Etwa 600 Interessenten nahmen an der I. Ungarische Wissenschaftliche Mindfulness Konferenz an der Semmelweis Universität teil. An die ganztägige Online-Veranstaltung vom 9-ten April, die vom Lehrstuhl für klinische Psychologie unter Mitwirkung von anerkannte Experten organisiert wurde, schlossen sich überwiegend Ärzte, Psychologe und andere Experte von medizinischen Helferberufen an. In ihrer Eröffnungsrede sprach Dr. Dóra Perczel-Forintos Lehrstuhlleiterin u.a. über Bedeutung der Veranstaltung: Obwohl im Ausland schon seit Jahren wissenschaftliche Mindfulness-Konferenzen organisiert wurden, war diese Konferenz mit dem Titel: Achtsamkeit im Dienst der Heilung“ die erste einheimische Veranstaltung in diesem Thema.

In der Eröffnungsrede betonte Dr. Dóra Perczel-Forintos Lehrstuhlleiterin auch folgendes: Da sich die Mitarbeiter des Lehrstuhls in ihrem Berufsleben für die Heilung entschieden, ging es in der Konferenz hauptsächlich um die Anwendungsmöglichkeiten Achtsamkeitsmeditation während der Heilung. In der gegenwärtigen Pandemiesituation – sagte sie dann – kann aber diese Methode, die bei Milderung der Beklommenheit (Angstzustände) und des Stresses wirksam anzuwenden ist, nicht nur den medizinischen Mitarbeitern, sondern auch allen Menschen große Hilfe leisten. Die drei Hauptthemenkreise der Vorträge waren folgende:

  • Die Achtsamkeit spielt eine Riesenrolle in der Emotionsregulation, die nicht nur die Borderline-Persönlichkeitsstörung, sondern auch die generalisierte Angststörung betrifft, so kann die Achtsamkeit im Bereich Emotionsregulation in breitem Kreis angewendet werden.
  • Zum zweiten Themenkreis gehörte das Schmerzen, und wie die Methode Achtsamkeit in Bekämpfung des Schmerzes anzuwenden ist.
  • Im dritten großen Themenbereich ging es um die Prävention, und innerhalb Prävention darum, wie die Achtsamkeit in der Schule zu benutzen ist, auch in Bezug bewusste Elternschaft und Selbstregulation in der Kindheit.

In ihrer Eröffnungsrede machte die Lehrstuhlleiterin auch auf die Wichtigkeit der komplexen Themenbehandlung aufmerksam. Außer psychischer Faktoren muss man auch den neurobiologischen Hintergrund der Achtsamkeit und auch die kognitiven neurowissenschaftlichen Forschungen kennen. Dabei wies sie auf das Thema des Eröffnungsvortrags von Dr. Szabolcs Kéri.

In der gegenwärtigen Pandemiesituation ist besonders wichtig – betonte Dr. Dóra Perczel-Forintos, damit wir uns neben der täglichen Arbeit selbst zuhören, unsere eigene Leistung und die Tätigkeit, die wir für die anderen tun, anerkennen. Wir müssen mit uns selbst mitfühlend, und den anderen Menschen dankbar sein. Am Ende ihres Vortrags stellte sie eine neue – den sich mit mentaler Gesundheit beschäftigenden medizinischen Mitarbeitern empfohlene Übung mit dem Titel „Achtsamkeitsmomente“ vor, damit man das Erlebnis der Achtsamkeitsmeditation und ihre positive Wirkungen nicht nur auf kognitiver Ebene, sondern seelisch und auch körperlich erfahren kann. Diese kleine Übung hilft auch dann, wenn es uns nicht möglich ist, länger zu meditieren, wir jedoch den Bedarf haben, unseren seelischen Gleichgewicht zurückzugewinnen.

 

Selbsthilfematerial vom Lehrstuhl für Klinische Psychologie
Es wurde ein kurzes, effektives, aus überall machbaren Übungen bestehendes Fachmaterial gestaltet. In der Zusammenstellung, die Sie auf Homepage des Lehrstuhls finden können, gibt es u.a. ein kurzes Achtsamkeits-Übungsmaterial, eine Atmungsübung, Tipps zur Stresslösung und ein Hörmaterial, das entsprechend der Selbstmitgefühl-Methode gestaltet wurde. Weiterhin findet man dort eine Zusammenstellung für medizinische Mitarbeiter, die der Behandlung der Angststörungen dient. Die dritte Welle der Coronavirus-Pandemie bedeutet eine besonders große mentale und physische Belastung für uns, deshalb ist wichtig, damit wir auf uns selbst aufpassen: unsere eigene Arbeit und auch die Anstrengung unserer Kollegen merken und anerkennen; wir müssen mit uns selbst mitfühlend und den Kollegen dankbar sein – wurde in der Zusammenstellung betont.

