In Ungarn wurde zum allerersten Mal eine Kryoablation durchgeführt. Die an der Semmelweis Universität durchgeführte Kryoablation (MR-gesteuerte Tumorvereisung) wurde bei zwei Patienten mit bösartigen Nierentumoren angewendet. Der Vorteil des Verfahrens – bei dem das Tumorgewebe bei -40 Grad Celsius zerstört wird – besteht darin, dass es aufgrund der betäubenden Wirkung der Vereisung auch ohne Narkose, unter lokaler Anästhesie, durchzuführen ist. Dies kann auch für ältere Herzpatienten, bei denen die Vollnarkose nicht empfohlen ist, eine passende Lösung sein. Die Eingriffe wurden letztes Jahr Ende Dezember gemacht; den Patienten geht es gut, und die Ergebnisse der Kontrolluntersuchung von Februar sind ebenfalls ermutigend.

Im Zentrum für bildgebungsgesteuerte Ablation (KVAK), das zu Városmajor Herz- und Gefäßzentrum der Semmelweis Universität gehört, wurden die ersten zwei Kryoablationen in Ungarn bei einem 46-jährigen und einem 59-jährigen Mann mit Nierentumoren noch vor Weihnachten gemacht. Nach der – unter lokaler Anästhesie – durchgeführte komplikationsfreie Operation wurden beide Patienten am Tag nach der OP entlassen, und so konnten sie die Weihnachten schon mit ihrer Familie verbringen.

Die Kühlung wird seit langem als schmerzlinderndes Verfahren eingesetzt, und es ist bekannt, dass die extreme Kälte eine gewebezerstörende Wirkung hat. Die Methode der Kryoablation besteht darin, diese Kälte gezielt in dem zu zerstörenden Gewebe anzuwenden: Dabei werden die Tumore mittels dünner Kryosonden (spezieller Behandlungsnadel) unter Verwendung von Argongas auf -40° gekühlt, wodurch eine komplette Zell- und Tumorzerstörung erreicht wird.

– erklärt Dr. Pál Ákos Deák, außerordentlicher Professor, unter dessen Leitung die OP durchgeführt wurde. Der Leiter des KVAK fügt noch dazu: Während der Behandlung gibt es mehrere aufeinanderfolgende Zyklen des Einfrierens und Auftauens (es gibt vier verschiedene Prozesse), und der Kühl-Auftau-Prozess schädigt das Tumorgewebe: Während Abkühlung bilden sich Eiskristalle in den Tumorzellen, und beim Einfrieren wird auch ihre Flüssigkeitsbewegung durch die Zellmembran (Osmose) verhindert – durch diese Prozesse werden die bösartigen Läsionen direkt zerstört. Die ersten zwei Mechanismen werden von der natürlichen Immunantwort des menschlichen Körpers unterstützt, außerdem wird die Durchblutung (Ischämie) des gefrorenen Gewebes unterbrochen, so dass die Tumorzelle keine Nahrung mehr aufnimmt, und sich nicht mehr regenerieren kann.

Die Kryoablation kann auch der zunehmend verbreiteten personalisierten Medizin, der Anti-Tumor-Immuntherapie zugutekommen, da bei diesem Verfahren nur die Tumorzellen zerstört werden. Proteine und andere für den Körper wichtige Moleküle werden nach dem Einfrieren vom Immunsystem erkannt, so auch das körpereigene Immunsystem des Patienten am Kampf gegen Tumore teilnehmen kann – erklärte der Interventionsradiologe.

Die Kryoablation wird bereits seit mehreren Jahren zur Behandlung gutartiger Tumore eingesetzt, bei Behandlung bösartiger Tumore wurde sie in Ungarn im letzten Dezember zum ersten Mal verwendet. Mit Ausnahme von Tumoren des zentralen Nervensystems können fast alle Tumoren – einschließlich Lungen-, Knochen-, Leber-, Nebennieren-, Nieren- und Prostatatumoren – durch Kryoablation behandelt werden. Die Entscheidung über den Einsatz der Therapie wird vom Interventionsradiologen individuell getroffen, der die Therapie u.a. nach der Lage des Tumors bestimmt. Einer der großen Vorteile des Verfahrens ist die geringere chirurgische Belastung, da es im Gegensatz zu großen onkologischen Operationen unter lokaler Anästhesie durchgeführt werden kann. Für die Tumorbehandlung ist ja keine Narkose erforderlich, da das Einfrieren selbst eine betäubende Wirkung hat. Das bedeutet, dass auch ältere Menschen, Lungenpatienten, Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Patienten – die aus anderen Gründen nicht narkotisiert werden können – diese Behandlung aufgrund individueller Fairness und durch Finanzierung der ungarischen Krankenkasse in Anspruch nehmen können – sagt der Experte.

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Orsolya Dávid
Foto: Attila Kovács – Semmelweis Universität
Übersetzung: Judit Szlovák