Kompetenzfragen

Kompetenzfragen – HNO
-was ein praktizierender Arzt wissen muss-

1. Symptome und klinisches Bild der Otitis externa diffusa
Symptome: Schmerzen, Ohrjucken, Otorrhö, Vollegefühl im Ohr, leichte Hörminderung, schmerzthafter Tragus, normalerweise kein Fieber. Gutes Allgemeinbefinden.
Klinisches Bild: Gehörgangshaut angeschwollen, gerötet, das Lumen ist mit serösem oder dickem, purulentem Sekret ausgefüllt. Trommelfell intakt.

2. Symptome und klinisches Bild der Otitis media akuta suppurativa
Symptome: Ohrschmerzen, Fieber, Hörminderung, Rhinorrhoe, verstopfte Nase, im Falle einer Perforation Otorrhö, Appetitlosigkeit, schlechtes Allgemeinbefinden.
Klinisches Bild: reizloser Gehörgang, vaskularisiertes, hyperaemes Trommelfell. Im späteren Verlauf vorwölbendes TF, spontane Perforation kann auftreten.

3. Ursachen einer akuten Hörminderung
Schalleitung: Cerumenpfropf, Fremdkörper, Tubenkatarrh, Serotympanon, Trauma
Schallempfindung: akutes Lärmtrauma, Virusinfektion, Durchblutungsstörung, toxische Schädigung (Medikamente, Chemikalien), Trauma

4. Was tun im Falle eines Hörsturzes
Bei Verdacht eines Hörsturzes „sofortige”, intravenöse, durchblutungsfördernde oder Kortikosteroide Therapie mit stationären Hintergrund. Gleichzeitige gründliche Untersuchung zur Klärung der Ätiologie. Je früher wir mit der Behandlung anfangen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer eventuellen Hörbesserung.

5. Erkennung der Kinderschwerhörigkeit
Zeichen, die auf eine Kinderschwerhörigkeit hindeuten:
– das Kind reagiert nicht auf Geräusche
– die Qualität des Weinens ist ungewohnt
– das Kaudern entfällt
– die visuelle Einstellung dominiert
– die Sprachentwicklung verspätet sich
– die Qualität, die Höhe, die Intensität, die Melodie, und der Rhytmus des Sprechens ist pathologisch
– Artikulationsstörung
– im späteren Verlauf Lese- und Rechtschreibschwäche

6. Mögliche Ursachen des Ohrschmerzens und der ins Ohr strahlenden Schmerzen (Auflistung)
Primär:
– Otitiden,
– Tumore des Ohres
Sekundär:
– Entzündungen und Tumore des Kehlkopfeinganges, des Pharynx, des Zungengrundes und der Tonsillen
– Neuralgiforme Schmerzen (N. V/1, N. VII., N. IX, N. X, C/II-III)
– Krankheiten des Temporomandibulargelenks und der Zähne

 

7. Mögliche Komplikationen der akuten Otitis media suppurativa

  • extrakraniell:
    • intratemporal:
      • akute Mastoiditis
      • Zygomaticitis
      • Petrositis
      • Fazialis Parese
      • Labyrinthitis
    • extratemporal:
      • subperiostealer Abszess
      • preauricularer Abszess
      • Bezold Abszess
      • suboccipitaler Abszess
    • intrakraniell:
      • extraduraler Abszess
      • Sinusphlebitis-Sinusthrombose
      • subduraler Abszess
      • Meningitis, Encephalitis
      • Hirnabszess
    • generelle Komplikation:
      • Sepsis

8. Symptome und Erkennung der akuten Mastoiditis
• im Zusammenhang mit einer akuten otitis media, als Folge dieser
• abstehendes Ohr, retroauriculare Hyperaemie
• planum mastoideum druck- und klopfempfindlich
• Gehörgangshinterwand aufgeweicht , wölbt sich vor
• pulssynchrone, starke Schmerzen
• pulsierende Otorrhö

9. Ursachen einseitiger seröser otitis media im Kindes- und Erwachsenenalter
chronische Tubenbelüftungsstörung (Adenoide oder Nasenrachentumor)
Bei Erwachsenen unbedingt an Epipharynxtumor denken

10. Erkennung des Vestibularorgan bedingten Schwindels
Gründliche Anamnese: Art des Schwindels (Fallneigung, Drehen), vegetative Symptome, Übelkeit, Erbrechen
Bei der Untersuchung: Fallneigung, Deviation. Der Patient hat Nystagmus (spontan oder bei Positionswechsel).
Auflisten der harmonischen und disharmonischen Symptomgruppe.

