Das internationale Symposium über die aktuellsten Fragen der Transplantation wurde vom Zentrum für Vorklinik (EOK) der Semmelweis Universität am 25. März veranstaltet. In der Veranstaltung wurden Vorträge von führenden europäischen Experten auf dem Gebiet der thorakalen und abdominalen Organtransplantation gehalten. An der ganztägigen Veranstaltung „Transplant today“, die von der Klinik für Chirurgie Transplantation und Gastroenterologie organisiert wurde, registrierten sich mehr als 200 Universitätsstudenten und weitere 150 Personen von der Semmelweis Universität und von weiteren ungarischen Institutionen – sagte man im Eröffnungsfeier. In diesem Artikel finden Sie Videointerviews mit den internationalen Gästen, wie Walter Klepetko, Dr. Rutger J. Ploeg und Bernadette Haase. Das Fachprogramm wurde von Dr. Imre Fehérvári, außerordentlicher Professor und Mitglied des Organisationskomitees, zusammengefasst. 

Die – als Teil der neuen Universitätskonzeption – vor kurzem fusionierte Klinik für Chirurgie Transplantation und Gastroenterologie (STÉG) verfügt über eine 112 Jahre Geschichte, da die Wurzeln der ungarischen Transplantation mit der Tätigkeit der Klinik eng verbunden sind – stellte Dr. Attila Szijártó Klinikdirektor und einer der Hauptorganisatoren die Institution vor. Er erinnerte daran, dass sich die STÉG zum größten chirurgisch-gastroenterologischen Zentrum in Ungarn entwickelt hat, in dem jedes Jahr mehr als 5500 Operationen – darunter durchschnittlich 140 Nieren- und 60-70 Lebertransplantationen – durchgeführt werden. Darüber hinaus ermöglicht die heutige Komplexität des Instituts eine umfassende, standardisierte Versorgung der Patienten innerhalb einer einzigen Einrichtung – betonte Dr. Attila Szijártó in der Eröffnungsfeier. Organtransplantationen werden noch in zwei weiteren Instituten der Semmelweis Universität gemacht. Im Városmajor Herz- und Gefäßzentrum läuft das Herztransplantationsprogramm schon seit 30 Jahre, während die Klinik für Thoraxchirurgie im Landesinstitut für Onkologie bei Lungentransplantationen hervorragende Ergebnisse vorweisen kann – erklärte Dr. Attila Szijártó.

Seit der ersten erfolgreichen Herztransplantation in Ungarn im Jahre 1992, die Dr. Zoltán Szabó zu verdanken ist, wurden in der Városmajor Klinik mehr als 640 Herztransplantationen durchgeführt, was das Institut zu einem der führenden Herztransplantationszentren in Europa macht – betonte Dr. Béla Merkely, Rektor der Semmelweis Universität, in seiner Eröffnungsrede des Symposiums. Im letzten Jahr hat man in Ungarn 307 Organtransplantationen gemacht, 70 Prozent davon wurden in den Transplantationszentren der Semmelweis Universität durchgeführt – fügte der Rektor noch dazu. Als international führende Einrichtung auf dem Gebiet der Organtransplantation ist es eines der Hauptziele der Semmelweis Universität, möglichst vielen Patienten eine Transplantation zu ermöglichen, und ihnen damit eine deutlich bessere Lebensqualität zu sichern. Dr. Béla Merkely betonte: Die Universität ist nicht nur bestrebt, ihre derzeitige hervorragende Position auf dem Gebiet der Transplantation zu bewahren, sondern unternimmt auch große Anstrengungen, um sich weiter zu verbessern, wozu auch diese internationale Fortbildung “Transplant Today” beitragen sollte.

Mitglieder des Organisationskommitees der Konferenz waren Mitarbeiter der Klinikabteilung für Transplantation und Chirurgie Dr. Attila Szijártó Klinikdirektor, sowie Dr. László Piros stellvertretender Direktor und Dr. Imre Fehérvári – die letzteren beiden sind außerordentliche Professoren. Im Folgenden finden Sie den Bericht von Dr. Imre Fehérvári über das Fachprogramm.

Das Thema der ersten Präsentation war eine Zusammenfassung über die Lage der Transplantationsmedizin in Ungarn, in der über die letzten 60 Jahre präsentiert wurde. Wir haben viel, worauf wir stolz sein können: Die erste Nierentransplantation in Ungarn wurde 1962 in der Klinik in Szeged durchgeführt. Danach war die Entwicklung – abgesehen von einigen Höhen und Tiefen ununterbrochen. Die erste Nierentransplantation in Ungarn, die dem Patienten ein langfristiges Überleben sicherte, wurde an der Semmelweis Universität durchgeführt, und mit unseren Ergebnissen gehören wir heute zur Weltspitze.

Seit etwa 10 Jahre ist Ungarn Mitglied von Eurotransplant (Vermittlungsstelle für Organspenden in 8 Staaten von Europa) Über die Ergebnisse der Integration berichtete Dr. Sándor Mihály, Leiter des Direktorats für Transplantation bei dem Nationalen Blutversorgungsdienst (OVSZ) in Ungarn. Nicht nur das Land, sondern auch die einzelnen Patienten profitieren von dieser Integration. Neben einer besseren Gewebeanpassung wurde es möglich, lebensrettende Notfalltransplantationen durchzuführen, da wir rechtzeitig an das lebensrettende Organ gelangen. Nach den zwei einheimischen Vorträgen waren die ausländischen Vortragenden an der Reihe, deren Namen in der ganzen Welt die Hörsäle füllen: Das war auch diesmal nicht anders.

