Das Zentrum für Managerbildung im Gesundheitswesen der Semmelweis Universität leitet die Systematisierung und Förderung des Wissensmaterials des EU-Projekts über gesündere Ernährung für Kinder. Das Best-ReMaP (bestremap.eu) arbeitet an der Entwicklung von Strategien und dem Austausch bewährter Verfahren zur Prävention von Fettleibigkeit bei Jugendlichen in 24 Ländern der Europäischen Union. Statistiken zeigen, dass fast jedes vierte Kind in Europa übergewichtig oder fettleibig ist. Einer der Hauptgründe dafür ist die ungesunde Ernährung. Aus dem Grund fordert die gemeinsame Initiative stärkere staatliche Maßnahmen, um sicherzustellen, dass die Verpflichtungen der Lebensmittelindustrie in die Praxis umgesetzt werden.

Fettleibigkeit bei Kindern wird langsam zu einem der besorgniserregendsten Probleme der öffentlichen Gesundheit. Laut Angaben 2017 sind 29 Prozent der Jungen, bzw. 27 Prozent der Mädchen übergewichtig oder fettleibig, und diese Tendenz nimmt ständig zu. Laut Fachleute bleiben diese Kinder mit großer Wahrscheinlichkeit auch als Erwachsene fettleibig, und bereits in jungen Jahren können mehrere an Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Neben einem erhöhten Risiko für das metabolische Syndrom haben Jugendliche, die im Kindesalter fettleibig sind, auch ein erhöhtes Krebsrisiko, ganz zu schweigen von den weitreichenden wirtschaftlichen Folgen.

Im Kindesalter, wenn sich die Essgewohnheiten herausbilden, ist es grundlegend wichtig, kleine Kinder an eine gesunde Lebensweise heranzuführen. Die Neigungen, die in dieser Zeit entstehen, wirken sich direkt auf die allgemeine Gesundheit, das Wohlbefinden und das Risiko von Fettleibigkeit aus. Leider sind die Kinder mit zunehmendem Alter immer häufiger schädlicher Werbung und sogar einer Vielzahl ungesunder Lebensmittel ausgesetzt, da verarbeitete Lebensmittel mit hohem Salz-, Zucker- und Fettgehalt leicht erhältlich sind. Dies kommt zu Hause oder in öffentlichen Einrichtungen auch vor, wo sie viel Zeit verbringen – sagte Albert Zoltán Aszalós, Projektleiter des Zentrums für Managerbildung im Gesundheitswesen der Semmelweis Universität.

Aktuell sind nur einige EU-Länder in der Lage, eine komplexe Kontrolle verarbeiteter Lebensmittel auf Markenebene durchzuführen. Die Werbung und Marketing von Lebensmitteln für Kinder ist weitgehend unreguliert, und in vielen Bildungseinrichtungen, einschließlich Kindergärten und Schulen, fehlt es an qualitativ hochwertigen Lebensmitteln

– fügte er dazu.

Zahlreiche Forscher, medizinische Experte und Entscheidungsträger der EU haben erkannt, das es ein ernstes Problem ist. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, um strategische Maßnahmen zur Verhinderung von Fettleibigkeit bei Kindern und zur Verringerung des Erkrankungsrisikos zu treffen, und sie in die Praxis umzusetzen. Das EU-Projekt „Joint Action Best-ReMaP“ startete im Oktober 2020, in dem gegenwärtig 36 Partner aus 24 Ländern zusammenarbeiten. Ungarn ist bei dieser Zusammenarbeit durch Experten der Semmelweis-Universität und des Nationalen Instituts für Pharmazie und Lebensmittelsicherheit (OGYÉI) vertreten – sagte Albert Zoltán Aszalós.

Langfristiges Ziel des Programms ist, um die Qualität der von Kindern verzehrten Lebensmittel europaweit zu verbessern. Zu diesem Zweck möchte man den Austausch bewährter Verfahren in mehreren Bereichen erleichtern, und die Mitgliedsstaaten der EU dazu ermutigen, bei neuen Maßnahmen zur Verhinderung von Fettleibigkeit bei Jugendlichen auf konkrete Zahlen und Forschungsergebnisse zu stützen. Das Ernährungsumfeld der Kinder und Jugendliche soll grundlegend geändert werden. Dazu gehört auch die Frage, wie ein einheitliches Kontrollsystem in Europa für die Reformierung verarbeiteter Lebensmittel in Europa eingeführt werden kann, um eine gesündere Zusammensetzung der Menüs zu erreichen.