11. Mögliche HNO Ursachen der periferialen N. facialis Parese (Liste)
• Bell Parese
• Herpes zoster oticus
• Andere virale oder bakterielle Infektionen (HSV, EBV, Lyme)
• akute und chronische Mittelohrkrankheiten (akute und chronische MOE, Cholesteatom, selten Mittelohrtumore)
• Tumore des Kleinhirn-Brückenwinkels bzw. des inneren Gehörgangs, vestibularis Schwannom
• Malignome der Gl. parotis
• Schädeltrauma
• Extratemporale Verletzungen

12. Notfallversorgung der Epistaxis (Liste)
Patient beugt sich nach vorne, durch Zusammendrücken der Nasenflügel wird die Nasenscheidewand für 10 Min. komprimiert. Watte evtl. mit Nasentropfen getränkt, Blutungshemmender Spongostanschwamm wird in die Nase gestopft. Nasses Tuch auf den Nasenrücken oder Nacken, Blutdruckmessung, bei Bedarf antihypertensive Medikation

13. Primäre HNO Versorgung der Epistaxis bei vorderen, mittleren oder hinteren Nasenbluten (Liste)
Blutdruckmessung, b.B. Blutdrucksenkung
Bei lokalisierter Blutung chemische (Triklorsäure oder Silbernitrat) oder Elektrokoagulation
Vorderes-mittleres nasenbluten: Nasentamponade
Hinteres Nasenbluten: Bellocq+Nasentamponade, evntl. Ballonkatheter, endoskopische Kauterisierung

14. Nasenfurunkel, Komplikation eines Furunkels, Versorgung
Der häufigste Erreger: Staphilococcus aureus
Umschriebene Entzündung: lokale antibiotische und Steroid Behandlung, Feuchtverband
Bei einem Furunkel mit phlegmonöser Umgebung immer parenterale Antibiose, Feuchtverband
Ausdrücken des Furunkels ist untersagt, darüber soll der Patient aufgeklärt werden.
Mögliche Komplikation: Gesichtsphlegmone, Thrombophlebitis der Vena angularis, dadurch Thrombose des Sinus cavernosus

15. Arten von Rhinitis (Liste)
Infektiöse Rhinitiden: Rhinitis akuta simplex, rhinitis purulenta
Spezifische Rhinitiden: TBC, Lues, Sarcoidose
Allergische Rhinitis
Rhinitis medicamentosa
Atrophische Rhinitis (Oezena)
Rhinitis sicca anterior
Andere Rhinitiden (mindestens drei der folgenden Rhinitiden müssen gewusst werden) idiopathisch, vasomotorisch, hormonbedingt, Medikamenten induziert, Berufbedingte Rhinitis, durch Nahrung ausgelöste Rhinitis

16. Symptome und Versorgung des Angioödems (Quincke-Ödem) in der HNO Heilkunde
Symptome: Urtikarie, ödematöse Schwellung der Kopf-Hals Region, Schluckbeschwerden, Globusgefühl, Atmungsbeschwerden, sichtbare Schwellung, im schlimsten Fall Anaphilaxie
Therapie: Antihistaminika, Kortikosteroide, Suprarenin, Sicherung der Atemwege, bei Bedarf: Koniotomie, Tracheotomie

17. Komplikationen bei Nasennebenhöhlenentzündungen (Auflistung)
Extrakraniell:
o orbitale Cellulitis
o subperiostaler Abszess
o Orbitaphlegmone /Orbitaler Abszess
o Osteomyelitis
o Sepsis

Intrakraniell:
o Meningitis
o epiduraler, subduraler / intracereblarer Abszess, Encephalitis
o Sinusthrombose

18. Wo projiziert Kopfschmerz bei akuter Sinusitis frontalis, Sinusitis maxillaris, Ethmoiditis, Sinusitis sphenoidalis ?
• Sinusitis frontalis – Stirn
• Sinusitis maxillaris – Gesicht
• Entzündung der Vorderen Ethmoidalzelle – Orbita, Nasenrest
• Sinusitis sphenoidalis und Entzündung hintere ethmoidalZellen – Scheitel, Nacken

Alle Nasennebenhöhlenentzündungen verursachen diffuse Kopfschmerzen.

