Dozent Dr. med. Ferenc Hajdu verstarb am Sonntag (22.01.2012) nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren in Budapest.

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+ Dr. Ferenc Hajdu

Er hat seine Forschungs- und Lehrtätigkeit, sowie die Betreuung von Studenten als Leiter vom ungarischsprachigen und später vom deutschsprachigen Kurs – solange es durch seinen Gesundheitszustand ermöglicht war – mit maximaler Hingabe verrichtet.
Seine fachliche Präzisität und das von ihm als Lehrer vertretene hohe Niveau verbleibt als zu folgendes Beispiel für uns.


Das letzte Foto:
– Am Ende einer seiner letzten Vorlesungen über die Plazenta (28.11.2011.)
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(Foto: Kiss J.)


Die Bestattung von Dr. Ferenc Hajdu

war am 10. Februar 2012. um 9 Uhr 45 im Friedhof von Pestszenterzsébet.

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Seine Meinung über den Platz von Anatomie, Histologie und Embriologie – in der Zeit der Kurrikulumreformen (1998):

„Die Unterrichtsreformen der Letzten Jahrzehnte haben die Stundenzahlen der Anatomie, Histiologie und Embriologie schon mehrmals gekürzt, vor allem die Gesammtstundenzahl der getrennt unterrichteten Anatomie und Histiologie-Embriologie. Auch jetzt sind noch mehrere bemüht die Stundenzahl und Bedeutung der beschreibenden, morfologischen Fächer zu reduzieren. Die Losung lautet stets, dass wir zu viele Informationen weitergeben, von denen das meiste die Studenten sowieso vergessen. Der statischen Morfologie pflegen sie die sich dynamisch entwickelnden Fächer (z.B. Biochemie, Immunologie, Molekularbiologie) entgegen zu stellen. Erstens möchte ich klar stellen, dass es meiner Meinung nach völlig egal ist, welche Kenntnisse wir weiter zu geben haben. Die Frage ist, ob wir die erwähnte Kenntnis weitergeben müssen, und wenn ja, wie das zu bewerkstelligen ist. Was die Anatomie, Histiologie und die Embriologie betrifft, müssen wir feststellen, dass die Studenten jene Kenntnisse, die Leonardo da Vinci beschrieben hat, ebenso kennen lernen müssen, wie den molekular-biologischen Aufbau des Actins und des Myosins. Die kenntnissmasse unseres Faches vergrösert sich ständig, aber dadurch verlieren jene makroskopischen Kenntnisse, die für den praktizierenden Arzt unerlässlich sind keinesfalls an Bedeutung. Einige Kenntnisse sind nicht wichtig, weil sich der praktizierende Arzt tagtäglich mit den Einzelheiten des Schädels oder des Hirns auseinandersetzen muss, oder mit der Blutversorgung des Magens; aber er muss die Befunde seiner Kollegen verstehen und das Wesen und die Folgen der Eingriffe von Fachärzten dem Patienten erklären können.

Die jetzigen Kenntnisse der sich dynamisch entwickelnden Wissenschaften sind Morgen möglicherweise schon veraltet. Ein bedeutender Teil der Anatomischen Gebilde ist seit mehreren hundert Jahren bekannt, aber diese Kenntnisse sind auch Heute von Bedutung, und ohne ihrer Kenntniss ist die Durchführung einfachster medizinischer Eingriffe unmöglich. Die gegen unseren Beruf gerichteten Angriffe führten uns zu diesen Überlegungen, und ich bin entschieden davon überzeugt, dass die Anatomie, Histiologie und Embriologie der zukünftigen Ärztegenerationen Grundkenntnisse weitergibt, deren wichtigkeit mit dem des Alphabetes und des Einmaleins für Erstklässler zu vergleichen ist. Vor wenigen Jahrzehnten haben wir versucht die Anatomie in drei Semestern zu Unterrichten, aber auf Forderung der Studenten wurde die alte Unterrichtsordnung bald wieder eingeführt. Der dreisemestrige Anatomieunterricht bedeutete gleichzeitig einen einsemestrigen Physiologieunterricht, weil im Semester des Rigorosums die Studenten nichts anderes lernten. Als Schlussfolgerung möchte ich noch vorschlagen, dass wenn man uns zur weitergabe der wachsenden Kenntnissmasse schon keine zusätzliche Zeit mehr sichert, dann diese wenigstens nicht kürzt.“

(Quelle: dr. Ferenc Hajdu: „Die Schulungsarbeit unseres Institutes“ – Institutsjahrbuch, 1998.)


 

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