Bislang sind die getroffenen Maßnahmen sporadisch und bei weitem nicht ausreichend. Es gibt Raum für Verbesserungen in der Politik und in verwandten Branchen. Alles deutet darauf hin, dass ein stärkeres staatliches Handeln erforderlich ist, damit die Bemühungen in den einzelnen Industriezweigen tatsächlich erfolgreich sein können” – betonte Albert Zoltán Aszalós.

Um die schädlichen Wirkungen von Marketing ungesunder Lebensmittel und Getränke zu verringern, müssen untereinander abgestimmte Protokolle ausgearbeitet werden. So können wir die Exposition überwachen und uns auf Einschränkungen vorbereiten. Das Vereinigte Königreich geht in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voran, denn man hat dort beschlossen, ab 2023 die Werbung für Junkfood im Internet und im Fernsehen vor 21 Uhr zu verbieten – fügte der Projektleiter dazu.

Laut Albert Zoltán Aszalós ist die Qualität der Ernährung in öffentlichen Einrichtungen auch zu verbessern. Dies bedeutet die Überprüfung der Lebensmittelbeschaffung Kitas, Schulen, sozialer Einrichtungen und Krankenhäuser in der EU. Einer ungarischen Rechtsregelungsänderung ab dem 1. Januar 2022 zufolge sind öffentliche Einrichtungen, wie staatliche Kitas und Schulen in Ungarn verpflichtet, mindestens 60 Prozent der Lebensmittelgrundstoffe von lokalen Landwirten durch kurze Lieferketten zu beschaffen. „Entscheidungen wie diese machen den Weg frei für natürlichere Zutaten von lokalen Lieferanten, die eine gesündere Alternative für Kinder darstellen – erklärte der Projektleiter.

Bezüglich langfristiger Ziele des Best-ReMaP-Projekts wurde vom Projektleiter eine solche Initiative dargestellt, indem ein Netz von Interessengruppen mit unterschiedlichem Hintergrund aufzubauen ist. Ein Netz, dessen Mitglieder sich auf nationaler oder EU-Ebene für gesunde Ernährung interessieren. Weiterhin geht es um die Gestaltung einer solchen Lebensmittel-Informationsdatenbank, wodurch die gesammelten Informationen der einzelnen Mitgliedsländer für alle Forscher und politische Berater erreichbar werden.

Seit dem Start des Programms wurde eine beträchtliche Menge an Wissen zu diesem Thema angesammelt, die vom Zentrum für Managerbildung im Gesundheitswesen der Semmelweis Universität (EMK) koordiniert und über die Website www.bestremap.eu und Plattformen der sozialen Medien, insbesondere die Facebook– und Instagram-Seiten des Projekts auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Um das Projekt bekannt zu machen, hat das EMK eine dynamische Kommunikationskampagne ebenfalls gestartet, die nicht nur die teilnehmenden Länder miteinander verbindet, sondern auch versucht, die betroffene Altersgruppe zu erreichen. “Ein 9-jähriges Kind verbringt im Durchschnitt 2 Stunden pro Tag online. Aus diesem Grund sind wir dabei, uns mit den Social-Media-Experten unserer Projektpartner zu beraten, um eine wirksame Botschaft auf europäischer Ebene zu formulieren” – betonte der Projektleiter.

Einer der Semmelweis-Absolventen mit der größten Social-Media-Präsenz, Dr. András Kulja, unterstützt das Programm ebenfalls. Der Assistenzarzt für Chirurgie, der 2021 zum COVID-Arzt des Jahres gewählt wurde, absolviert derzeit sein Masterstudium im EMK. Sein Tiktok-Konto hat mehr als 100.000 Follower und einige seiner Videos wurden von mehr als einer Million Menschen angesehen. Im Rahmen der Best-ReMaP-Kampagne hat er kürzlich einen kurzen Videoklip veröffentlicht, der sich an junges Publikum richtet und zeigt, wie man beim Einkauf von Lebensmitteln im Supermarkt eine verantwortungsvolle Wahl trifft. Ihm werden zwei weitere Influencer folgen, die sich für gute Sachen einsetzen, und für bewusste Verbraucherentscheidungen ihre Stimme erheben – sagte Albert Zoltán Aszalós.

Viktória Kiss
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák