Unsere Schulungsarbeit (Dr. Ferenc Hajdu: „Die Schulungsarbeit unseres Institutes“, Übersetzung; 1998.)


Das Anatomisches, Histologisches und Embryologisches Institut unterrichtet Heute alle drei in dem Namen vorkommende Disziplinen, während sich zwischen 1930 und 1967 die Mitarbeiter des Institutes nur mit dem Unterricht der Anatomie beschäftigten. Wir halten es für eine wichtige Frage, dass der makroskopische und mikroskopische Aufbau des menschlichen Körpers und seine Entwicklung gleichzeitig, unter Betonung der Zusammenhänge unterrichtet wird. Die Heimischen und Internationalen Traditionen beachten oder beachteten die wichtigkeit dieser Zusammenhänge nicht immer, also befassen sich in den jeweiligen Instituten oft andere Lehrer mit Anatomie, und andere mit Histologie und Embryologie. Das Lehrprogram diesen Institutes – welches das Erbe der großen ungarischen Anatomen József Lenhossék, Mihály Lenhossék, Géza Mihálkovics, Ferenc Kiss und János Szentágothai als das seine anerkennt – verfolgt im Großen und Ganzen die klassische und systematische anatomische Reihenfolge und Gruppierung der einzelnen Lehrfächer und Kapitel.

So befassen wir uns während des vier Semestrigen Curriculums:

•im ersten Semester mit der Anatomie und der Entwicklung des Bewegungsapparates, sowie mit allgemeiner Histiologie und allgemeiner Ontogenese.

•im zweiten Semester mit der Anatomie, Histiologie und Ontogenese der Eingeweide und des Kreislaufsystems.

•im dritten Semester mit der makro- und mikroskopie sowie die Entwicklung des Nervensystems, der Sinnesorgane und der endokrinen Drüsen.

•Das vierte Semester dient der Regional-anatomischen Zusammenfassung der anatomischen Kenntnisse im Sinne der Vorbereirung auf das Rigorosum und der Studien im Klinikum, wobei die für die sich in den letzten Jahren immer weiter verbreitenden modernen diagnostischen Abblidungsmethoden (CT,MRI) die Grundlage gebende Schnittanatomie ein besonders wichtiges Kapitel bildet.

Neben der Beibehaltung der klassischen Einteilung hat sich während der letzten Jahrzente der Inhalt unseres Unterrichtes bedeutend verändert. Beim unterricht des Bewegungsapparates haben wir mit der traditionelen Aufarbeitung gebrochen, und im Interesse des aufrecht erhaltens der Aufmerksamkeit der Studenten, sowie der stärkeren betonung praktischer Aspekte verfolgen wir die systematische anatomische Beschreibung größerer Gebiete.

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Studenten im neuen Seziersaal

Beim Unterricht der Zahnmedizin-Studenten spielt der Schädel und die Mundhöhle eine wichtige Rolle, des weiteren wird die Anatomie und der Aufbau der Zähne ausführlich behandelt. Das Institut für Anatomie, Histiologie und Embryologie unterrichtet z. Z. 59 Studententgruppen aus 8 Jahrgängen, etwa 700-800 Studenten (die erste hälfte des I. und II. Jahrganges der Medizinischen Fakultät, alle Studenten der Zahnmedizinischen Fakultät, die englisch- und deutschschprachigen Studenten). Das bedeutet, das wir in den I. Semestern der Schuljahre in einer gesammtlänge von 360 Stunden Vorträge halten, und in den II. Semestern 270 Stunden. Ich denke die Belastung hierdurch muss ich nicht weiter beschreiben. Der praktische Unterricht der 59 Gruppen ist nur so organisierbar, das sich die jüngeren Lehrer zweier ungarischen und einer fremdsprachigen Gruppe annehmen, während die Älteren die Praktika einer ungarischen und einer Fremdsprachigen leiten. Etwa 8-9 Gruppen werden von Demonstratoren, also von wohlvorbereiteten Studenten älterer Jahrgänge praktisch unterrichtet. Zur Zeit verfügen wir über 22 Diplom-Lehrer. Beim unterricht der Anatomie halten wir die Ärztliche Anschauung als eine grundlegende Vorraussetzung, deshalb bestanden wir bislang erfolgreich darauf, nur Mediziner und Zahnmediziner zu beschäftigen. Des weiteren helfen beim Unterricht zwei Pansionierte Professoren. Das Abfragen des Lehrstoffes geschieht mit kleinen Änderungen unseren Traditionen entsprechend.