19. Mögliche Ursachen der einseitigen Nasenatmungsbehinderung, Rhinorhoe bei Kindern und Erwachsenen
Kinder: Fremdkörper, Sinusitis, nasopharyngeales Angiofibrom, Fehlbildungen, Choanalatresie, Meningoencephalocele

Erwachsene: Tumoren des Nasenracheraumes, Septumdeviation, hypertrophisierte Nasenmuschel, traumatische Veränderungen, Raumforderungen der Nase (Polypen, gut- und bösartige Tumoren), Rhinosinusitis

20. Ursachen des Kopfschmerzes bei HNO Erkrankungen? (Auflistung)
• virale Infektionen der oberen Atemwege
• Erkrankungen der Nasennebenhöhlen: Entzündungen (akute und chronische),
gut- und bösartige Tumoren der Nasennebenhöhlen
• Krankheiten im Halsbereich: Veränderungen der Halswirbelsäule, Spondylose, Myalgie
• Komplikationen der Mittelohrentzündungen und Nasennebenhöhlenentzündungen:
Mastoiditis, Meningitis, Hirnabszess, auf die Pyramide ausbreitende Entzündungen
• Neuralgie
• Krankheiten des Temporomandibulargelenks

21. Häufigste Ursachen für Dysphagie (Auflistung)
• Refluxkrankheit
• Globusgefühl, psychologische Kranheiten
• Entzündungen und Tumore des Meso- und Hypopharynx und des Kehlkopfes
• Neuralgie z.B.: N.IX., N.X.
• Sensorische und motorische Innervationsstörung, Sensibilitätsstörungen des
Kehlkopfeinganges
• stockender Fremdkörper im Hypopharynx und Ösophagus
• Motilitätsstörungen des Ösophagus -Achalasie
• Hypopharynxdivertikel (Zenker-Divertikel)
• Hypopharynx und Ösophagus Stenose

 

22. Absolute und relative Indikationen der Tonsillektomie (Auflistung)
Absolute Indikationen:
• Rheumatisches Fieber
• Peritonsillarabszess
• Tonsillogene Sepsis

Relative Indikationen:
• chronische Tonsillitis
• rezidivierende Tonsillitiden
• Fokus Erkrankungen
• Tonsillenhyperplasie mit Schluck- und Atemstörungen
• Pilz Infektionen der Tonsillen
• Verdacht auf einen intratonsillaren Tumor
• obstruktives Schlafapnoessyndrom
• schwerwiegende orofaziale / dentale Anomalien, die die oberen Atemwege einengen

23. Symptome des Peritonsillarabszesses
Symptome: (einseitige) Halsschmerzen, schmerzbedingte Schluckbeschwerden, -unfähigkeit, ins Ohr strahlender Schmerz, Trismus, Foetor ex ore, hohes Fieber, kloβige Sprache, Schlafunfähigkeit

Klinisches Bild: ausser wie bei einer akuten Tonsillitis, asymmetrische Gaumenbögen, Vorwölbung, Uvulaödem und Verdrängung der Uvula zur Gegensseite

24. Versorgung des Peritonsillarabszesses
Drainage – nach einer probatorischen Punktion erfolgt die Spaltung und Spreizen des Abszesses, im späteren Verlauf erfolgt die Tonsillektomie
o Abszesstonsillektomie – heisse Tonsillektomie „á chaud”
o Tonsillektomie 6 Wochen nach der Heilung – „kalte” Tonsillektomie „á froid”

Antibiotika, Ödem reduzierende Therapie, Entzündungs – und Schmerzstillung, Flüssigkeitszufuhr

25. Symptome (Beschwerden) und Gefahren der para- und retropharyngealen Abszesse (Auflistung)
Symptome und Beschwerden: Halsschmerzen, Fremdkörpergefühl, Fieber, Schluckbeschwerden, Schluckunfähigkeit, Trismus, Torticollis, Uvula,- Pharynx,- und Kehlkopfödem, asyimmetrischer Rachen

Gefahren: Pharynx- und Kehlkopfödem, Sepsis, Mediastinitis, Erstickung

26. Krankheitserreger der Tonsillopharyngitis, Indikation zur antibiotischen Behandlung

Krankheitserreger:

  • viral 80-90%:
    • Adenoviren, Rhinoviren
    • (EBV – mononucleosis infectiosa)
  • bakteriell:
    • Streptococcus pyogenes – tonsillitis follicularis
    • (Pneumococcus – pharyngitis)
    • (Haemophilus influenzae – pharyngitis)
    • (Moraxella catarrhalis)
    • Streptococcus Gruppe C und G
    • (Staphylococcus subspecies)
  • Mycoplasma, Chlamydia, Neisseria spp.

Antibiotische Therapie: im Falle einer bakteriellen Entzündung – klinisches Bild und Laborbefunde (Blutbild, CRP, Blutsenkung, Bakterium Schnelltest) Charakteristik der Beschwerden (akut/chronisch – b.B nach Antibiogramm), Begleiterkrankungen, Bestehen einer Immunsuppression ?

