der klinischen Prüfung in Ungarn erreicht“, so Dr. Andrea Fekete. 

Da es sich bei Fluvoxamin um ein – seit langem bewährtes – Antidepressivum handelt, und diesmal seine neue therapeutische Wirkung untersucht wurde, haben die Forscher die Behandlung permanent und sorgfältig überwacht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verabreichung des Medikaments sicher ist, und während der Untersuchung keine schwerwiegenden Nebenwirkungen festgestellt wurden.

„Wir möchten die Erkenntnisse und Ergebnisse der klinischen Phase-II-Studie in naher Zukunft in einer angesehenen internationalen Fachzeitschrift veröffentlichen und auf Basis unserer Erfahrungen weitere Studien zur Behandlung von Lungenentzündungen und -schäden bei Patienten mit idiopathischer Lungenfibrose durchführen.“

– betonte Dr. Andrea Fekete.

Die für die Aufnahme der klinischen Studie erforderlichen präklinischen Untersuchungen wurden von der Forschungsgruppe „MTA Lendület Diabetes“ der Semmelweis-Universität in Zusammenarbeit mit dem Institut für Pharmakologie und Pharmakotherapie der Universität Pécs (PTE) gemacht. Die Tests und Untersuchungen wurden in Kooperation zwischen der Semmelweis Universität, dem ehemaligen Ministerium für Innovation und Technologie, dem Nationalen Amt für Forschung, Entwicklung und Innovation und der SigmaDrugs Forschungs GmbH an der Semmelweis-Universität und in einigen Pandemiepatienten behandelnden ungarischen Krankenhäusern durchgeführt. In der erfolgreichen Abwicklung der Forschung spielten Dr. Veronika Müller, Leiterin der Klinik für Pneumologie, Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, sowie die an der Untersuchung teilnehmenden Ärzte und Patienten eine bedeutende Rolle.

 

Orsolya Dávid
Foto (Illustration): Attila Kovács  – Semmelweis Universität, Porträt: Szonja Hegedűs
Übersetzung: Judit Szlovák

 

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