•Während der Semester werden 3-4 Demonstrationen abgehalten, deren Ziel es ist festzustellen, wie weit die Studenten im erlenen des Lehrstoffes sind. Es ist also eher eine gegenseitige Orientierung als eine Abfragung mit Folgen.

•Am Ende der Semester, also insgesamt dreimal wird der Lehrstoff des Semesters bei Kollokvien Abgefragt. Diese Abfragung besteht aus einer makroskopischen demonstration im Sektionsraum, aus einer histiologischen Erkennung mikroskopischer Präparate, und aus einer mündlichen Prüfung.

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Der Beginn des Rigorosums (2015)

•Die Studenten legen am Ende des Zweiten Jahres ein Rigorosum ab. Das Anatomie-Rigorosum hat an unserem Institut große Tradition. Währen der Jahrzehnte änderte es sich viel, bis in den sechzigern von Professor Szentágothai ihre heutige Form eingeführt wurde. Die mehrheit der Rigorosa wird im Höhrsaal abgehalten, wo wir den traditionelen Rahmen, eine gewisse Feierlichkeit und die Öffentlichkeit sichern können. Für die eingeschriebenen Studenten dient die öffentlichkeit einem doppelten Ziel, einerseits der Sicherung der Reinheit der Prüfung, und andererseits des Abbaus der Ängste und Hemmungen. Schließlich handelt es sich hierbei um eine der größten und schwierigsten Prüfungen der Medizin-Studien, die gerne Mistifiziert wird. Die durchschnittlich 10-15 Studenten pro Tag werden von einem Auschuss von 3-4 Professoren und Dozenten geprüft. Mir jedem Studenten befassen sich drei Prüfer:

  • einer unterzieht ihn der makroskopischen Demonstration und der Dissektionsaufgabe,
  • ein zweiter der histiologischen Schnittdemonstration,
  • und ein dritter der mündlichen Prüfung.
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Am Ende des Rigorosums (2015)

Während des Rigorosums bekommen die Studenten auch eine Dissektionsaufgabe zugeteilt. Beim mikroskop und der mündlichen Prüfung wird eine Vorbereitungszeit gesichert. Bei der mündlichen Prüfung ziehen die Studenten einen Satz bestehend aus je 6 fragen. Die Satzliste wird rechtzeitig bekannt gegeben. Die Studenten erhalten für alle Phasen der Prüfung Zensuren, zu der Auswärtung bzw. zur Feststellung der Rigorosumszensur kommt es am Ende des Prüfungstages. Die Lehrkräfte nehmen an allen Phasen des Rigorosums Teil. Die Prüfung läuft Drehbühnenartig ab, die Reihenfolge der Phasen ist jedoch gebunden. Wenn eine Zensur „Ungenügend“ gegeben werden muß, endet die Prüfung. Die Prüfung kann nach 10 Tagen Vorbereitung wiederholt werden. Diese aus unserer Prüfungsordnung resultierende Möglichkeit kann sowohl vorteilhaft als auch nachteilhaft sein, da kleinere Mängel leicht zu ergänzen sind, während größere zu serienmäßigen Mißerfolgen und dem Verlust von Selbstvertrauen führen können, und dass der Student für weitere Prüfungen keine Zeit mehr hat. Bei der ersten Prüfung fällen etwa 20-25% der Studenten durch, aber nur 5-10% der Studenten muß das Semester wiederholen. Ein bedeutender Teil dieser Studenten fällt auch aus mehreren Fächern durch. Den letztlichen Rigorosaldurchschnitt von 3,0-3,2 halten wir für akzeptabel.  