Zuerst präsentierte Dr. Rutger Ploeg, Professor für Transplantationsbiologie von der Oxford University, der auch als Papst „der Organkonservierung“ genannt wird. Er wurde er seinem Ruf wieder gerecht: In einem speziellen Vortrag stellte er die Möglichkeiten vor, die uns zur Verfügung stehen, einschließlich der maschinellen Perfusionsverfahren, die bald in unserem Land eingeführt werden.

Bernadette Haase, Vorsitzende der niederländischen Transplantationsstiftung, beleuchtete die Vorteile und Probleme der Einführung der maschinellen Perfusion aus wirtschaftlicher Sicht. Mit der Zeit beteiligte sich das Publikum mehr und mehr und stellte Fragen an die Redner. Es hat sich ein gegenseitiger Dialog entwickelt, der ja die Grundlage des Lernens ist.

Danach erhielten unsere längst bekannten Vortragenden und Freunde, die Mitarbeiter der AKH Wien das Wort. Sowohl Dr. Andreas Zuckermann, Professor für Herzchirurgie, als auch Dr. Walter Klepetko, der Pionier der Lungentransplantation in Europa, hielten einen Vortrag. Für sie sind die ungarischen Herz- und Lungentransplantationsprogramme längst nicht unbekannt, da sie unsere Arbeit vom Anfang an unterstützten, und tun es auch heute. In beiden Vorträgen wurde die Notwendigkeit der mechanischen Organkonservierung hervorgehoben, da sie nicht nur den Zeitpunkt der Transplantation besser vorhersagbar macht, sondern auch eine deutliche Lebensdauer-Verbesserung der Organe ermöglicht, die bei den ersten Untersuchungen als unbrauchbar galten. Dadurch erhöht sich nicht nur die Sicherheit von Transplantationen, sondern auch die Anzahl der anwendbaren Organe.  Bis zur Mittagspause hatten sich bereits mehrere Diskussionsgruppen gebildet, wodurch der zustande gekommene persönliche Kontakt mit den Referenten die künftige Zusammenarbeit wesentlich erleichtern kann. Angesichts des Kreises der eingeladenen Redner kann dies nur zu unserem Vorteil sein.

Die Nachmittagssitzung begann mit dem Vortrag von Dr. Wojciech Polak, Direktor des Lebertransplantationsprogramms der Erasmus Universität von Rotterdam. Er gab einen Überblick über die Ergebnisse von Lebertransplantationen von Lebendspendern, und wies erneut auf die Notwendigkeit der maschinellen Perfusion hin, die die Qualität und Quantität der für Transplantationen verfügbaren Lebern deutlich erhöht.

Dr. Vassilios Papalois, Vortragender aus London, ehemaliger Dekan von Imperial College konnte aufgrund seines vollen Terminkalenders nicht persönlich teilnehmen, hat aber das Video seines Vortrags geschickt. So konnte man auch die Geheimnisse der Pankreastransplantation ausführlich kennenlernen. Danach folgte Dr. Frank Dor, Leiter des Londoner Zentrums für Nierentransplantation und Nephrologie. Das Hammersmith Hospital ist Europas größtes Nierenzentrum, indem jährlich 200-250 Transplantationen durchgeführt werden. Hier kann man alles machen, was bei einer Nierentransplantation im Interesse des Patienten ist. Lebendspende und Überkreuz-Lebendspende gehören zur täglichen Routine. Möglicherweise sind diese die Gebiete, wo wir in Ungarn weitere Fortschritte erzielen können.

Nach einem Überblick über die verschiedenen Arten der Organtransplantation ging Dr. Luciano Potema, Präsident der Europäischen Gesellschaft für Transplantation (ESOT), auf ein breiteres Feld ein. In seiner Abschlusspräsentation sprach er über die Vision der Zukunft, die Vision der Transplantation. Er stellte dar, wie die ESOT die Bildung der Zukunftsgeneration koordinieren möchte, und welche Qualitätskriterien zu erwarten sind.

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Nach der Beantwortung der Fragen, um 17:30 Uhr, blieben nur noch die Abschlussworte vom Professor Dr. Attila Szijártó. So endete die erste „Transplant Today“am 25. März 2022 im Szentgyörgyi-Saal des EOK der Semmelweis Universität.

Gleichzeitig wurde der Gedankenaustausch über die besprochenen Themen und mögliche Kooperationen beim Gala-Dinner fortgesetzt, das ebenfalls von Dr. Béla Merkely, Rektor der Universität, und Dr. Attila Szijártó eröffnet wurde.

Veronika Szelid
Dr. Imre Fehérvári (Klinik für Chirurgie Transplantation und Gastroenterologie)
Foto: Bálint Barta, Attila Kovács – Semmelweis Universität
Video: Tamara Bartincki, Dávid Réthly
Übersetzung: Judit Szlovák