27. Präkanzerosen in der Mundhöhle und Rachen
• Erythroplasie,
• Leukoplakie,
• Lichen planus,
• Candidiasis,
• Naevus,
• spongiosus albus mucosae

28. Ursachen einer langzeitigen Heiserkeit (Warum muss der Patient nach drei wöchiger Heiserkeit zum HNO Arzt geschickt werden ?)
• akute und chronische Entzündungen des Kehlkopfes
• benigne und maligne Veränderungen: Zyste, Granulom, Reinke Ödem, Polyp, Papillomatose, Kehlkopfkarzinom
• N. recurrens Parese –Tumoren des Hypopharynx, des Mediastinums, der Schilddrüse, der Speiseröhre, der Lunge
• intrakranielle Ursache
• GERD
Der Patient soll zum Ausschluss eines Tumors zum Facharzt geschickt werden.

29. Symptome der Kehlkopf- und Hypopharynx Tumoren
Heiserkeit, Atembeschwerden, Schluckbeschwerden, schmerzhaftes Schlucken, ins Ohr strahlende Schmerzen, Globusgefühl, Haemoptoe, Gewichtsverlust

30. Ursachen der Halslymphknoten Schwellungen
• nicht spezifische Entzündungen
• spezifische Entzündungen (z.B. Lymphknoten Tuberkulose, Syphilis, Sarkoidose, Katzenkratzkrankheit, Tularämie, Mononukleose, Toxoplasmose, HIV Infektion – AIDS)
• Lymphome (Hodgkin Krankheit, non-Hodgkin lymphom)
• Metastasen von Kopf-Hals Malignomen

31. Untersuchungsschritte bei Raumforderungen am Hals – welche der Entfernung einer Raumforderung vorangehen müssen und wieso?
• Gründliche Anamnese (Anfang der Beschwerden, aktuell bestehende Entzündungen der oberen Atemwege, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, usw.)
• Gründliche HNO Untersuchung – mit spezieller Hinsicht auf die Palpation des Halses – Lokalisation, Konsistenz und Empfindlichkeit der Raumforderung und deren Verbindung zur Umgebung
• Laborwerte – Entzündungsparameter, Serologie
• Bildgebung: Sonographie, CT oder MRT
• Sonographie gesteuerte Feinnadelpunktion
• Isolierte Entfernung eines Lymphknotens und Histologie ausschliesslich bei, mit FNP verstärktem Verdacht auf ein Lymphom oder spezifische Entzündung (bzw. bei solchen histologischen differnzialdiagnostischen Fragen, bei denen der Pathologe dies wünscht). Grund: die frühzeitige Entfernung der Metastasen von okkulten Primärtumoren muss vermieden werden.

32. Ursachen der Dyspnoe in den oberen Atemwegen (Auflistung)
• Entzündungen der oberen Atemwege (Tonsillitis, Epiglottitis, Laryngitis)
• Raumforderung in den oberen Atemwegen (Abszess, Granulom, Malignom)
• nicht spezifische Reaktion der Schleimhaut der oberen Atemwege (Allergie, Quincke-Ödem, HANO)
• Fremdkörper
• Stenose
• N. recurrens Parese (ein- der beidseitig)

33. Was soll bei einem mittelalten, rauchendem Patienten mit einseitigem Ohrschmerz untersucht werden, wenn die Ohruntersuchung keine pathologische Veränderung ergeben hat? Wieso?
Der einseitige ins Ohr strahlende Schmerz und die Raucher-Anamnese ergibt Verdacht auf ein Supraglottisches/Hypopharyngeales/ Oropharyngeales Malignom, also die Mundhöhle, der Rachen und der Kehlkopf , bzw. der Hals muss gründlich untersucht werden.

34. Chirurgische Notfallversorgung eines zu Ersticken drohenden Patienten, wenn die Intubation nicht ausführbar ist
1. Koniotomie: auszuführen bei Mangel an Zeit und OP-Ausrüstung. In der Mittellinie des Halses muss das Ligamentum konikum oberhalb des Ringknorpels ausgetastet werden, nach der Querinzision der Haut wird mit den bereitstehenden Instrumenten das Ligamentum konikum (Lig. crycothyroideum) durchstochen. Als nächstes wird hier ein Instrument zur Offenhaltung der Atemwege (im Notfall irgendein Gegenstand mit Lumen, sonst eine Trachealkanüle) eingesetzt.

2. Tracheotomie: Nach dem Durchschneiden der Haut und der Platysma suchen wir den Isthmus der Schilddrüse. Nach Durschneiden oder Schonung dessen wird die Trachea Vorderwand in der Regel zwischen dem 2. und 3. Knorpel eröffnet (bei Kindern) oder ein knorpelbreites Fenster eröffnet und eine Kanüle wird eingesetzt.