 

Dank den Vorgängern und Zeitgenossen, stehen uns für den Unterricht unserer Fächer reichlich Lehrbücher bzw. Atlase zur verfügung. Früher verwendeten wir das Buch Die Anatomie des Menschen (drei bänder), ein Werk von Mihály Lenhossék, dann die Systematische Anatomie und die Regionalanatomie von Ferenc Kiss bzw. den Kiss-Szentágothai Atlas der menschlichen Anatomie, sowie Histiologie und die Embriologie von Imre Törő. Seit 1994 steht den Studenten der zweibändige Sobotta Atlas der menschlichen Anatomie zur verfügung. Seit 1971 dient die dreibändige Funktionelle Anatomie von János Szentágothai bzw. später Szentágothai-Réthelyi der Bildung der Medizinstudenten. Dies war das erste moderne ungarischsprachige Lehrbuch, das neben der betonung der funktionellen Betrachtungsweise die Anatomie, Histiologie und Ontogenese in eine Einheit fasste. Die Auswahl wurde von dem zweibändigen Anatomieatlas von János Vajda und von der Schnittanatomie von Vajda-Csányi, welche die Photos von Original-präparaten erhalten, weiter bereichert. Aus diesen werken wurde auch eine CD-ROM mit Unterrichtsprogramm angefertigt.  

Histologie Die Lücke durch das lange Zeit hindurch fehlende Lehrbuch im Bereich der Regionalanatomie wurde durch die von Teréz Tömböl redaktierte Regionalanatomie gefüllt, an dessen verfassung auch Bertalan Csillik und István Kubik Teil nahmen. Wir waren bestrebt die Vorbereitung der Studenten auf die Prüfungen mit der Verfassung einiger Notizen zu unterstützen: Der Leitfaden zur Neuroanatomie (Ferenc Hajdu) und die Histologie pract.. Miklós Réthelyi schrieb unter dem Titel Essentials in the neuronal organization of the central nervous system eine Notiz für den englischsprachigen Unterricht. András Csillag und Mihály Kálmán fertigten Videoaufnahmen von Histiologie-Präparaten an.  

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Histologie

Zu den grundlegenden Materiellen voraussetzungen des Anatomie-Unterrichtes gehören auch der Seziersaal und das Sektionsmaterial, sowie dessen Aufbewahrung. Die ursprüglich zwei großen Sektionsräume wurden in die für den Unterricht kleiner Gruppen geeigneteren Box-form umgebaut. Wir können gleichzeitig 6 gruppen unterrichten (mit maximal 15-20 Mann pro Gruppe, als optimal betrachten wir 10-12 Mann.)

Der neue Seziersaal

Wir liesen neue Sektionstische, Aufbewahrunsschränke und Tumba aus rostfreiem Stahl anfertigen, und wir befassten und des öfteren mit dem Problem der Lüftung des Sektionsraumes, die aus gesundheitlichen Gründen auch Heute noch auf der Tagesordnung steht. In den siebziger Jahren wurden die völlig veralteten und kaputten Leichenkammern umgebaut, wo ebenfalls alles aus rostfreiem Stahl angefertigt wurde. Wir liesen ein neues Injizierungs- und Materialförderungs-System planen und verwirklichen. Während der letzten Jahrzehnte hatten sowohl die Lehrkräfte als auch die Studenten viel vom Formalin zu leiden, welches nicht nur eine Chemikalie mit unangenehmen, stechendem Geruch ist, sondern auch die Häute des Atemsystems schädigt. Deshalb sind wir bemüht die Formalinkonzentration des Fixierungsstoffes zu verringern, und es durch Alkohol, Glicerin und Pilztötenden Mitteln zu ersetzen. All das kostete viel Zeit und Geld.

