Wie fühlen sich die Menschen in Ost- und Ostmittel-Europa? Welche Werte verfolgen sie? 
Fragmente aus der sozialwissenschaftlichen Werteforschung 
Miklós TOMKA  Contact / Kontakt / Kapcsolat
EJMH Vol 6 Issue 2 (2011) 138–157; https://doi.org/10.5708/EJMH.6.2011.2.2
Received: 5 May 2010; accepted: 16 Februar 2011; online date: 31 December 2011
Section: Research Papers
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Abstract

How do People in Eastern and Central Europe Feel? What Values do They Follow? Fragments from Sociological Values Research: The post-socialist countries in Eastern and Central Europe carried different firmly ingrained habits, traditions and social mechanisms into the era following the political turn in 1989. These differences have slowed down the spiritual coalescence of the Old Continent. The study describes the various emotional attitudes and value conceptions with the help of sociological values research and relevant literature. Its aim is to show how the political relations that evolved in the eastern regions of Europe in the decades following World War II have been affecting the relationship of citizens to the state and each other ever since. Of the challenges related to the need for modernisation and facing the new democracies in the region, the analysis emphasises the great weight of the agricultural sector, the underdevelopment of industry and the poor economic performance on the one hand and the tumbling of the former social order as well as the immaturity of civil society on the other. Then it goes on to show how individualism and retreat into the private sphere (patterns that were fostered by communist party politics) are still influencing social life today. At the same time, in the society of wealth and excess the attribute of highest good is assigned to such ‘post-material’ values as freedom, the environment, human rights and equality. Finally, the study discusses the different political opinions and value conceptions resulting from an unusual course of development, the feeling of nostalgia towards communism, social differentiation and the prestige loss of the ‘working class’.

Keywords

values, research results, post-socialist countries, survey, society, changes, priorities

Zusammenfassung

Wie fühlen sich die Menschen in Ost- und Ostmittel-Europa? Welche Werte verfolgen sie? Fragmente aus der sozialwissenschaftlichen Werteforschung: Unterschiedliche Prägungen, Traditionen und gesellschaftliche Mechanismen wurden von den ehemaligen sozialistischen Ländern Ost- und Mitteleuropas in die neue Ära nach der politischen Wende im Jahre 1989 mitgebracht. Diese Verschiedenheiten verzögern das seelische Zusammenwachsen auf dem alten Kontinent. Der Beitrag zeigt diese unterschiedlichen emotionellen und Wertevorstellungen anhand der Erkenntnisse der sozial-wissenschaftlichen Werteforschung und der einschlägigen Fachliteratur, um deutlich zu machen, dass die Folgen aus den politischen Verhältnissen in der östlichen Region Europas in den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem Staat und den Mitmenschen bis heute bestimmen. Unter den Herausforderungen eines Modernisierungszwanges, die die neuen Demokratien zu meistern haben, werden die große Bedeutung des Agrarsektors, die unterentwickelte Industrie und eine schwache Wirtschaftsleistung einerseits, die Zerrüttung der ehemaligen gesellschaftlichen Ordnung und die Unterentwicklung der Zivilgesellschaft andererseits erörtert. Sodann wird deutlich gemacht, dass der durch die frühere kommunistische Parteipolitik gespeiste Individualismus und der Rückzug in das Private das Gesellschaftsleben bis heute beeinflussen. Statt materiell ausgerichteter Werte werden in der Wohlstands- und Überflussgesellschaft „postmaterielle“ Werte wie Freiheit, Umwelt, Menschenrechte, Gleichheit und ähnliche als höchstes Gut angesehen. Schließlich werden die sich aus den besonderen Entwicklungswegen ergebenden politischen Meinungs- und Wertebildungen, die Kommunismusnostalgie, die soziale Differenzierung und der Nimbusverlust der „Arbeiterklasse“ behandelt.

SCHLÜSSELBEGRIFFE
Werte, Forschungsergebnis, postsozialistische Länder, Erhebung, Gesellschaft, Änderungen, Prioritäten

Corresponding author

Dr. Miklós TOMKA
Institute of Mental Health
Semmelweis University
H-1089 Budapest
Nagyvárad tér 4., 19. em.
Hungary Die autorenseitige Bestätigung der Ergänzungen seitens der Redaktion gem. den Empfehlungen des Gutachters sowie weitere geringfügige Änderungen im Text wurden vom ehemaligen Studenten und späteren engen Mitarbeiter des Autors, Dr. Gergely Rosta übernommen.