Der Eröffnungsvortrag der Konferenz wurde von Dr. Szabolcs Kéri, abteilungsleitendem Oberarzt des Nyírő Gyula Landesinstituts für Psychiatrie und Addiktologie, PhD-Lehrer der Universität über neurobiologische Aspekte der Achtsamkeit gehalten. Die Bestimmung der Definition von mindfulness ist nicht einfach – erklärte er: ist die Achtsamkeit mehr als ein Heilungsmittel; Kann man sie als eine spezielle psychotherapeutische Technik betrachten; geht es dabei um eine besondere Meditationsart, oder ist sie ein desakralisiertes Ritual oder ein kulturformender Faktor? Er sprach darüber, dass die metaphysischen und ethischen Grundlagen von mindfulness zwar an Buddhismus angeschlossen sind, aber mindfulness löste sich schon davon ab. Die Achtsamkeit kann auch dabei eine Rolle spielen, dass sie das überfüllte, laute, mit Reiz kontaminierte Umfeld der Verbraucher-, Informations- und Technologiegesellschaft kompensiert. Wenn wir auf uns selbst fokussieren und im Gegenwart bleiben, können wir diese Impulse ausschließen. Dies ist eine besonders bedeutende Frage – sagte Dr. Szabolcs Kéri – da seit Erscheinen der Psychoanalyse konnte außer mindfulness keine andere Methode mit solcher Kraft in den kulturellen Raum einbrechen. Die Achtsamkeit kann auch eine Gegenreaktion auf die übererregte Art der heutigen Informationsgesellschaft sein. Aus diesem sehr breiten Phänomen sollten wir etwas herausgreifen, was auch eine wissenschaftliche Basis hat, und wir es in der Heilung anwenden können – betonte er.

Im Vortrag von Dr. Szabolcs Kéri ging es um vier Hauptgebiete: um die Definition von mindfulness, um die neurologischen Grundlagen hinter diesem Phänomen, dann um die neurologischen Mechanismen, die in einem breiteren integrativen neurophysiologischen Modell zusammengefasst wurden. Dabei sprach Dr. Kéri auch über Funktionieren des menschlichen Körpers. Und zuletzt sagte er Paar Worte über die Praxisanwendung von mindfulness.

Dr. Dóra Perczel-Forintos sowie zwei klinische Fachpsychologinnen des Lehrstuhls, Szilvia Kresznerits und Ágnes Zinner-Gérecz   berichteten über die positiven Wirkungen der achtsamkeitsbasierten Therapie, darunter über Rückgang der Anzahl und Intensität der Selbstbeschädigung. Über Verbindung der Achtsamkeit und Empathie mit dem Titel: „Schande oder Mitgefühl?“ berichtete Dr. Zsolt Unoka, Associate Professor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Danach hielt Dr. Gabrielle Vizin Psychotherapeutin Vortrag über ihre Forschung: „Wirkungen der Kindheitstraumas auf Selbsterkennung“, indem sie die therapeutische Wirkungen der Entwicklung des Selbstmitgefühls betonte. Über die Rolle der Achtsamkeit in der Schmerzbehandlung sprach Dr. Veronika Udvardi; dann hielt Dr. Sánor Rózsa einen Vortrag mit dem Titel. „Wie meditieren die Ungaren?“ Über die vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten von mindfulness in der Schule berichtete Dr. Éva Szabó, Leiterin des Instituts für Psychologie der Universität Szeged; über die positiven Wirkungen der Mindfulness-Fähigkeiten auf Eltern-Kind-Kontakt sprach Dr. Mónika Miklósi. Dr. Zsófia Garai-Takács hielt einen Vortrag über die erfolgreiche Anwendung der achtsamkeitsbasierten Interventionen.

Die Teilnehmer konnten durch eine gemeinsame geführte Meditation die Achtsamkeit live erfahren. Wegen großer Interesse er Teilnehmer haben die Veranstalter vor, auch weitere Konferenzen im Thema gestalten. Sie hoffen, dass sie den Interessenten die Ergebnisse ihrer neuen Kenntnisse, ihrer Forschungen auf Gebiet mindfulness auch in der Zukunft mitteilen können.

 

Quelle: Lehrstuhl für Klinische Psychologie
Übersetzung: Judit Szlovák