Die kritischste unter den materiellen Voraussetzungen für unseren Unterricht ist die sicherung des Sektionsmaterials. Früher standen genug Leichen für den Anatomie-Unterricht zur verfügung, in den letzten Jahrzehnten hat sich die Lage jedoch derart verschlechtert, dass sie das Niveau unseres Unterrichtes schon grundlegend gefährdet. Wir wissen, das auch solche Änderungen die Wiederspiegelungen der Gesellschaftlichen Erscheinungen, der Sozialen Lage und der Allgemeinen Aufassung sind. Jeder ist sich darüber im klaren, das es die Ausbildung von Ärzten ohne Sektionen bzw. ohne praktischen Erfahrungen und Beobachtungen an menschlichen Leichen nicht geben kann oder nicht geben sollte, jedoch will keiner etwas davon wissen, wie sich die Institute ihr Sektionsmaterial besorgen. Heute ist die Leichenversorgung der anatomischen Institute in einer kritischen Situation obwohl wir in den letzten Jahren das Problem der Einäscherung und bestattung der Leichen und der anderen Leichenreste, die während der Sektion entstehen, gelöst haben. Einmal im Jahr wird in Anwesenheit der Lehrkräfte und der Studenten im Rahmen eines ökumenischen Gottesdienstes von all jenen Abschied genommen, deren Körper nach ihrem Tode der Ausbildung von Ärzten gedient haben. Im neuen Gemeindschaftsfriedhof von Rákoskeresztúr liesen wir für die Toten die aus den anatomischen Instituten kommen eine Gedenksäule errichten.

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Begräbnis (2012)

 Wie in jeder bürgerlichen Demokratie werden auch bei uns die Rechte der Verstorbenen durch ein Pietätsgesetz gewahrt, wenn jedoch die Legislative und die Exekutive unachtsam ist, kann die steife und einseitige Regelung dazu führen, das die Ausbildung von Ärzten und in gewisser beziehung die moderne medizinische Praxis unmöglich wird. Ausländische und heimische Erfahrungen zeigen, das man durch Testamentserichtung auf gesetzlichem wege das benötigte Leichenmaterial sichern kann, aber dazu bedarf es noch viel Aufklärung, Zeit und Energie. Und die Ergebnisse zeichnen sich erst nach Jahrzehnten ab. Zum Anatomieunterricht verwenden wir nicht nur Leichen sondern auch Organe. Heutzutage ist der Organ- und Gewebehandel eines der Lieblingsthemen der Medien. Wir befürchten das die wirklichen Verlierer dieser teilweise berechtigten Medienkampagne die anatomischen Institute werden. Es stimmt zwar, dass die Gesetze eingehalten werden müssen, aber solche Stimmungsmacherei hat oft auch unschuldige Opfer. Der Zustand unserer vorhanden Präparate verschlechtert sich bei intensivem Gebrauch schnell, und ihre Ersetzung ist schwer. Deshalb haben wir in den letzten Jahren mit der Unterstützung der FEFA und der Arbeit von einigen enthusiastischen Kollegen die Plastination verwirklicht, mit dessen Hilfe wir unsere besten Präparate konservieren können.   Die Grundlage für den Histiologieunterricht bildet der Mikroskoppark und das Präparatdemonstrations-system. Die beiden paralellen Institute haben einen gemeinsamen Praktikumssaal, der in den letzten 10-15 Jahren teils aus zentralen und teils aus eigenen Einnahmen mit modernen Mikroskopen, sowie einem Video- und CD-Projektionssystem ausgestattet wurde. In dem in drei Einheiten unterteilten Histiologie-praktikumsraum können wir gleichzeitig 6 Gruppen bzw. 126 Studenten unterrichten. Zu jedem Mikroskop gehört ein eigener Satz von Mikroskopischen Präparaten, deren ständige Instandhaltung ziemlich großen Aufwand benötigt. Teils müssen die zerbrochenen oder verschwundenen Präparate ersetzt werden, teils wünschen wir neue, bessere Sätze an zu fertigen.

