Im Institut für Labormedizin der Semmelweis Universität stehen die zur Coronavirus-Diagnostik nötigen Mittel schon seit längerer Zeit zur Verfügung. In unserer Artikelreihe werden Organisationseinheiten der Universität vorgestellt, die an der COVID-Versorgung direkt teilnehmen. In folgendem Artikel spricht Dr. Barna Vársárhelyi, Institutsdirektor über die Erfahrungen des Instituts für Labormedizin.

Seit wann nehmen Sie an der COVID-Versorgung teil? Erinnern Sie sich an den ersten Fall?

Im Institut für Labormedizin gehörten wir zu den ersten, die die zum Virusnachweis nötigen Diagnostikmittel beschafften. Am Anfang beantragten wir die Untersuchungen nur für Forschungszwecke, ab Mitte März 2020 wurde aber unser Institut als Diagnostikzentrum für Corona-Untersuchungen vom Nationalen Zentrum der Volksgesundheit offiziell beauftragt. Ich weiß es nicht mehr genau, wann wir den ersten positiven Fall diagnostizierten, erinnere ich mich aber sehr wohl ans Gefühl, dass wir dadurch eine weitere Bestätigung erhielten, unser System funktioniere gut.

Was ist Ihre Aufgabe bei der COVID-Versorgung?

Die Rolle der Laboratorien nahm während der Pandemie stark zu, da im Verteidigungskampf gegen die Krankheit eine höchstwichtige Frage ist, wer ansteckend ist, und wer die Infektion schon überstand. Unsere Hauptaufgabe ist, um die damit zusammenhängende Diagnostik durchzuführen. Außerdem werden von uns auch weitere routinemäßige Untersuchungen der COVID-Patienten gemacht.

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Welche Unterschiede sehen Sie – als Institutsdirektor zwischen der ersten und der zweiten Welle der Pandemie?

Vor der Pandemie wurden von unserem Laboratorium täglich 5-10 Untersuchungen auf Basis der PCR-Technologie gemacht. (Diese Methode war früher zwar seltener, wurden aber auch andere Virus-Tests gemacht) Mit etwas Übertreibung wollten wir in dieser Zeit auf die PCR-Tests schon verzichten. Am Anfang der ersten Welle stiegen die Untersuchungszahlen auf täglich 300-400; dann auf 1000, und bis Anfang September erreichten wir die tägliche Testanzahl von 3000. Die COVID-Diagnostik ist auch heute keine Standard-Aufgabe, es kommen immer neuere Testaufgaben, und auch die klinischen Ansprüche ändern sich ständig. Als die PCR-Tests während der ersten Welle in der nötigen Anzahl noch nicht verfügbar waren, wurden von uns auf die schnellen Antikörper-Tests; Tests zum Nachweis von Antikörpern im Blut; später auf direkt am Patientenbett durchführbaren Tests zum Nachweis von Virusproteinen fokussiert. Und aktuell wird die Aufgabe unseres Laboratoriums höchstwahrscheinlich das Testen  des sich herausbildenden Infektionsschutzes sein. In der Corona-Diagnostik kann man jedoch auf die PCR-Tests immer noch nicht verzichten. Auch auf diesem Gebiet gibt es wichtige technologische Entwicklungen; im Herbst 2020 nahm die Semmelweis Universität an Untersuchung und Einführung eines neuen einstufigen PCR-Tests teil, wodurch die Arbeitsprozesse einfacher wurden.

Inwieweit war eine Umstrukturierung der Arbeit nötig?

Wegen der viel höheren Anzahl der Aufgaben mussten die Aufgaben im Laboratorium in bedeutendem Maße umstrukturiert werden. Unsere Grundkapazität liegt bei Durchführung von täglich 300-400 Tests; es gab aber auch solche Perioden, als wir das Zehnfache dieser Menge machen mussten. Das Einbeziehen von Medizinstudenten in die Arbeit – in Vorbereitung der Proben, in die Administration, gelegentlich auch in das Testen – half uns sehr viel. Es gab Zeiten, als uns 6-7 Medizinstudenten unterstützten und etwa 80 Studenten arbeiteten bei uns in einem Monat. Auch von Mitarbeitern anderer Organisationseinheiten erhielten wir Unterstützung, wie z.B. vom Institut für Mikrobiologie und vom Forschungslabor der Klinik für Innere Medizin und Hämatologie. Und ich muss meine Mitarbeiter auch erwähnen. Meine Kollegen, die an vorderster Front kämpfen,  verdienen auch ein großes Dankeschön. Meine Mission ist, damit ich ihnen den entsprechenden Hintergrund schaffe.

Welche wichtigen, auch später nützlichen Erfahrungen konnte man durch diese Situation sammeln?

Wegen Pandemie konnten auch die Medizinstudenten die Laborarbeit näher kennenlernen, und ich hoffe, dass sie dadurch mehr motiviert sein werden, um als Residenzarzt diesen Beruf zu wählen. Ich halte es für wichtig, dass wir wegen Pandemie einen solchen diagnostischen Hintergrund und Verfahrensordnung gestalten konnten, wodurch wir eine eventuelle neue Herausforderung noch schneller und flexibler werden lösen können. Ein weiterer wichtiger Erfolg ist, dass durch die Pandemiesituation auch die Technologieunternehmen größere Ergebnisse produzieren und somit die Forschung und die klinische Anwendung miteinander noch mehr verknüpft sind.

 

Pálma Dobozi
Foto: Attila Kovács  – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák