Das 246. akademische Jahr der Semmelweis Universität nahm mit der feierlichen Eröffnung am Sonntag ihren Anfang. An den fünf Fakultäten haben mehr als 2500 Studierende ihr Erstsemester begonnen, darunter fast 650 ausländische Studentinnen und Studenten aus fünfzig Ländern von fünf Kontinenten. Rektor Dr. Ágoston Szél sprach in seiner Eröffnungsrede darüber, wie wichtig es ist, unsere Talente zu schätzen und zu entwickeln.
Dr. Ágoston Szél erklärte den Erststudierenden, sie hätten von ihren Eltern diejenigen Fähigkeiten erhalten, die für die Aufnahme an der Semmelweis Universität nötig waren, nun läge es aber an ihnen, ob sie ihre gewonnenen Talente zukünftig anwenden oder brachliegen lassen. „Wir haben unsere Talente nicht zur bloßen Aufbewahrung erhalten, um sie in die Erde zu graben und uns auf unseren Lorbeeren auszuruhen. Vielmehr sollen wir mithilfe unserer Begabungen fortwährend für unsere Ziele kämpfen” – meinte Rektor Szél. Die kommenden Jahre werden den Studierenden nur dann Freude und Erfolg bringen, wenn sie die Botschaft der heutigen Rede richtig verstehen: Sie sollen ihre mitgebrachten Talente schätzen und entwickeln – mahnte der Rektor. Diese Botschaft, betonte Prof. Szél, gelte ebenso für die Dozenten und Universitätsleiter. Er stellte daher die Frage: Kann die fast 250-jährige Geschichte, die internationale Anerkennung und die führende Rolle innerhalb Europas etwa für die Leiter der Semmelweis Universität bedeuten, dass sie entspannt zurückgelehnt mitansehen, wie diese renommierte Institution von alleine weiterlebt und floriert?
Die Antwort sei nach Prof. Szél eindeutig: Nein. „Es muss fortwährend dafür gearbeitet werden, dass das Niveau unserer Ausbildung, unserer Forschungsarbeit und unserer Heiltätigkeit weiterhin exzellent bleibt und für alle als Beispiel dient. Der gute Wille allein reicht hierzu nicht aus. Vielmehr bedarf es Investitionen, die sich erst in mehreren Jahrzehnten auszahlen werden“ – stellte er fest. Als Beispiel führte er den vor 31 Jahren eingeführten deutsch- und englischsprachigen Medizinkurses an; heute fließen aus dessen Einnahmen 10% des Universitätsbudgets ein.
Dr. Ágoston Szél meinte, die heutige Universitätsleitung stünde vor derselben Herausforderung: Modernisierung und Reformen seien gefragt, und dazu müssten Ressourcen investiert werden, die anfänglich viel kosten, später aber sich als profitabel erweisen würden. „Wie hervorragend unsere Talente auch sein mögen, können wir nur dann neue Werte schöpfen und Gewinne erzielen, wenn wir diese anwenden und investieren, auch wenn dabei Risiken eingegangen werden müssen.“ – Zum Schluss zitierte der Rektor Professor György Oláh, Nobelpreisträger und Gewinner des Semmelweis Budapest Award: „Die beste Investition einer Nation in ihre Zukunft ist die Ausbildung/Erziehung der Jugend.“
Als Ehrengast der Eröffnungsfeier hielt Dr. László Palkovics, Staatssekretär des Hochschulwesens seine Festrede. „Mit viel Arbeit und vereinten Kräften, immer das Wohl unserer Studierenden vor Augen haltend, kann in den kommenden Jahren ein auf stabiler Basis ruhendes, staatlich und gemeinschaftlich finanziertes, nachhaltiges Hochschulsystem entwickelt werden, das sich nach den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes und sozialen Ansprüchen richtet“ – erklärte er und setzte hinzu: Das Ziel der ungarischen Regierung sei der Ausbau der konkurrenzfähigsten Hochschulausbildung der Mittel-Osteuropäischen Region. Er erwähnte auch die bisherigen Regierungsmaßnahmen, mit besonderem Schwerpunkt auf die Einführung der Kanzlerschaft in den Hochschulen: Es habe sich seitdem überall eine kalkulierbare, verantwortungsvolle Haushaltsführung durchgesetzt. Die Semmelweis Universität habe ihr Budget beispielhaft balancieren können und so die Bedingungen für einen kalkulierbaren Anstieg schaffen können – so Dr. Palkovics.
Der Staatssekretär hob zwischen den geplanten Änderungen hervor, die ungarische Ärzteausbildung zu erneuern und auf eine neue Stufe zu heben. So soll etwa die Qualität der klinischen Ausbildung und dessen Infrastruktur weiter entwickelt werden. Deshalb sollen in den kommenden Jahren etwa 20 Millionen Euro in den Ausbau von Skills Labs investiert werden. Weiters versprach László Palkovics, auch für die Besserung der Forschungsbedingungen finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Ebenso wichtig sei die Erhöhung der Anzahl von ausländischen Studienplätzen ebenfalls für wichtig, was ebenfalls die Entwicklung von Infrastruktur und Niveau der Bildung sowie angemessene Bedingungen für Personal und Ausstattung voraussetzt.
Staatssekretär Palkovics betonte, dass all diese geplanten Entwicklungen nur zusammen, mit größtem Respekt der gegenseitigen Interessen durchgeführt werden können und wies darauf hin, dass letzten Endes jede Änderung des Hochschulsystems dem Wohl der Studierenden dient.
Dr. Andrea Somogyi, frühere Präsidentin der Studentenselbstverwaltung der Fakultät für Zahnheilkunde, ermahnte in ihrer Rede die Erstsemester, dass die kommenden Jahre ihrer Studien und Karriere von Selbstständigkeit, Verantwortung und Zusammenarbeit geprägt sein werden. Sie empfahl den Studierenden, neben der Reihe von Vorlesungen und Prüfungen auch Zeit für gemeinschaftliche Aktivitäten zu lassen.
Die Erststudierenden des englisch- und deutschsprachigen Studienganges wurden von deren Direktoren Dr. Márk Kollai und Dr. Attila Mócsai in ihrer jeweiligen Sprache begrüßt. Dr. Mócsai hielt fest, dass alle Studenten gleichberechtigte Bürger der Universität sind und zusammen mit ihren Dozenten für das gemeinsame Ziel, der Übermittlung von Wissen, arbeiten werden. Besonders pries er die beispielhafte Hilfeleistung der ausländischen Studierenden gegenüber den Flüchtlingen, die derzeit in Ungarn Zuflucht suchen.
Den Festreden folgte die feierliche Ablegung des Eides der Erststudierenden in 3 Sprachen.
Danach wurden von Rektor Szél die Auszeichnungen an exzellente Dozentinnen und Dozenten für ihre jahrzehntelangen Bemühungen und hervorragende Bildungsaktivitäten verliehen. Dann wurde die Liste derjenigen Semmelweis-Studenten verlesen, die das diesjährige Stipendium des Ungarischen Staates erhalten haben. Schließlich wurden die Preise „Pro Juventute Universitatis” durch Prorektor Dr. Ferenc Bánhidy und Herrn Szilárd Szigeti, Vizevorsitzender der Studentenselbstverwaltung der Semmelweis Universität vergeben.
Abgerundet wurde die Feier mit etwas Musik: Eine gut gelungene Aufführung des Medizinerorchesters von Brahms‘ Akademischer Festouvertüre verlieh der Eröffnungsfeier einen schönen Ausklang.
Szilvia Tóth-Szabó
Pálma Dobozi
Photos: Attila Kovács – Semmelweis Universität, Zoltán Tuba