Hörsaal: unser Institut verfügt über eines schönsten, den vor hundert Jahren herrschenden Stil am meisten bewahrenden Vortragsräume der Universität. Dieser Saal hat Atmosphere, aber dessen Bewahrung und die gleichzeitige erfüllung moderner Anforderungen und die Anwendung von Demonstrationssystemen wird auch noch in der zukunft viele Schwierigkeiten bereiten. Zur Zeit stehen neben der traditionellen Präparat-demonstration auch alte und neue, oft künstlerische Abbildungen sowie Projektoren und einige Filme zur verfügung. In naher zukunft möchten wir Filmvorführungen ermöglichen, sowie Modelle zur Veranschaulichung erstehen.

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Hörsaal -heute
Vorlesung von Prof. Lenhossék, 1909 (aus der Fotosammlung von Prof. Réthelyi)
Hörsaal – 1909: Vorlesung von Prof. Lenhossék

Auch das 100 Jahre alte Museum unseres Institutes dient dem Unterricht und der weitergabe von Kenntnissen. Als wissenschaftsgeschichtliche Seltenheiten gelten die Präparate von Joseph Lenhossék von den Venen des Beckens, sowie das ZNS (zentrales Nervensystem)-Präparat von Leó Davida. Sogar die Herzpräparate unseres ehemaligen Mitarbeiters Ferenc Kádár gehören inzwischen zur Geschichte des Institutes. Leider bedürfte es zur ständigen instandhaltung dieser wertvollen Sammlung eines Fachgebildeten Präparators, über den wir leider nicht verfügen. So dient das Museum z. Z. als Lernmuseum und als unterrichtsort einiger enthusiastischer Biologielehrer.

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Am Lernen im Museum

Unser fremdsprachiger Unterricht bereitet uns schon wesentlich mehr Probleme, da diese jungen Leute aus einem völlig anderen Schulsystem kommen, und oft ganz andere kulturellen Traditionen haben. So ist der Anfang oft schwer, aber mit der Zeit ist eine bedeutende Aufschliesung zu beobachten, einige erreichen, andere üertreffen den Notendurchschnitt der ungarischen Studenten. Obwohl der fremdsprachige Unterricht die Mitarbeiter unseres Institutes zweifellos stark belestet, hatte er in vielerlei Hinsicht positive Folgen. Erstens verrichten wir diese tätigkeit für eine finanzielle Gegenleistung. Die finanzielle Lage der an diesem Unterricht teilnehmenden Mitarbeiter (Lehrkräfte und Hilfspersonal) wurde durch die zusätzlichen Vergütungen verbessert, bzw. konnten einige nur so eingestellt werden. Das ist neben der gegenwärtigen Entlohnung kein nebensächlicher Aspekt. Auch die Finanzlage des Institutes wurde durch die Anteile aus den Einnahmen des fremdsprachigen Unterrichtes bedeutend verbessert. Ein bedeutender Teil der Unterrichts- und Forschungsinvestitionen konnte nur hierdurch verwirklicht werden. Auch vom fachlichen Aspekt aus halte ich die Einführung des fremdsprachigen Unterrichtes für bedeutend, weil die Lehrkräfte neue, moderne Bücher kennen gelernt und ihr Fachwissen erweitert haben. Die aus dem heimischen Angebot fehlenden Bücher kommen durch die Kollegen auch an die ungarische Hörerschaft. Die Sprachkenntnisse der Kollegen ermöglicht es ihnen Heute dass sie alle an fremdsprachigen Kursen teilnehmen, und unter diesen Umständen auch praktische Erfahrungen in der deutschen und englischen Sprache sammeln können.

Vor jeder Prüfung pflegen wir unseren Studenten Konsultationsmöglichkeiten zu sichern. Sowohl im Sektionsraum als auch im Histiologie-praktikumsraum können sie die Präparate noch einmal durchsehen, und ihre theoretischen probleme mit ihren Praktikumsleitern zu besprechen.

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Knochenlehre im Museum

Für die Studenten aller von uns unterrichteten Jahrgänge veranstalten wir einmal im Jahr einen Studienwettbewerb bestehend aus drei Runden. An der ersten Runde kann jeder teilnehmen, die Aufgabe besteht darin, die Zeiger von Abbildungen zu entschlüsseln. Die Besten der ersten Runde können an der zweiten teilnehmen, wo es Gebilde auf Originellen Anatomischen und Histiologischen Präparaten zu erkennen gilt. Die Besten können in der dritten Runde die letztliche Reihenfolge unter sich durch das ausführen von Sektionsaufgaben ausmachen. Die ersten drei werden belohnt und sie erhalten auch gewisse Erleichterungen beim Rigorosum.

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Studienwettbewerb 2015

  Vor drei Jahren haben wir die Studentenbewertung unseres Unterrichtes eingeführt. Wir haben Informationen darüber gesammelt, wie die Studenten die materiellen und personellen Voraussetzungen unseres Unterrichtes bewerten. Die Studenten haben die Fragebögen unter großer Beteiligung ausgefüllt, und haben es aussergewöhnlich positiv bewertet, dass sie eine Möglichkeit zur Meinungsäusserung bekommen haben. Die Meinungen waren im allgemeinen Anerkennend, bzw. deuteten sie darauf hin, dass wir die Thematik bzw. die Unterrichtsmethoden Ändern sollten. Die im allgemeinen positiven Äusserungen über die Tätigkeit der Vortragenden bzw. der Praktikumsleiter beinhalteten auch viel beherzigenswerte Kritik. Wir haben bereits dreimal um so eine Bewertung gebeten, und abgesehen von wenigen radikalen Meinungen zeichnete sich eine positive Tendenz bei der Bewertung unseres Unterrichtes durch die Studenten ab.

Die Unterrichtsreformen der letzten Jahrzehnte haben die Stundenzahlen der Anatomie, Histiologie und Embriologie schon mehrmals gekürzt, vor allem die Gesammtstundenzahl der getrennt unterrichteten Anatomie und Histiologie-Embriologie. Auch jetzt sind noch mehrere bemüht die Stundenzahl und Bedeutung der beschreibenden, morfologischen Fächer zu reduzieren. Die Losung lautet stets, dass wir zu viele Informationen weitergeben, von denen das meiste die Studenten sowieso vergessen. Der statischen Morfologie pflegen sie die sich dynamisch entwickelnden Fächer (z.B. Biochemie, Immunologie, Molekularbiologie) entgegen zu stellen. Erstens möchte ich klar stellen, dass es meiner Meinung nach völlig egal ist, welche Kenntnisse wir weiter zu geben haben. Die Frage ist, ob wir die erwähnte Kenntnis weitergeben müssen, und wenn ja, wie das zu bewerkstelligen ist. Was die Anatomie, Histiologie und die Embriologie betrifft, müssen wir feststellen, dass die Studenten jene Kenntnisse, die Leonardo da Vinci beschrieben hat, ebenso kennen lernen müssen, wie den molekular-biologischen Aufbau des Actins und des Myosins. Die kenntnissmasse unseres Faches vergrösert sich ständig, aber dadurch verlieren jene makroskopischen Kenntnisse, die für den praktizierenden Arzt unerlässlich sind keinesfalls an Bedeutung. Einige Kenntnisse sind nicht wichtig, weil sich der praktizierende Arzt tagtäglich mit den Einzelheiten des Schädels oder des Hirns auseinandersetzen muss, oder mit der Blutversorgung des Magens; aber er muss die Befunde seiner Kollegen verstehen und das Wesen und die Folgen der Eingriffe von Fachärzten dem Patienten erklären können. Die jetzigen Kenntnisse der sich dynamisch entwickelnden Wissenschaften sind Morgen möglicherweise schon veraltet. Ein bedeutender Teil der Anatomischen Gebilde ist seit mehreren hundert Jahren bekannt, aber diese Kenntnisse sind auch Heute von Bedutung, und ohne ihrer Kenntniss ist die Durchführung einfachster medizinischer Eingriffe unmöglich. Die gegen unseren Beruf gerichteten Angriffe führten uns zu diesen Überlegungen, und ich bin entschieden davon überzeugt, dass die Anatomie, Histiologie und Embriologie der zukünftigen Ärztegenerationen Grundkenntnisse weitergibt, deren wichtigkeit mit dem des Alphabetes und des Einmaleins für Erstklässler zu vergleichen ist. Vor wenigen Jahrzehnten haben wir versucht die Anatomie in drei Semestern zu Unterrichten, aber auf Forderung der Studenten wurde die alte Unterrichtsordnung bald wieder eingeführt. Der dreisemestrige Anatomieunterricht bedeutete gleichzeitig einen einsemestrigen Physiologieunterricht, weil im Semester des Rigorosums die Studenten nichts anderes lernten. Als Schlussfolgerung möchte ich noch vorschlagen, dass wenn man uns zur weitergabe der wachsenden Kenntnissmasse schon keine zusätzliche Zeit mehr sichert, dann diese wenigstens nicht kürzt.

 

Während der letzten Jahrzehnte hat sich in unseren Lehrkräften eine bedeutende Menge an wissenschaftlichen und Lehrkenntnissen angehäuft. Als erster startete Miklós Palkovits einen PhD-Kurs an unserer Universität im Jahre 1992. In den Jahren 1992 und 93 unter den Titeln Humane Neuroanatomie I. und II. Vergleichende Neuroanatomie. 1994 mit dem Titel Funktionelle und experimentelle Neuroanatomie, 1995 und 96 kommt es zur Wiederholung der vorhergehenden Kurse. Das Interesse an den Kursen war bedeutend. 1997 organisierte Miklós Réthelyi einen Kurs unter dem Titel Die Entwicklung des zentralen und peripheren Nervensystems sowie der Sinnesorgane. 1998 unterhielten András Csillag und seine Kollegen einen Kurs mit dem Titel Die neuroanatomischen Grundlagen des Lernens und der Motivation. Unser Institut unterrichtete Jahrzehntelang Anatomie an der Psychologischen Fakultät der ELTE. Dieses Programm wurde von Tibor Donáth koordiniert. Wir nehmen an interdisziplinaren gradualen und postgradualen Ausbildungen Teil. 1995 begann in gemeinsamer Organisation der Technischen Universität Budapest, der Veterinärmedizinischen Universität und der Semmelweis Medizinischen Universität die Zweitdiplomsbildung der Medizinbiologie-Ingenieure, deren program für Funktionelle Anatomie von László Simon organisiert wird. 1996 begann an der Technischen Universität Budapest der Human-anatomie Kurs der graduellen Bioingenieur-Ausbildung unter der Leitung von Árpád Kiss. In den vergangenen Jahren hielt Tamás Sebestény mehrmals ein Spezialkollégium mit dem Titel Die anatomischen Beziehungen der Akupunktur. Für die Bildungsorganisation-Studenten der Pécser JPTE hielt ebenfalls der Kollege Sebestény eine zweisemestrige Vortragsserie mit dem Titel Die Anatomie des menschlichen Körpers. Unser Kollege unterrichtete 5 Jahre lang Anatomie an der Hochschulfakultät des Pető Institutes. Den Lehrkräften unseres Institutes kam schon Lange der Gedanke, dass aus der Facharztbildung der Unterricht und das Abfragen morfologischer Kenntnisse fehlt. Bislang haben wir es den Fachkollegien und den Oberbehörden vergebens empfohlen, im Rahmen der fachärztlichen Ausbildung die Teilnahme an so einem morphologischen Lehrgang obligatorisch zu machen. Im Zeichen dieser Gedanken organisierte Erzsébet Fehér einen Lehrgang für Geburtshelfer und Gynekologen mit dem Titel Die klinischen beziehungen der Eingeweide des Beckens. All dies spiegelt wieder, das die überlasteten Lehrkräfte des Institutes immer noch über eine starkes fachliches Plichtgefühl und Kreativität verfügen, und das sie die Ausbildung von Ärzten für ihre Berufung halten, und zu dessen verbesserung zu allen Opfern bereit sind.  


(Quelle: dr. Ferenc Hajdu: „Intézetünk oktatási tevékenysége“ – Intézeti Évkönyv /“Die Schulungsarbeit unseres Institutes“ – Institutsjahrbuch/, 1998)